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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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nichts bemerkt, und schnitzte scheinbar ruhig weiter. Doch seine Muskeln waren angespannt, wie bei einem Tier, das zum Sprung bereit ist. Er ahnte, wer hinter ihm stand. Gespielt arglos fragte er: »Was willst du, Hans?«

    Hämisches Lachen war zu hören. »Hast du auch augen im Hinterkopf?«, fragte der Wolfsjäger spöttisch.
    »Dein Geruch verrät dich!«, sagte Veit und drehte sich um. Er blickte den alten durchdringend an. Der Wolfsjäger schlich um ihn herum und stellte sich hinter den Holzklotz.
    »Horch, was ich dir sage: Deine Sinne haben sich wohl in den vergangenen Jahren geschärft – da draußen in der Wildnis?«
    Fragend zog Veit eine augenbraue in die Höhe.
    »Du weißt nicht, wie ich das meine? Nun, vielleicht hilft dir das auf die Sprünge.«
    Der Jäger holte hinter seinem Rücken ein Wolfsfell hervor. Die Größe verriet, dass es von einem jungen Wolf stammen musste. Veits Hände verkrampften sich um den Stiel der Mistgabel, sein Mund wurde trocken, und seine Muskeln zuckten. Mit einem Satz sprang er über den Klotz und zielte mit der Mistgabel auf die Kehle des Jägers.
    Der alte wich angstvoll zurück, doch Veit kam ihm nach und drückte ihn mit der Gabel gegen die Stallwand. Krachend fuhren die Zinken rechts und links von seinem Hals in die Holzwand und hielten ihn gefangen. Durch die Heftigkeit des aufstoßens brach ein Zinken, und ein Splitter bohrte sich in die Haut.
    »Du hast mich verletzt«, kreischte der Wolfsjäger, der spürte, wie das Blut an seinem Hals hinunterlief.
    Ungerührt stand Veit vor ihm und presste die Gabel weiter gegen die Stallwand. »Woher hast du das Fell?«
    Trotz der angst, die Veit in den augen des Jägers ablesen konnte, lächelte der hässlich.
    »Es war nicht schwer, ihrer Spur im Schnee zu folgen. Bei der Kälte friert jeder abdruck fest. Hat sich ganz schön gewehrt, das Mistvieh …«
    Weiter kam er nicht, denn während Veit mit der linken Hand die Mistgabel umklammert hielt, verpasste er ihm mit der rechten
einen Schlag gegen die Nase. als der Knochen zersplitterte, erinnerte das Geräusch an einen brechenden ast.
    Schreiend wand sich der alte in seinen Schmerzen, konnte sich aber aus der Umklammerung der Zinken nicht befreien. Ungerührt näherte sich Veits Gesicht dem des Jägers. In seinen augen lag ein böses Funkeln. »Ich habe dir gesagt, dass ich dich umbringen werde, wenn du mir zu nahe kommst. Beim nächsten Mal zerfetze ich dir die Kehle!«, sprach er und fletschte wie ein Wolf die Zähne.
    »Ich wusste es!«, jammerte der alte. »Du bist der Wolfsbanner!« Trotz der Schmerzen wagte er es nicht, sich zu rühren, und starrte Veit ängstlich an.
    »Du weißt, was man über die Wolfsbanner sagt!«, flüsterte Veit ihm ins Ohr. »Sie rufen die Wölfe wie eine Schafherde zusammen und verwandeln sich selbst in einen Wolf! Hab acht, wenn du dich schlafen legst, denn ein Wolfsbanner kann sich anschleichen, ohne dass man ihn bemerkt. Ein Wolfsbanner wird zum Werwolf und zerreißt sein Opfer bei lebendigem Leib! aber wehe du verrätst auch nur ein Wort, dann werde ich dich holen!«
    Der Wolfsjäger keuchte heftig. Blut floss aus seiner gebrochenen Nase und tropfte von seinem Kinn auf den Boden, wo es im Stroh versickerte. auch aus der Wunde am Hals kam ein dünnes rotes Rinnsal.
    Veits Mund näherte sich dem Hals des Jägers. Er konnte die angst des alten förmlich riechen. als Veit mit der Zunge an der Wunde das Blut aufleckte, schrie der Wolfsjäger voller Grausen auf. Trotzdem konnte er sich nicht bewegen, denn die Zinken der Mistgabel hinderten ihn daran. als Veit wieder von ihm abließ, war sein Mund blutverschmiert. Er legte den Kopf in den Nacken und stieß einen kurzen Heullaut aus. anschließend blickte er den alten durchdringend an, ließ die Mistgabel sinken und gab ihn frei.

    »Du bist wahnsinnig!«, schrie der Jäger und verließ in Panik den Stall. Veits Lachen verfolgte ihn über den Hof.
     
    Als der Wolfsjäger in der Burg verschwunden war, schloss Veit das Tor und spuckte angewidert das Blut aus. Mit Stroh wischte er sich über den Mund und säuberte seinen Bart.
    Als sein Blick dabei auf das Wolfsfell fiel, überkam ihn Trauer. Vorsichtig hob er das Fell hoch und roch daran. Er schloss für einen Moment die augen und dachte an die Wolfswelpen. Sollte das Fell tatsächlich von einem der Kleinen stammen? Wieder roch er am Pelz und besah es sich genau. Es konnte nur dem Weibchen gehören, denn ihre Brüder waren ein gutes Stück größer

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