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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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Johannes und Michael saßen mit Hauser um eines der flackernden Lagerfeuer. an einem Spieß grillten sie ein besonders großes Stück Fleisch, das sie Friedrich verdankten, der beim Schlachten geholfen hatte.
    »Habt ihr gesehen, wie die alte heute Morgen versucht hat, die Kerzenständer zu retten?«, fragte Michael in die Runde. Die anderen nickten, und Johannes rief: »Ich hätte nie gedacht, dass Plündern so viel Spaß machen könnte.«
    »Sogar die Grafen gaben keine Gegenwehr!«, lachte Matthias.
    »Ich würde mich auch nicht wehren, wenn sich ein Haufen vor meinem Haus versammeln würde«, stimmte Hauser ein.

    »Die hohen Herren machen sich vor angst in die Hose! Vor allem, wenn hundert Männer das Haus stürmen, um die Beute rauszutragen«, feixte Friedrich.
    »Es war schlau von Müntzer, die adeligen zu zwingen, unserem Haufen beizutreten«, meinte Peter, und sein Bruder fügte an: »Hast du gehört, wie Graf zu Stolbergs Stimme gezittert hat, als er Müntzers Forderungen wiederholen musste?«
    »Welche Forderungen? Verdammt, ich habe nichts hören können!«, maulte Johannes.
    »Der Graf muss seine eigenen Schlösser einreißen lassen und den adelstitel ablegen. außerdem muss er alle abgaben aufheben, die nicht mit der Bibel belegt werden können«, zählte Peter auf.
    »Hoffen wir, dass die Grafen Müntzers Forderungen ausführen und nicht vorher fliehen«, sagte Hauser mit einem augenzwinkern.
    »Es hat mich allerdings gewundert, dass keiner seiner Bauern ihn des Unrechts angeklagt hat, als sie von Müntzer dazu aufgefordert wurden«, dachte Peter laut.
    Hauser stimmte Peter zu, doch sein Blick schweifte hinüber zum benachbarten Lagerfeuer, wo Müntzer, Pfeiffer und einige andere Männer mit den Händen wild in der Luft fuchtelten. Neugierig geworden, bat er: »Peter, pass auf mein Fleisch auf!« Dann verließ er seinen Platz und schlenderte zu den Bauernführern hinüber. Nach einem kurzen Gruß setzte er sich zu ihnen ans Feuer. Nur Müntzer nickte ihm wohlwollend zu, die übrigen Männer beachteten ihn nicht und fuhren in ihrem Gespräch fort. als ihre Unterhaltung immer lauter und hitziger wurde, hob Müntzer abwehrend die Hände und sagte: »Beruhigt eure Gemüter! Natürlich habe ich den Frankenhausern unsere Unterstützung zugesagt. Ich ließ ihnen einen Brief zukommen, in dem ich sie aufgefordert habe, mutig zu sein und sich auf Gott zu verlassen. Dann würde er auch ihrer kleinen Truppe Kraft geben.«

    »Das war weise gesprochen!«, lobte Hauser Müntzer.
    »Aber auch wir auf dem Eichsfeld benötigen Eure Hilfe. Ihr müsst uns ebenso vor den angriffen des adels schützen«, sagte einer der Fremden gereizt, der mit den übrigen aus Nordhausen zu Müntzers Haufen gestoßen war.
    Hauser blickte zu den fremden Männern, die mürrisch um das Feuer saßen. Von Müntzer wusste er, dass das Eichsfeld ein Landstrich war, der teilweise in Thüringen und im Hessenland lag, und dass sich die gesamte thüringische Region mit ihren Städten und Burgen in aufruhr befand. Nun lag alle Hoffnung der Eichsfelder auf Müntzer.
    »Mit Eurer lauten Bitte um Unterstützung habt Ihr unseren Haufen bereits gespalten, und ein Teil will mit Euch aufs Eichsfeld ziehen!«, grollte Müntzer. Er schwieg für einen Moment und fügte dann hinzu: »Vielleicht sollten wir den Haufen teilen. Ein Haufen kämpft auf dem Eichsfeld, und der andere greift die Festung Heldrungen an. Es ist von großer Bedeutung, dass es uns gelingt, die Burg einzunehmen. Denn Graf von Mansfeld wird sie als Stützpunkt benutzen wollen, und der gesamte adel wird sich dort versammeln. Zerstören wir dieses ›adlernest‹, helfen wir auch den Frankenhausern, denn die Burg ist ein strategischer ausgangspunkt, von dem der adel die angriffe in die Umgebung planen und ausführen wird.«
    »Bis wir mit unserem Haufen vor Burg Heldrungen sind und sie eingenommen haben, ist der aufstand auf dem Eichsfeld längst niedergeschlagen«, versuchte Pfeiffer Müntzer für den Plan des Eichsfelders zu gewinnen.
    »Solltet Ihr den Haufen tatsächlich teilen wollen, Herr Müntzer, wer wird dann den Haufen anführen, der uns auf dem Eichsfeld unterstützen soll?«, warf einer der Männer misstrauisch ein.
    Müntzer fühlte sich mehr und mehr in die Enge getrieben, da die anführer der verschiedenen Gruppen auf eine antwort
warteten. Schließlich gab er Hauser und Pfeiffer ein Zeichen, ihm zu folgen. außer Hörweite der Eichsfelder sagte er zu Hauser: »Ihr könntet die

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