Fyrgar - Volk Des Feuers
Heeres. Noch während der Nacht hatte der Oberbefehlshaber die Türme, Leitern und Rammböcke in Stellung gebracht - doch so, dass vom Feind weder die Anzahl noch die genaue Stellung ausgemacht werden konnte. Jetzt kam es auf Schnelligkeit an; Aldavinur vertraute auf die Befehlshaber. Er konnte ohnehin nichts mehr ausrichten, sie mussten getrennt handeln.
Die ersten Schleudergeschütze nahmen ein Mauerstück unter schweren Beschuss, während Leitern und Rammböcke dorthin gebracht wurden. Ebenso wurden die Türme auf die Mauer zu gezogen. Die Bläser gaben ununterbrochen Signale, die für den Feind nur unverständliche Tonfolgen waren, die den Befehlshabern jedoch genau anzeigten, wohin Zuran die Aufmerksamkeit lenken wollte. Die Reiterei ging in Stellung, und wurde, falls der Feind die Festung verlassen wollte, verstärkt durch Bogenschützen. Das restliche Heer rannte im Sturmlauf auf die Mauer zu.
Aldavinur konnte das Tor schon sehen. Es gab keinen Graben und keine Zugbrücke, die Mauern waren so dick und von Felsen umschlossen, dass diese einzige Schwachstelle nicht mehr besonders gesichert wurde.
Das Tor selbst war allerdings beste Schmiedearbeit, für einen Riesen zu schwer und ganz aus Metall. Aber Fyrgar-Feuer ließ sich auch davon nicht abschrecken, es verfügte über verbindende Möglichkeiten und eine hohe Schmelzkraft.
Die Flammenritter hielten die Beutel mit dem Glutsteinmehl bereit.
»Dann gehen wir also alle gemeinsam durch das Feuer!«, lachte Svenlin, während sie auf das Schloss zu galoppierten.
Da fiel ihm Arenhel ins Wort, wild gestikulierend brüllte sie: »Seht doch! Nefreta! Sie kommt!«
Aldavinur fuhr so jäh herum, dass er beinahe den Halt im Sattel verloren hätte, und sein Herz schlug so wild, dass er Angst hatte, es würde ihm die Brust durchstoßen. Und tatsächlich, von Südosten her preschte ein großes Pferd heran, auf dem eine Rittergestalt in rotgoldenem Wappenrock saß, der weithin sichtbar leuchtete. Lange kupferfarbene Haare wehten wie eine Fahne.
Auch das Heer hielt für einen Augenblick inne, und die Soldaten schlugen begeistert Schwert, Axt und Speer gegen die Schilde und schrien wie aus einem Mund:
»Die Löwin von Luvgar! Hoch! Hoch! Der Feind wird fallen!«
»Sie hat es gewusst«, murmelte Aldavinur, zitternd vor Anspannung. »Sie hat genau den Augenblick abgewartet, denn jetzt werden sie unerschütterlich an den Sieg glauben und den Durchbruch schaffen!«
»Die Löwin von Luvgar!«, schrien auch die Flammenritter und hoben die Schwerter. »Hoch Nefreta! Barastie wird brennen!«
Dann preschten sie gemeinsam los, nur Aldavinur hielt sein aufgeregtes Pferd zurück, gab erst die Zügel frei, als Nefreta zu ihm aufgeholt hatte. Ihr Pferd wieherte laut, und viele Streitrösser antworteten schallend.
Eine Menge Töne brachen sich in diesen Stunden an den Felsen und wurden vielfach erschauernd zurückgeworfen.
Nefreta hob ihre Fahne und preschte neben Aldavinur auf das riesige Tor zu, dessen Ketten, Stacheln und Scharniere unüberwindlich und unzerstörbar wirkten.
Die Flammenritter formierten sich nun zu Vierergruppen. Aldavinurs Plan ging auf, nur wenige Wachen schickten ihnen einen Pfeilhagel und Speere entgegen, alle anderen waren zur Verteidigung der Festung gegen das Heer gebunden. Sie hoben die großen Schilde, die sie nur beim Angriff zu Pferde trugen, bildeten so eine fast geschlossene Formation und wehrten alle Geschosse ab.
Nefreta und Aldavinur setzten sich nun an die Spitze und waren bald zu nah unter den Überhängen, als dass sie von den Pfeilen hätten erreicht werden können. Zum Tor waren es nur wenige Galoppsprünge, und Aldavinur hörte hektische Befehle und sah eilige Bewegungen, doch direkt am Tor, das in einen großen, breiten Bogen eingefasst war, konnte keiner sie mehr erreichen.
Sie saßen ab und ließen die Pferde laufen; ab jetzt konnten sie ihnen nicht mehr nützlich sein. Auch die Schilde legten sie ab; einer nach dem anderen kamen die Gefährten heran; die Letzten gaben Deckung, indem sie mit der Armbrust auf die Zinnen schossen.
»Sie werden verzweifelt sein, weil sie nicht wissen, was wir jetzt vorhaben«, sagte Andun und nahm seinen großen, schweren Beutel vom Sattel. Auch Endwist und Wyndrit brachten ihre Säcke mit, gefolgt von den anderen.
»Sie haben noch nie gegen Fyrgar gekämpft«, erklang Nefretas vertraute, warme Stimme.
Aldavinur hätte sie so gern in die Arme geschlossen, ohne hinderliche Rüstung. Er wusste nicht,
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