Fyrgar - Volk Des Feuers
gelingen.«
Gondwin lockerte den Griff etwas, aber nicht so, dass Aldavinur sich hätte befreien können. Doch er konnte endlich wieder ausreichend Luft holen, und er atmete mit einem pfeifenden Geräusch ein.
Langsam sammelte er das Feuer in sich, die letzte Waffe, die ihm blieb.
Gondwins Atem strich über Aldavinurs Gesicht. »Was wäre, wenn ich dich jetzt küssen würde?«, wisperte er dicht an seinen Lippen.
»Mein Feuer vernichtet deine Kälte, Gondwin, dein Kuss würde nichts bewirken«, antwortete der Fyrgar heiser und hustete. »Diese Magie wirkt nicht. Beende es! Ich werde niemals aufhören, dich zu jagen. Und ich werde einen Weg finden, deine Magie auszuschalten. Ich bin Fyrgar, ich kann nicht auf diese Weise vernichtet werden.«
Gondwins Gesicht verzerrte sich, und er schüttelte ihn. »Wann begreifst du es, du Narr? Ich will dich nicht töten! Wenn mir daran gelegen wäre, hätte ich dich bereits in den Bergen erschlagen! Ich will, dass du den richtigen Pfad einschlägst. Erkenne, welchem furchtbaren Irrtum du unterliegst!«
Aldavinur schwieg.
Gondwin strich ihm mit der Hand über die Wange. »Dieses Gesicht ... wenn ich das jemals geahnt hätte ...«
Es blieb nur noch eine Frage.
»Bist du der Schattenweber?«, fragte Aldavinur tonlos.
Gondwin war der einzige Anhänger, der nicht von der Seuche befallen war. Wie sollte er sie dann durch den Kalten Kuss übertragen können?
Gondwin ließ ihn unvermittelt los und stand auf. »Nein. Aber du bist nah dran.« Er grinste plötzlich und breitete seine dunklen Flügel aus, schlug leicht damit. »Vielleicht gibt es ja doch noch Hoffnung, Meister. Ich erwarte dich also. Ich werde dich nicht aufgeben, denn die Wahrheit lässt sich niemals aufhalten, und gerade dir ist daran mehr gelegen als an allem anderen.« Dann erhob er sich in die Luft und flog ostwärts davon.
Aldavinur richtete sich auf und rieb sich die Kehle. »Nur einer«, flüsterte er. »Nur einer.« Ihm wurde eiskalt.
14.
Die man die Wächterin nennt
Aldavinur stand auf, sammelte Helm und Schwert ein. Dann ging er zu einem Wasserspender an einer Säule, der aus der Seequelle gespeist wurde, wusch sich das Gesicht und trank ein paar Schluck. Er fühlte sich erschöpft und mutlos, doch er durfte sich nicht damit aufhalten, sich allzu viele Vorwürfe zu machen.
Die Suche nach Gondwin musste er zunächst aufschieben, ihn konnte er später wiederfinden, und dann war der Weg zu Efrynn wahrscheinlich auch nicht mehr weit. Aber zuerst mussten die Flammenritter befreit werden.
Der Halbkrahim nahm bestimmt an, dass der Glasbann unüberwindlich war, und lange vorhielt. Er konnte also seiner Einbildung nach seine Forderungen so lange stellen, bis seine Gefangenen aus Verzweiflung nachgaben. Und das war absehbar. Der Zeitpunkt würde kommen, zu dem ihnen alles besser erschien als dieser gläserne Kerker.
Doch Aldavinur lebte schon einige Tausend Jahre, und er mochte zwar nicht viel wissen über das Leben der heutigen Zeit, aber mit alten Mächten kannte er sich aus. Bereits als Kind hatte er viel studiert und seiner Lehrmeisterin unermüdlich Fragen gestellt.
»Was schmilzt Glas?«, murmelte er und löste den kleinen Beutel von seinem Gürtel. »Feuer. Und das beste Feuer wird aus Glutsteinmehl geboren. Es ist unzerstörbar. Nichts kann dieses Feuer beherrschen oder gar löschen, wenn der Fyrgar es nicht will.« Das war, wenn man so wollte, die ureigene Magie des Volkes. Fyrgar konnten keinen echten Zauber wirken, und es gab keine Mächtigen unter ihnen, aber sie konnten damit umgehen.
Die erhabene Stille des Ortes erfüllte ihn, während er sich der ersten Statue in purpurfarbenem, goldgesäumtem Wappenrock zuwandte. Er streute etwas Steinmehl auf das Glas und verfuhr so bei jedem Gebannten. Dann kehrte er zur ersten Statue zurück, zeigte mit einem Finger auf die vorbereitete Stelle und konzentrierte sich.
Diese Rüstung war hervorragend gearbeitet. Die in den Handschuh eingewobenen feinen Metallfäden nahmen sein inneres Feuer auf und leiteten es auf das Glutsteinmehl. Nur eine kleine Stichflamme, die sofort wieder erlosch, bevor ein Funke versehentlich auf das Glas traf, denn das konnte schwerwiegende Folgen haben. Aldavinur lauschte, und als er das leise Knistern vernahm, ging er sofort weiter zur nächsten lebenden Skulptur. So verfuhr er mit allen und trat schließlich zurück, beobachtete genau, was geschah. Das Knistern wurde lauter, begleitet von leisem Zischen, als das erhitzte
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