Gabe der Jungfrau
atmete erleichtert aus.
Veit suchte im Wald einen Platz aus, den man nicht sofort einsehen, von dem sie aber die Lichtung beobachten konnten. Nachdem das Lager fertig war, legte sich anna Maria erschöpft nieder und schlief sofort ein.
Mitten in dunkler Nacht wurde sie durch einen fürchterlichen
Laut aus dem Schlaf gerissen. Erschrocken fuhr sie hoch und erkannte Veit, der auf dem Boden kauerte und in Richtung der Lichtung spähte. »Was ist passiert? Was war das für ein fürchterlicher Schrei?«, fragte sie bange. Obwohl sie kaum etwas erkennen konnte, wusste sie, dass etwas nicht stimmte.
»Ich habe die Wölfe zur Jagd gerufen«, erklärte Veit mit einer Stimme, die ihr fremd war. »Schlaf weiter, anna Maria! Ich werde erst im Morgengrauen zurück sein«, sprach er und verschwand zwischen den Bäumen.
Anna Maria lag wach und horchte ängstlich in die Dunkelheit hinein. Sie hoffte, dass der Morgen bald dämmern würde. Doch die Müdigkeit übermannte sie, und sie schlief wieder ein.
Als anna Maria erneut erwachte, knisterte ein Feuer, und der Duft von gebratenem Fleisch ließ ihren Magen knurren. ausgeruht setzte sie sich auf und sah die Wölfe, die unweit des Feuers schliefen. Veit saß vor den prasselnden Flammen in der Hocke und drehte ein dickes Stück Fleisch an einem Spieß, der zwischen zwei astgabeln lag. Der Duft des Fleisches ließ anna Maria das Wasser im Mund zusammenlaufen. Erfreut wollte sie Veit umarmen, als sie zurückschreckte. Sein Bart war mit Blut verkrustet, und auch sein Gewand hatte einen großen roten Fleck auf der Brust.
»Was ist geschehen?«, fragte sie verstört. »Hast du dich verletzt?«
»Nein, du musst dir keine Sorgen machen. Das Blut stammt von dem Wild, dass wir erlegt haben.«
»Aber dein Bart ist ebenfalls von Blut getränkt!«, stammelte sie verwirrt.
»Ich konnte mich nicht waschen«, entschuldigte er sich. »Sobald wir an einen Bachlauf kommen, werde ich das Blut abwaschen und den Bart rasieren. Doch nun iss, damit du wieder zu Kräften kommst.«
Veit säbelte mit dem Messer die gegarte äußere Schicht des Bratens ab und reichte anna Maria das Fleisch.
Sie spürte, dass er ihr auszuweichen versuchte. Nur zögerlich nahm sie das Fleisch von der Messerspitze entgegen. Doch als anna Maria den warmen Braten auf ihrer Zunge schmeckte, war das ungute Gefühl verflogen, und sie bat um mehr.
Die Männer von Burg Nanstein standen mit dem Hausherrn auf dem Burghof und besprachen die arbeiten für den nächsten Tag, als der Wolfsjäger Hans zu ihnen stürmte. »Ich weiß jetzt, wohin Veit und die Seherin geflüchtet sind«, rief er schon von weitem. Bevor der alte mehr erzählen konnte, packte Johann ihn am arm und zog ihn fort.
Als sie außer Hörweite der anderen waren, sagte Johann mit eisiger Stimme: »Du Narr! Du lernst es wohl nie!«
»Horch, was ich dir sage, und du wirst mir dankbar sein«, erwiderte Hans und rieb sich erfreut die Hände.
»Komm mit in mein Gemach«, forderte Johann ihn auf und ging mit schnellen Schritten die Treppe hinauf.
Nachdem Johann sich überzeugt hatte, dass sie allein waren, forderte er den Wolfsjäger auf: »Nun sprich!«
»Ich war unten in Landstuhl im Gasthaus. Du weißt, dass dort die Hacken-Frieda arbeitet …«
»Du meinst die flatterhafte alte, die mit jedem ins Bett steigt?«, unterbrach Johann ihn spöttisch.
Gleichgültig zuckte Hans mit den Schultern: »Das ist mir einerlei, wenn’s drückt, dann drückt es. auch Täuber, der Landsknecht, war mehrmals bei ihr und hat ihr von Mühlhausen erzählt.« abwartend blickte der Wolfsjäger Johann an. Der schien nicht zu verstehen und brummte: »Was ist daran so besonders? Ich weiß, dass er in Thüringen war.«
»Ach ja?«
»Ja, du Depp!«
»Dann weißt du sicher auch, dass er überlegt hatte, wieder dorthin zurückzukehren.«
Johann ging zornig auf den alten los, packte ihn am Kragen und flüsterte: »Wenn du mich ärgern willst, wird dich das teuer zu stehen kommen. also, sprich nicht in Rätseln.«
Johann stieß den Mann grob von sich, sodass er gegen die Wand prallte. Laut fluchend wollte der Wolfsjäger den Raum verlassen. Um das zu verhindern, nahm Johann den Krug mit Wein vom Tisch und füllte zwei Becher. Den einen reichte er dem alten, der seinen Becher gierig in einem Zug leerte.
»Das hat mir gefehlt!«, schmatzte er und leckte sich die Lippen. Johann verstand und schenkte nach.
»Erzähl endlich, sonst ist es mit meiner Geberlaune
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