Fyrgar - Volk Des Feuers
anderen mit einen Bann belegt?«
»Um etwas zu bewahren. Ich weiß nicht, was, ich habe nie daran gerührt. Waldsee ist voller Artefakte, und möglicherweise bewahren sie eines davon.«
»Die Fyrgar bewahren Wissen, keine Artefakte. Und ich ...« Aldavinur warf einen Blick auf Eírtiti. »Ich werde mein Kind großziehen, und wenn es mich nicht mehr braucht, soll es mit meinem Leben vorbei sein, ich habe genug.«
»Wollt Ihr das wirklich?«, versetzte der Zauberer.
Aldavinur antwortete nicht. Er war zu müde, um darüber zu sprechen. »Darf ich Euch eine Frage stellen?«
»Selbstverständlich.«
»Nachdem ich herabgestiegen bin, führte mich mein Weg als Erstes in dieses Freie Haus, um mir Wissen zu verschaffen. Ich begegnete dem dahinscheidenden König Rowarn von Ardig Hall. Er wunderte sich, dass Ihr nicht da wart.«
»Weil er da war.«
»Ich weiß, und das war auch nicht meine Frage.« Zorn verdunkelte Aldavinurs Augen. »Ihr seid das mächtigste Wesen dieser Welt. König Rowarn sagte, Ihr seid immer dort, wo Ihr am meisten gebraucht werdet.« Seine Stimme wurde immer lauter, und er sprang auf und beugte sich über den dunklen Mann, der überrascht zu ihm aufsah.
»WO, VERDAMMT NOCHMAL, BIST DU GEWESEN, ALS LUVGAR IN HÖCHSTER NOT WAR?«, brüllte er den Zauberer an. Der donnernde Hall seiner Stimme erfüllte den ganzen Raum. Es war ihm gleichgültig, dass ihn jeder hören konnte, und dass er hier einen Mann zur Rechenschaft zog, der wahrscheinlich über göttliche Kräfte verfügte, aber gewiss über wenig Geduld.
Der Annatai sah zu ihm auf. »Diese Frage ist nicht unberechtigt.«
»Und wie lautet die Antwort?« Aldavinur war immer noch aufgebracht. Er hatte seinem so lange aufgestauten Zorn kaum Luft gemacht. Heftig atmend setzte er sich wieder.
»Es ... war mir nicht möglich.«
»Das genügt mir nicht!«
Halrid Falkon lenkte ein. »Na schön. Die beschämende Wahrheit ist, dass ich mich tölpelhaft in einer Falle fangen ließ und erst freikam, nachdem du die Schattenweberseuche ausgelöscht hattest! Es war alles sehr genau geplant. Und alles wäre verloren gewesen ... ohne dich.« Halrid Falkon lehnte sich zurück. »Aus diesem Grund bin ich jetzt hier, Aldavinur, um meine Schuld abzutragen. Was du getan hast, verdient Hochachtung und Dank. Ich möchte dir helfen, zur Ruhe zu kommen. Deshalb bitte ich dich, mich zu begleiten. Ich werde dich an einen Ort bringen, wo deine Seele heilen und deine Tochter glücklich und in Sicherheit aufwachsen kann.«
Aldavinurs Zorn war verraucht. Er brachte nur noch ein Wort heraus. »Gut.« Er hatte keine Kraft mehr, nach dem Warum zu fragen, und ob er das annehmen konnte. Im Grunde war er doch genau deswegen hierhergekommen, um Unterstützung zu finden. Trost und Rat.
»Dann ist es beschlossene Sache. Trink aus, mein Freund, es gibt keinen Grund, länger hier zu verweilen. Das ist eine der Regeln der Freien Häuser.«
»Was würde sonst geschehen, wenn wir es täten?«
»Das weiß man nie. Aber es heißt, dass hier schon so mancher verloren ging, weil er ohne Grund blieb.«
»Und du?«
Halrid Falkon entblößte prächtige weiße Zähne, als er lächelte. »Wenn ich nicht gerade in eine Schlinge stolpere und mich darin verfange, bin ich oft hier. Man trifft so viele interessante Leute.«
Aldavinur entschlüpfte ein vorsichtiges Lächeln. Er sollte nach vorn blicken, nicht zurück. Und die Aussicht, auf einem Drachen zu reiten, hatte einen gewissen Reiz. Dann stand er auf, zog sein Schwert, ohne es anzusehen, und hielt es dem Zauberer hin.
»Bitte nimm es. Ich habe keine Verwendung mehr dafür, und es soll in sichere Hände.«
Der Annatai betrachtete das Schwert schweigend, ohne es zu berühren. »Luvian«, sagte er schließlich. »Du hast es von Rowarn Perlmond erhalten, nicht wahr?«
»Ja, damals hier im Freien Haus.«
»In einem Freien Haus begegnete auch ich ihm einst das erste Mal«, sagte Halrid Falkon leise. Schmerz zuckte in seinem Gesicht. »Das ist das Grausame an der Unsterblichkeit: Man muss immerfort Abschied nehmen und lässt alle hinter sich.«
»Nur wenn man hier unten ist, und da sind wir beide nun einmal angekommen, Herr Zauberer. Bei den Fyrgar wäre das anders. Wie auch immer: Nimm Luvian«, bat Aldavinur.
»Um nichts in der Welt«, lehnte der Zauberer entschieden ab. »Mir genügt das zweitbeste Schwert, ich brauche nicht noch eins dazu. Ich habe zudem geschworen, mich von allen Artefakten fernzuhalten, und Luvian ist ein solches.
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