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Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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schwierige Zeit. Efrynn musste gefördert werden, durfte aber nicht übermütig werden. Er musste lernen, seine Gefühle besser zu beherrschen, und erst recht, bescheiden zu bleiben. Eitelkeit war der Grundstein zur Dummheit, die weitab vom Wege brachte.
    »Jetzt gleich?«
    »Ja. Ich komme später wieder und sehe mir den Fortschritt an.«
    Efrynn jauchzte. »Ich werde dich nicht enttäuschen, Meister! Gib mir nur genug Zeit, damit ich auch fertig werde!«
    »Du hast drei Tage. Und achte darauf, dass der nächste Schneesturm nicht gleich alles wieder fortbläst.«
 
    Aldavinur überließ den Jungen sich selbst. Sein Atem gefror zu Eis und zauberte einen glitzernden Bart aus Raureif um Nase und Schnauze, legte sich auch auf seine Ohrhaare und auf seine langen Tasthaare über den Brauen. Lang wallte das Fell an ihm herab, während er auf den Wolkenreiter zuhielt, der sich heute in lodernder Pracht offenbarte. Als wäre alles wieder wie zuvor, und als hätte nie eine Verhüllung, eine Entfernung stattgefunden. Aldavinur lief in geschwindem Lauf bis zum Rand der Ebene, bevor der Pass steil anstieg, setzte sich dort nieder und richtete den Blick auf den leuchtenden Gipfel. Fallwinde trugen flüsternde Botschaften herab und sanfte Klänge, die sein Gehör liebkosten.
    So nah und doch so fern, dachte Aldavinur. Still ließ er die Klänge auf sich wirken, er spürte, wie er sich darin auflöste und ein Teil davon wurde. Beinahe war er versöhnt. Würde sich nun alles wieder zum Guten wenden? Was brauchte es eine Fünfte Stufe, wenn er dies alles hatte!
    Doch die Unruhe, die ihn schon lange quälte, gewann bald wieder die Oberhand. Er war nicht so weit, auf den Gipfel zu gehen und dort zu bleiben, das war nur ein Wunschtraum seit jeher. Hier unten warteten Aufgaben auf ihn ... und diese immer noch unbekannte Veränderung, die er nicht verdrängen konnte, deren Folgen vielleicht Efrynn betrafen. Er konnte es spüren, bis in die Spitzen seines Fells. Dass der Wolkenreiter sich versöhnlich zeigte, mochte nur ein kurzes Innehalten sein vor dem nächsten Sturm.
    Aldavinur stand auf und schüttelte sich. Dann lief er Richtung Nordhang, um auf die Jagd zu gehen. Ja, jetzt, am helllichten Tag, denn nachts war es so kalt, dass selbst die Tiere mit dem dicksten Fell eng aneinandergekuschelt in Nischen und Höhlen Schutz suchten; sie besaßen kein inneres Feuer, das sie vor dem Erfrieren schützte.
    Einige Tiere lagen im Winterschlaf. Aldavinur hätte sie leicht aufspüren können, doch er ließ sie in Ruhe. Seine Beute musste die Möglichkeit haben, sich zu wehren, und wissen, welche Gefahr ihr drohte. Sollte er etwas fangen, würde Aldavinur das erlegte Tier anschließend ehren, weil es ihm sein Leben geschenkt hatte, und ein Gebet sprechen, dass sein Fleisch ihm viele Tage Kräfte geben möge.
    Er kletterte eine Zeitlang in den Felshängen herum, während die Sonne weiterwanderte und immer schrägere Schatten warf. Bald würde sie hinter den gezackten Gipfeln der Westkrone versinken, über die sie zu wärmeren Zeiten sonst hoch hinwegstieg.
    Auf einmal ruckte sein Kopf herum, und seine Ohren stellten sich gerade nach vorn. Ein klapperndes Geräusch, nicht weit von hier. Sofort duckte Aldavinur sich und schlich sich eng an die Felsen gedrückt vorwärts. Seine Schwanzspitze zuckte. Allzu nah konnte er sich nicht heranpirschen, sein schwarzes Fell stach deutlich aus dem Schnee und dem grauen Fels hervor.
    An der Kante eines Überhangs weiter vorn, ungefähr eine Sprunghöhe nach oben, entdeckte er einen Widder. Seine Hörner waren bereits zweimal gebogen, und er bewegte sich langsam auf zittrigen Hufen. Er musste sehr alt sein und hatte wohl aus Schwäche den Anschluss an seine Sippe verpasst.
    Aldavinur fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, seine Pupillen wurden groß und rund. Er schätzte die Entfernung ab, die Geschwindigkeit des Widders, und die Stelle, an der er ihn stellen und zuschlagen musste, um ihn zu erlegen. Der Bock mochte langsam sein, aber er war nicht umsonst so alt geworden. Er machte seine körperliche Schwäche mit Erfahrung wett.
    Und da hielt er auch schon inne und drehte den Kopf. Der Wind spielte mit einem langen weißen Bart, der von seinem Kinn herabwuchs. Seine bernsteinfarbenen Augen schienen sich direkt in Aldavinur zu bohren. Er hatte den Fyrgar unmöglich wittern können, da er sich gegen den Wind angeschlichen hatte, und dennoch wusste er es. Ein schlauer alter Bursche. Er stieß ein lautes Blöken

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