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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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sie endlich mit antworten gesättigt zu sein schien, fügte Bernadette hinzu: »Ich wusste immer, dass ich ins Kloster gehen wollte. Schon als kleines Mädchen spürte ich diesen Drang. Meine Eltern hatten keine Einwände, und so nahm mich meine Tante, die Äbtissin, in ihre Obhut.«
    »Wolltest du nie heiraten und einen eigenen Hausstand gründen?«, fragte anna Maria neugierig.
    Erschrocken antwortete Bernadette: »Gott bewahre! Nein, das käme mir nie in den Sinn, denn ich bin wie meine Tante Theresa. Der ist es auch nie gelungen, ihren Verstand einem Mann unterzuordnen, dem es daran fehlt. Welche Gnade, wenn Gott einer Frau die Tyrannei eines Ehemanns erspart.«
    Als die Schwester anna Marias erschrockenen Blick sah, musste sie so laut lachen, dass Gabriele davon aufwachte. Hastig sprang sie auf und rief: »ach Herrgott, wir müssen zurück! Das gibt sicherlich ein Donnerwetter!« Ohne sich zu verabschieden rannte sie so schnell es ihre kurzen Beine zuließen den Hügel hinauf. auch Bernadette erhob sich. Sie streifte ihre dunkle Tracht glatt und blickte anna Maria ernst an. »In der Welt hier draußen ist kein Platz für ein Mädchen, wie du es bist. Rede mit deinen Eltern über den Eintritt in ein Kloster. Nur dort wirst du frei sein.« Sprach es und folgte Gabriele hurtig die anhöhe hinauf.
    Nachdenklich blieb anna Maria zurück und schaute den beiden Nonnen hinterher, bis sie hinter den Bäumen auf dem Hügelkamm verschwunden waren. anna Marias Herz pochte heftig in ihrer Brust. Bei dem Gedanken, unbekümmert das tun zu dürfen, was das Schönste in ihrem Leben war, breitete sie ihre arme aus und drehte sich vor Freude im Kreis.
    Als sie die Schafherde zusammentrieb, reifte in ihr der Gedanke, dass sie noch heute mit den Eltern sprechen wollte.
Zurück auf dem Hof, sperrte anna Maria die Schafe in den Verschlag und gab ihnen frisches Wasser und Futter. als sie zum Wohnhaus ging, sah sie ihren Bruder Matthias an der Hofmauer lehnen.
    »Was machst du hier?«, wollte sie wissen. Doch Matthias bedeutete ihr zu schweigen. Da hörte sie schon den Vater durchs ganze Haus brüllen. Kurz darauf schien ihr älterer Bruder Jakob dem Vater genauso laut zu antworten. Erschrocken sah anna Maria Matthias an.
    »Sie streiten schon geraume Zeit«, erklärte er. »Es wundert mich, dass Vater Jakob noch nicht verdroschen hat, so wie der ihm Gegenwort bietet.«
    »Warum streiten sie denn?«
    »Es geht um Jakobs Liebchen!«
    »Jakobs Liebchen? Ich wusste nicht mal, dass er eines hat«, antwortete anna Maria erstaunt. »Wer ist sie?«
    »Ich kenne sie nicht. Habe nur aus dem Streit herausgehört, dass sie aus Schneckenhausen sein soll.«
    Wieder war die erzürnte Stimme des Vaters zu hören. »Du sollst Vater und Mutter ehren!«
    Jakob erschien an der Haustür, drehte sich dann aber wieder um, ging zurück und antwortete aufgebracht: »Ich habe das vierte Gebot stets befolgt und tue es auch jetzt. aber ich bin kein kleiner Junge mehr, den man übers Knie legt, wenn er nicht in der Spur geht.«
    »Das Weib ist bereits einem anderen versprochen!«, brüllte Hofmeister.
    »Sie hat die Verlobung gelöst«, antwortete Jakob diesmal ruhig. »Vater, ich bin ein Mann und werde Sarah heiraten.«
    »Das wirst du nicht wagen!«, hörte anna Maria nun die Mutter entsetzt rufen.
    »Vater, Mutter, ihr kennt Sarah nicht. Sie ist fleißig und eine anständige Frau!«

    »Du machst uns zum Gespött der Leute! Man heiratet keine Frau, die einem anderen versprochen ist. Das schickt sich nicht für einen Hofmeister! Ich will dieses Frauenzimmer nicht auf meinem Hof sehen. Hast du verstanden!«
    Jakob schien etwas zu erwidern, doch anna Maria konnte es nicht verstehen. Dann hörte sie den Vater noch lauter brüllen als zuvor. »Solltest du es trotzdem wagen, werde ich dich enterben, und Peter wird den Hof erben. Du wirst nichts besitzen, nichts!«
    »Tu, was du nicht lassen kannst!«, schrie Jakob an der Haustür und stürmte über den Hof.
     
    Kaum war Jakob zum Tor hinaus, steckte Matthias die Hände in die Hosentaschen und stolzierte wie ein Gockel vor anna Maria auf und ab.
    »Was soll das werden?«
    »Ich übe!« anna Maria sah ihren Bruder fragend an.
    »Wenn Vater herausfindet, dass Peters Liebchen die Tochter des alten Nehmenich ist, kann es gut sein, dass er ihn auch enterbt. Und dann bin ich der Hoferbe«, erklärte er schadenfroh.
    »Wage es ja nicht, Peter beim Vater zu verpetzen, mein Lieber. Dann bekommst du eine Tracht Prügel, dass

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