Fyrgar - Volk Des Feuers
alte Hülle wurde abgestreift, sein inneres Feuer verband sich mit dem äußeren und schuf eine neue, gesunde Hülle für ihn.
Die Vierte Stufe erwartete ihn, Tarsanu, der Verlust ...
Wie wahr.
Und wie sehr Verlust, sollte er nun erfahren, als Gondwins Fluch seine volle Wirkung entfaltete.
Während das Blut versiegte und Aldavinurs Wunden sich schlossen, geschah bei Nefreta nichts. Sterbend lag sie in seinen Armen, sie wurde immer leichter, je stärker er und je schwächer sie wurde.
»Geliebte, warum heilst du nicht?«, fragte er erschüttert.
Sie legte die Hand an seine Wange. »Weil ich schon einmal als Sterbliche hindurchgegangen bin«, flüsterte sie. »Es gibt keine Stufe mehr für mich. Doch für dich gab es Hoffnung, und ich wollte ... so gern mit dir durch das Feuer gehen ...«
»Nein ... nein ...«, stieß er verzweifelt hervor. »Bitte verlass mich nicht ...«
»Es tut mir leid.« Ihre Stimme war unendlich sanft. »Ich muss jetzt gehen. Sei nicht traurig, mein Liebster, du bist ein Fyrgar. Du weißt, wie wir zum Tod stehen ...«
»Aber ich liebe dich!«, schrie er unter Tränen. »Warum sollte ein Fyrgar trauern, der nie liebt, der nie Anteil nimmt am Leben, sondern alles immer nur aus der Distanz betrachtet? Das bin ich nicht mehr!«
Das Feuer sang um sie herum, umhüllte sie mit liebevoller Wärme, schmiegte sich an sie. Es tanzte nur für die beiden Fyrgar.
»Und das ist wunderbar«, wisperte Nefreta zärtlich. »Doch du wirst mich nicht verlieren, mein geliebter Aldavinur, und du bist auch nicht allein. Da ist noch etwas, das du erfahren musst. Warum ich mich von den anderen getrennt habe und erst jetzt gekommen bin ...«
Er kniete sich hin und legte sie sanft auf dem Boden ab, lehnte ihren Oberkörper an sich, ihren Kopf in seine Armbeuge gebettet. Dann begriff er. »Willst du sagen, dass du ... und ich ...«
Sie nickte schwach. »Unsere Liebe wurde gekrönt durch eine wunderschöne Tochter. Ich bin deswegen fast bis nach Ra'go geritten. Kurz vor der Grenze gibt es ein liebliches Tal, durch das sich ein Fluss schlängelt, und am Ufersaum steht ein einsamer Hof. Du wirst ihn leicht finden. Das Blutband zwischen euch wird dich führen.«
»Warum ... hast du mir das nicht vorher gesagt ...«, schluchzte er. »Warum durfte ich nicht dabei sein ...«
»Weil du dich damit an Gondwin ausgeliefert hättest. Du hättest nur an dein Kind gedacht und an mich. Alle Hoffnungen ruhten auf dir, Aldavinur. Und ich wäre niemals zurückgestanden. Ich bin die Wächterin Luvgars, das ist meine Pflicht. Aus diesem Grund hatte ich bisher nie ein Kind. Aber mit dir ... unsere Baikus verflochten sich miteinander. Wir sind gemeinsam durch das Feuer gegangen, auf unsere Weise, und ich bin sehr froh.« Ihre Miene verdunkelte sich. »Es wird Zeit ...«
»Geh nicht ...«, flehte Aldavinur. »Nefreta!« Er hielt sie fest in seinen Armen, presste seine Lippen auf ihren Mund, um ihren letzten Atem aufzufangen und an sie zurückzugeben, damit sie weiteratmete, damit sie lebte. Es musste möglich sein, denn die Liebe war das Leben, ermöglichte alles, war der Ursprung jeglichen Seins. Mit Liebe war dieses Universum geschaffen worden, sie musste stärker noch als der Tod sein und ihn überwinden können.
»Ich liebe dich«, wiederholte er weinend, wie einen magischen Bannspruch. »Nefreta, du darfst mich nicht verlassen, nicht jetzt! Unser Kind braucht auch eine Mutter, nicht nur einen Vater! So spät erst erkannte ich den Irrtum der Fyrgar und lernte das Wahre Wort kennen, und alles, was damit verbunden war. Mein Herz ist erfüllt davon, und ich will weitergeben, was ich gelernt habe. Ich flehe dich an, Nefreta ...«
Doch die Löwin von Luvgar atmete nicht mehr.
Asturin sah auf, als er in den letzten Tagen des Sommers einen Mann aus dem Wald kommen sah, der direkt auf ihn zuschritt. »Geh ins Haus«, sagte er zu Feruna und schob Messer und Sichel an seinem Gürtel zurecht. Die Heugabel stellte er aufrecht neben sich wie eine Hellebarde und blickte dem Herannahenden herausfordernd entgegen.
Gleich darauf entspannte er sich. Nur auf einen Mann traf diese Beschreibung zu. Dieser geschmeidige Gang einer Katze, der hohe, kräftige Wuchs, die glänzenden blauschwarzen Haare und vor allem die kristallklaren Turmalinaugen, rot und grün, mit schlitzförmigen schwarzen Pupillen. An der linken Seite trug er ein schimmerndes Schwert in einer schlichten Scheide; der Sonnenstein am Knauf strahlte hell.
»Ich habe Euch
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