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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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gefallen, hab ich gehört!«, feixte Friedrich.
    Michael grinste. »Ich kann dir sagen, solche Brüste hat die!«, schwärmte er und deutete mit einer Bewegung den Umfang an. Wieder lachten die Männer laut auf.
    »Und du, Johannes?«
    Der Bader hatte ihm eine Stelle in einer Messerschmiede in der Vorstadt besorgen können. Nun wollte er wissen, wie der Bursche zurechtkam. Doch Johannes druckste nur herum, bis der Bader mit der Faust auf den Tisch schlug.
    »Wenn ich eines nicht leiden kann, dann ist es, wenn einer sein Maul nicht aufbekommt! also, rede!«
    Johannes zuckte zusammen. Dann begann er zögerlich zu erzählen. »Ich möchte nicht undankbar erscheinen, Herr Bader, denn als Ihr mir die Stelle in der Schmiede besorgt habt, war ich wirklich froh. Ich wollte schon immer das Schmiedehandwerk erlernen, aber als armer Bauernsohn blieb es mir durch die Zünfte verwehrt. Nun bin ich schon mehrere Wochen in der Schmiede, doch habe ich bis jetzt nichts lernen können. Den lieben langen Tag sitzt der Schmied an seinem Tisch, trinkt Bier und erzählt von Leuten, die ich nicht kenne. Dann jammert er, dass er wegen denen, die am lautesten geschrien hätten und
dann doch angstvoll verstummt wären, nun vergeblich auf das Reich Gottes auf Erden warten müsse. Ich befürchte, Herr Bader, dass er sich bereits den Verstand weggesoffen hat, denn das ist wirres Zeug. Den Gesellen ist das einerlei. Sie sind froh, wenn sie beim Kartenspielen nicht gestört werden. Ich aber sitze herum und weiß nichts zu schaffen. Zuerst war es noch recht lustig, aber jetzt bin ich es leid. Zumal ich beobachtet habe, dass die Kundschaft unzufrieden wird.«
    »Aber du bekommst genug zu essen, und einen Schlafplatz hast du auch?«, wollte Friedrich wissen. Johannes nickte.
    »Dann sei zufrieden, dass du nicht schuften musst. Ich tausche gern mit dir, wenn du dich langweilst. Dann kannst du die Schweinehälften schleppen!«
    »Du kennst den Schmied doch, Gabriel. Weißt du, warum er sein Geschäft vernachlässigt?«, mischte Hauser sich ein.
    »Nein, ich weiß nur, dass Gunther schon so lang ich denken kann damit hadert, dass die Vorstädter nicht als Vollbürger gelten. Sie werden lediglich als Mitbewohner der Stadt angesehen und haben kein Wahlrecht. als Pfeiffer und Müntzer …«
    »Genau, von diesen Namen spricht der Schmied ständig!«, unterbrach Johannes den Bader.
    »Dachte ich es mir! Es sind vor allem die Vorstädter, die die Prediger unterstützen, dazu gehört auch der Schmied.«
    »Wer sind die beiden Männer, und was predigen sie?«, wollte Matthias wissen, der dem Gespräch gelauscht hatte.
    Die augen des Baders blickten den Jungen grimmig an, doch Matthias wich seinem Blick nicht aus. Stattdessen bestellte er eine neue Runde Bier für alle. anerkennend lächelte Hauser, doch den Bader schien Matthias’ Spendierfreudigkeit nicht zu beeindrucken. auch beantwortete er seine Frage nicht. Deshalb hakte Hauser nach: »Ich weiß nur, was die Leute unterwegs erzählen. Doch du, Gabriel, kannst uns sicher mehr über Pfeiffer und Müntzer berichten.«

    Der Bader trank aus seinem schweren Krug und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
    »Ich kenne tatsächlich beide. Pfeiffer ist in Mühlhausen geboren. Meine Mutter kannte die seine – eine Krämerin mit Namen Schwertfeger, aus einfachen Verhältnissen. Pfeiffer trat in das Zisterzienserkloster Reifenstein ein. Die Ordensbrüder sind entschiedene Gegner des Luthertums, doch Pfeiffer hatte sich mit den Schriften Luthers beschäftigt und ist ein anhänger seiner Lehre. Er verließ das Kloster und wurde Kaplan auf Burg Scharfenstein auf dem Eichsfeld. Dort predigte er die lutherischen Lehren und wetterte gegen die Geistlichkeit und das Klosterwesen, sodass man ihn verhaften wollte. Daraufhin floh er zu Verwandten hier in die Wahlstraße – das war im Februar letzten Jahres. auch in Mühlhausen predigte er, vor allem in der Vorstadt, wo er die meisten anhänger fand. Die Menschen hier sind schon lange mit der unumschränkten Herrschaft des Stadtrates unzufrieden, dessen Macht und Gier ständig größer wird, und so kam einer wie Pfeiffer gerade recht. Mit seinen flammenden Reden goss er Öl ins Feuer und sorgte dafür, dass unter seiner anhängerschar acht Männer gewählt wurden, die vom Stadtrat verlangten, dass man Pfeiffer als Pfarrer einstellen solle. Der Rat ging auf diese Forderung nicht ein, duldete aber Pfeiffers Predigten in der Nicolaikirche.«
    »Genau so ist es, Jacob!

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