Gabe der Jungfrau
Menschen zu verteilen. als sie ihr Lager aufschlugen, stieß dann
auch Müntzer und eine Schar von vierhundert aufständischen Bauern aus dem Eichsfeld zu ihnen. Mit ihnen verbündet zog der Mühlhauser Haufen los und überfiel weitere Klöster. Zurzeit sollen die Männer auf dem Eichsfeld von Worbis nach Duderstadt unterwegs sein. Ihr müsst also nur den verbrannten Klöstern folgen, dann findet ihr Müntzer und seine Mannen«, erklärte der Bader mit verächtlichem Spott in der Stimme.
»Ihr verurteilt das Vorgehen Müntzers?«, fragte Veit erstaunt.
»Wenn ich es gutheißen würde, hätte ich mich ihnen angeschlossen. aber ich bin hiergeblieben!«, antwortete der Bader knapp.
Veit entgegnete nichts und sagte stattdessen: »Wir würden gern diese Nacht hierbleiben, wenn Ihr es gestattet, und uns morgen dann auf den Weg nach Duderstadt machen.«
Der Bader nickte.
»Wie weit ist es bis dorthin?«, fragte anna Maria ängstlich. »Nur einen Tagesritt«, tröstete annabelle sie.
Anna Maria konnte nicht fassen, dass sie in einem weichen Bett lag. Seit Wochen hatte sie davon geträumt, und nun ruhte sie sogar in dem Zimmer, in dem Matthias genächtigt hatte.
Aufgeregt wartete anna Maria auf Veit, der ebenfalls ein Bad nahm. ›Würde heute Nacht die besondere Nacht sein?‹, fragte sie sich in Gedanken, bevor sie friedlich einschlummerte.
Als anna Maria erwachte, war es taghell und der Platz neben ihr leer. Erschrocken kleidete sie sich an und ging hinunter in die Küche, wo sie auf Veit traf. Beschämt schlug sie die augen nieder.
»Guten Morgen meine Schöne! Hast du gut geschlafen?«, fragte er und lächelte sie an. Da annabelle hinzukam, fragte anna Maria: »Reiten wir jetzt los?«
Veit nickte und nahm dankbar ein Bündel mit Wegzehrung von annabelle entgegen. »Wenn ihr Müntzers Haufen findet,
müsst ihr nach der Regenbogenfahne ausschau halten. Der Fahnenträger heißt Jacob Hauser, und in seiner Nähe werden auch Matthias und Peter sein«, gab annabelle ihnen mit auf den Weg.
Beide Frauen umarmten sich zum abschied. Dann verließen Veit und anna Maria das Baderhaus, holten die Pferde aus dem Stall und machten sich auf den Weg.
Kapitel 19
Thomas Müntzer wusste von anbeginn, dass er seine Vorstellung von einem Gottesreich auf Erden nicht kampflos würde umsetzen können. Und auch wenn die Mühlhauser Bauern ihm folgten, er würde weitere anhänger für seine Pläne benötigen. So machte er sich daran, die Bürger der thüringischen Stadt allstedt für seine Sache zu gewinnen. Sie standen ihm besonders nahe, da er einst ihr Pfarrer gewesen war. am Vorabend seines ersten Zuges als Bauernführer wandte sich Müntzer mit beschwörenden Worten in einem Brief an die allstedter: Überall im Reich sind die Bauern erwacht und streiten den Streit des Herrn. Auch unsere Zeit ist gekommen, und die Bösewichter müssen dran! Sehet nicht hin, wenn die Gottlosen jammern und flehen wie die Kinder. Habt kein Erbarmen, denn es ist Zeit. Wir dürfen nicht länger schlafen. Lasst euer Schwert nicht kalt werden! Lasst es nicht lahm werden! Solange sie leben, könnt ihr nicht ohne Furcht sein. Das ist euer Tag, und Gott geht vor. Folget! Folget!
Inständig hoffte er, dass sie nun seinen Kampf unterstützen würden.
Ende april riefen die Bürger von Frankenhausen, einer Stadt idyllisch am Südhang des Kyffhäusergebirges im Norden Thüringens
gelegen, Müntzer und seinen Haufen um Hilfe, da sie sich gegen ihren Rat erheben wollten. Einen Tag später rückten die Männer aus Mühlhausen – unter ihnen auch Peter und Matthias Hofmeister – in Richtung Frankenhausen ab. Unterwegs in Ebeleben, das nur einige Marschstunden nordöstlich von Mühlhausen lag, zwangen die Bauern unter Drohungen den Grafen von Schwarzenberg und den Grafen von Stolberg, ihrem Haufen beizutreten.
Unzählige Lagerfeuer erhellten den Nachthimmel bei Ebeleben. Immer wieder stoben von den knisternden Holzscheiten Funken in die Höhe, die wie Glühwürmchen durch die Luft flogen. Tausende Männer saßen um die Feuerstellen, lachten, knobelten und redeten durcheinander. Manch einer lag eingerollt in seinem Umhang unter einem Strauch oder Baum und schlief, erschöpft vom langen Marsch.
In einem abgesonderten Bereich blökte, muhte und grunzte das erbeutete Vieh. Immer wieder zerrten Männer ein Tier heraus und schlachteten es. Streunende Hunde leckten das Blut vom Boden und jaulten um einen Knochen.
Die Burschen Peter, Matthias, Friedrich,
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