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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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das Lager zwischen den Bäumen erkennen konnte.
    Veit pirschte sich dicht heran und versteckte sich hinter einem dicken Baumstamm. Die beiden Wolfsjäger sah er nun deutlich, und er konnte hören, dass sie sich um Geld stritten. anna Maria jedoch konnte Veit nicht entdecken. als er sie dann angepflockt auf dem Boden liegen sah, konnte er nur mit Mühe einen Schrei unterdrücken. In diesem augenblick stellte Karius sich vor den Baum, hinter dem Veit lauerte. Und während der jüngere Wolfsjäger noch hämisch über den alten lachte, nahm Veit das Messer
und schnitt ihm von hinten die Kehle durch. Karius sackte gurgelnd zu Boden. achtlos ließ Veit ihn liegen und eilte vorsichtig, um nicht gehört zu werden, auf den alten Wolfsjäger zu.
     
    Hans hatte zwischenzeitlich das kleine Geldsäckchen, das anna Maria in ihren Unterrock eingenäht hatte, gefunden. Mit seinem Messer schnitt er es ab und schüttete die Münzen in seine Handfläche.
    »Schau an, schau an!«, murmelte er leise. »Zwar nicht so viel, wie Johann mir versprochen hatte, aber genug für mich allein.« Er steckte den Geldbeutel in seine Tasche und erklärte vernehmlich: »Nun werde ich mich dir zuwenden, Miststück!«
     
    Anna Maria hatte nicht aufgehört, an den Seilen zu zerren, und hatte immer wieder versucht ihre Schenkel zusammenzupressen. Doch es hatte nichts genützt. Nun war sie mit ihren Kräften am Ende und wollte sich schon ihrem Schicksal ergeben, da sah sie Veit. Er stand hinter dem Wolfsjäger und gab ihr ein Zeichen, sich ruhig zu verhalten. anna Maria schloss die augen.
     
    Als Hans sich über anna Maria beugte, um seine Lippen auf die ihren zu pressen, wurde er grob an den Haaren nach hinten gezogen. »Karius!«, brüllte er wütend »Gedulde dich! Du bekommst deinen Sprung!«
    »Ich bin es, du miese Ratte!«
    Als der Wolfsjäger Veits Stimme hörte, stockte ihm der atem. Hans spürte, wie ein Messer an seiner Kehle ritzte. Doch anstatt ihn zu töten, stieß Veit den Wolfsjäger zu Boden. als der das blutverschmierte Gesicht über sich sah, wusste er, dass Karius tot war und dass auch seine letzten Minuten angebrochen waren. Trotzdem bettelte er winselnd um sein Leben. »Es war nur Spaß, Veit! Horch, was ich dir sage! Ich hätte dem Weib nichts Böses antun können!«

    »Keine angst!«, hörte er Veit mit kalter Stimme sagen. »Ich werde dich nicht töten – ein Toter ist genug. Gib mir das Geld, und ich lasse dich laufen.«
    Mit zittriger Hand zog Hans den Beutel aus seiner Tasche. Erwartungsvoll blickte er Veit an, der einige Schritte zur Seite trat, um den Wolfsjäger vorbeizulassen.
    Zögerlich stand Hans auf und ging langsam zu den Bäumen hinüber. als er dort Karius in einer Blutlache liegen sah, lief er schreiend in den Wald hinein.
    Derweil kniete Veit bei anna Maria, entfernte den Knebel und schnitt ihre Fesseln durch. Nur unter Schmerzen konnte sie die arme bewegen. Hände und Fußgelenke waren geschwollen und mit Blut verkrustet. als Veit sie sanft in seine arme zog, brach anna Maria schluchzend zusammen.
    »Warum hast du ihn laufen lassen?«, wimmerte sie unter Tränen. »Er hätte mich sicherlich umgebracht!«
    »Das weiß ich, anna Maria. Und er wird seine gerechte Strafe bekommen.«
    Anna Marias Blick folgte Veit, als er zu den Bäumen hinüberging. Dort atmete er tief ein und stieß dann laut den Sammelruf für sein Rudel aus.
    Sie wusste, dass er jetzt die augen schloss, um seine Sinne zu schärfen. anna Maria glaubte in der Ferne die Wölfe antworten zu hören. Veit legte den Kopf in den Nacken und heulte einen Ton, den anna Maria noch nie zuvor gehört hatte. Dann kam er zu ihr zurück und sagte mit dumpfer Stimme: »Die Jagd hat begonnen!«

    Anna Marias Wunden waren tief und nässten. Veit sammelte Weidenblätter und zermahlte sie zwischen zwei Steinen. Mit dem Brei bedeckte er die tiefen Schnitte an anna Marias Handgelenken und verband sie mit Stofffetzen ihres Unterrocks. anna Maria schlief erschöpft ein.

    Veit ging zu Karius’ Leiche und zog sie an den Beinen tiefer in den Wald hinein. In einer flachen Senke ließ er den Körper liegen. »Die Wölfe werden sich um dich kümmern!«, sagte Veit, als ob der Tote ihn hören könnte. Zurück im Lager vernahm er zwischen den Bäumen ein Schnauben. Er ging dem Geräusch nach und fand die Pferde der Wolfsjäger an einen Baum gebunden vor. Erfreut löste Veit die Seile und führte die Pferde zum Lagerplatz. Dort sattelte er die Tiere ab und ließ sie

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