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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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seine Herrschaft mit den achtmännern teilen. Dadurch ist er geschwächt worden und muss nur noch gestoßen werden, um gänzlich zu fallen. Das wollen wir in angriff nehmen, denn die alte Ordnung muss weg! Die Zeit ist gekommen für die Herrschaft der wahren Gläubigen, und ich, Thomas Müntzer, werde ihr Seelenwart sein und sie anführen.«
     
    Kurz darauf, im März 1525, sollte es Müntzer und Pfeiffer tatsächlich gelingen, den Rat von Mühlhausen abzusetzen. Eine neue Stadtregierung von erwachsenen Männern wurde gewählt, den sie »Ewigen Rat« nannten.
    Getreu seinem Leitspruch »alles soll gemeinsam sein« ließ Müntzer sogleich Korn und Tuch aus dem Pfarrhaus des Deutschen Ritterordens beschlagnahmen und gab es den armen. Die leer stehenden Klöster und Pfarrhäuser stellte er den Obdachlosen zur Verfügung. Gold- und Silbergeräte der Geistlichkeit wanderten in die Kriegskasse. aus den Messgewändern ließ Müntzer Kleider für die Mädchen der Kirchenchöre schneidern. Von nun an sangen sie im anschluss an seine Predigten Gottes Verheißung.
     
    Die Geschehnisse in Mühlhausen sprachen sich schnell herum. Vielerorts wurden die Ereignisse in der Reichsstadt als Vorbild genommen und lösten große Unruhen aus. Bauern weigerten
sich, den Zehnt oder säumige Zinsen zu zahlen, und lehnten sich gegen amtmann und Kirche auf. Müntzers Saat war aufgegangen, und das Feuer, das seine Lehren entfacht hatte, breitete sich rasend schnell aus. Doch Müntzer träumte davon, dass es die ganze Welt erfassen möge. Da er wusste, dass dies nicht ohne sein Zutun passieren würde, ließ er aufrüsten.
    Während bewaffnete Reiter und Bürger in Mühlhausen zur Musterung aufgefordert wurden, predigte Müntzer, dass eine neue Erde geschaffen werden würde, die der Prophet vorhergesagt hatte.
    Landsknechte wurden angeworben, Waffen, Schlachtrösser, Zugpferde sowie Schießpulver gekauft und Kanonen gegossen. Bezahlt wurde alles aus den beschlagnahmten Kirchenkassen.
    Während sich in der Reichsstadt die Menschen kampfbereit machten, hatten sich im übrigen Reich bereits Bauern und Bürger erhoben und stürmten Burgen, Klöster, Schlösser und geistliche Landsitze. Im Süden, in Sachsen, Hessen und in den thüringischen Fürstentümern bildeten sich Bauernheere, die ständig größer wurden. Wagemutig schworen die Männer einander, dass sie in Zukunft keinen Herrn mehr über sich dulden und Gottes Wille allein als Richtschnur anerkennen würden.
     
    Müntzer wusste, dass er und die Bauern gemeinsame Ziele hatten. Sie alle wollten eine entscheidende politische Veränderung und das Ende der alten Kirche. Müntzer wusste aber auch, dass ihn nur wenige Bauern vorbehaltlos unterstützten. Die Bauern wollten handfeste Verbesserungen ihrer Lage. Vor der Begeisterung Müntzers für das Reich des Heiligen Geistes auf Erden schreckten sie jedoch großenteils zurück.

    Der letzte Tag im März neigte sich seinem Ende, als Hauser Peter und Matthias mit in Müntzers Haus nahm. Der Bader weigerte
sich noch immer, sich Müntzer anzuschließen, und war deshalb zu Hause geblieben.
    Als die drei Männer Müntzers Stube betraten, saß der Prediger nachdenklich auf einem Stuhl. Ein Fremder hatte ihm gegenüber Platz genommen.
    Müntzer blickte kurz auf, nickte den dreien zu und wandte sich dann wieder seinem Besucher zu. Stumm setzten sich Hauser und die beiden Burschen an den Tisch.
    »Dietrich, Dietrich, das sind keine guten Nachrichten«, stöhnte er. Der Fremde blickte misstrauisch zu Hauser und den jungen Männern. Müntzer sah seinen Blick und winkte ab. »Das ist Jacob Hauser, ein Getreuer, und das sind seine Freunde. Zwar kenne ich die Burschen noch nicht, aber wenn Jacob sie mitbringt, dann können wir ihnen trauen.« Müntzer lächelte Peter und Matthias freundlich zu und stellte den Fremden vor: »Das ist Dietrich Wismeler, ein wahrer Freund. Viele seiner Familienangehörigen sind meine treuen anhänger. Dietrich kommt von einer Reise zurück und bringt leider schlechte Nachrichten.«
    Hauser und die Burschen blickten den Fremden neugierig an. Der räusperte sich und erzählte dann: »Im Neckartal gibt es einen Hauptmann mit Namen Jäcklein Rohrbach. Er ist sprunghaft in seinen Entschlüssen und eigensinnig in seinen Ideen. Zwar ist er ein bekannter Schläger, doch das stört rebellische Männer nicht, zumal er verführerisch reden kann. Immer mehr Menschen schließen sich Rohrbachs Haufen an, und sein Einfluss wird stetig größer. aber

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