Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
Vom Netzwerk:
schulterte er den Beutel und schritt mit Eírtiti auf dem Arm Richtung Wald davon.

DRITTES LEBEN
 
Die Allumfassende

17.
 
Und was dann geschah
 
    Wohin nun? Wohin konnte Aldavinur sich wenden? Er war erneut durch das Feuer gegangen, und nun gab es nichts mehr für ihn, außer dem Warten auf den Tod. Vielleicht zwanzig Jahre, oder dreißig, wer konnte das sagen, doch es war ihm gleich. Sein einziges Ziel war es, Eírtiti in Sicherheit aufwachsen zu sehen, dann war alles getan. Ohne Nefreta gab es kein Leben mehr, er fühlte sich, als hätte man ihn in der Mitte gespalten und nur noch die Hälfte von ihm wäre übrig.
    Er bewegte sich durch das Land, immer Richtung Nordwesten. Dorthin, wo alles begonnen hatte. Dorthin, wo er die Berge wenigstens von Ferne sehen konnte. Dorthin, wo er vielleicht Rat finden würde.
    Was um ihn herum geschah, berührte ihn nicht, und er suchte nie eine Behausung auf, mied alle Straßen und Wege. Eírtiti war nicht schwer zu versorgen, sie war eine Fyrgar und stammte von Eltern ab, die Jäger gewesen waren. Es war einfacher als bei den Menschen.
    Aldavinur wusste nicht, wie viele Flammenritter überlebt hatten, und was noch von Zurans Heer übrig war. Das war auch nicht wichtig. Sie kamen alle selbst zurecht und brauchten ihn nicht mehr bei ihrem Neuanfang. Das Land war frei, die Seuche gebannt, und alle Befallenen waren auf dem Wege der Heilung. Sie würden wieder zu sich selbst finden. Und die letzten Krahim hatten sich zum Domgar in Nerovia zurückgezogen, ein aussterbendes Volk, das in Bedeutungslosigkeit versank. Also gab es nichts mehr zu tun für ihn.
    Der Himmel strahlte, und in der Ferne konnte er den weißen Gipfel des Wolkenreiters erahnen, den keine Wolke mehr verdeckte. Vielleicht war ihm verziehen worden. Doch er konnte nicht zurück in die Berge, noch nicht.
    Das war ihm nur zu einer letzten Pflicht möglich, später.
    Eírtiti wackelte ihre ersten Schritte, als Aldavinur mit ihr das Freie Haus erreichte, in dem er damals König Rowarn und Nachtfeuer getroffen hatte. Zum ersten Mal seit Beginn der Wanderung begab er sich in die Nähe anderer, und ihm war seltsam zumute, als er die Tür öffnete und vielstimmiger Lärm, begleitet von Musik und Gesang ihm entgegenschlug und Essensgerüche und körperliche Ausdünstungen ihm in die Nase stiegen. Er hatte den Vorraum kaum betreten, da eilte ihm bereits eine Schankmaid entgegen und gab ihm wortlos ein Zeichen, ihr zu folgen. Mit der Tochter auf dem Arm folgte er der jungen Frau. Eírtiti sah sich mit großen Augen und offenem Mund um, sie hatte noch nie so viele Wesen auf einmal gesehen. Angst hatte sie keine, ab und zu grinste sie, wenn sich ihr Blick mit einem Gast kreuzte.
    Aldavinur verharrte, als plötzlich Stille einkehrte und sich ihm alle zuwandten, genau in dem Moment, da er das Zentrum des Hauses durchquerte. Dann standen sie auf, alle zugleich, Mensch oder Alter Dämon oder Unsterblicher; auch das Gesinde kam zusammen, und sie verneigten sich wortlos vor ihm.
    Seine Lippen zitterten, und er konnte nicht verhindern, dass ihm eine Träne über die Wange lief. Aber nicht aus Rührung. Es war nicht leicht, jetzt nicht in Flammen aufzugehen, so verbittert war er, so sehr schmerzte es ihn. Er nickte als höfliche Geste in den Raum hinein und sah dann die Schankmaid bittend an.
    Kein Ton war gefallen, und alle Gäste nahmen ihre Plätze wieder ein, während die junge Frau ihm bedeutete, ihr weiter zu folgen. Schwermütig setzte er den Weg fort, während um ihn herum wieder alles war, als wäre nichts geschehen.
    Aldavinur bekam eine kleine Nische zugewiesen, wo er für sich sein konnte; niemand beachtete ihn jetzt noch, so als würden sie alle seinen unausgesprochenen Wunsch achten, in Ruhe gelassen zu werden. Darüber war er froh, und er fühlte sich rasch besser.
    Er setzte sich auf die Bank, Eírtiti auf seinem Schoß. Freudestrahlend patschte sie auf den vollgefüllten Teller, der zusammen mit einem Krug Bier vor sie beide hingestellt wurde. Im Nu waren sie, ihr Vater und die Tischplatte bekleckert. Anschließend leckte sie sich die Handballen ab. »Mhmmm«, machte sie und schmatzte genüsslich.
    Er seufzte und schob die Schwermut von sich; seine Tochter verlangte nach Aufmerksamkeit. »Langsam«, brummte er. »Wir wollen beide was davon haben.«
    »Hihi«, kicherte sie und wollte nach seinem Bierkrug greifen, was er gerade noch verhindern konnte.
    Es wurde dann noch ein anstrengendes, aber vergnügliches Essen, und

Weitere Kostenlose Bücher