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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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Gerechtigkeit Gottes!«
    »Was soll das heißen?«, fragte er verständnislos.
    »Ich kenne den Spruch«, erklärte ausgerechnet Karius.
    »Und, was bedeutet er?«, wollte jetzt auch Michel wissen.
    Karius zog die Schultern hoch. »Weiß ich nicht, aber mein Vater hat das gesagt, als wir zu einem fremden Mann gezogen sind.«

    Michel schlug ihm gegen den Kopf und feixte: »Dein Vater? Den kennst du doch gar nicht! Deine Mutter hat doch jeden unter ihren Rock gelassen!«
    Karius Gesicht verfärbte sich puterrot. Mit beiden Fäusten ging er auf Michel los. Hans schien es nicht zu stören, dass die beiden sich die Nasen blutig schlugen. Nachdenklich blickte er zu anna Maria und fragte plötzlich: »Wie kommt ein Weibsbild dazu, sich allein aufzumachen, um ihre Brüder zu suchen? Da stimmt doch was nicht!«
    »Ich habe in meinen Träumen gesehen, dass sie in Gefahr schweben. Bis der erste Schnee kommt, muss ich sie gefunden haben – sonst ist es zu spät!«, erklärte anna Maria in der Hoffnung, dass die Kerle sie endlich laufen lassen würden.
    »Du bist eine Seherin!«, rief Hans erstaunt.
    Nun ließen sogar die beiden Prügelknaben voneinander ab und horchten auf.
    »Nein!«, entgegnete anna Maria sogleich, so laut sie konnte. »Ich bin bei Leibe keine Seherin! Gott hat mir eine Gabe geschenkt. Die aber hat nichts mit der einer Seherin gemein.«
    Doch Hans beachtete sie nicht weiter und nach einer Weile, die anna Maria wie eine Ewigkeit vorkam, sagte er zu seinen Begleitern: »Holt die Pferde! Wir reiten zurück.«
    »Was ist mit den Wölfen? Nicht ein Fell haben wir erbeutet!«, schimpfte Michel.
    »Horch, was ich dir sage! Im Schnee werden wir die Spur der Wölfe leichter verfolgen können. Nur Geduld! Wir werden genügend Felle bekommen und ihn dazu!« Bei diesen Worten lachte Hans laut auf, und Michel und Karius fielen ein.
     
    Als Karius kurz darauf die Pferde am Zügel herbeiführte, hoffte anna Maria, dass man sie nun endlich ziehen lassen würde. Stattdessen band Hans ihr erneut die Hände zusammen.
    »Was soll das?«, schrie sie, so laut sie konnte. »Lasst mich gehen!
Ich weiß nichts und kann euch nicht weiterhelfen!«, jammerte anna Maria, und in ihrer Stimme lag Verzweiflung. Flehend blickte sie Hans an und flüsterte: »Bitte, lasst mich gehen!« Doch der schüttelte nur den Kopf. »Horch, was ich dir sage! Wir haben keine Wolfsfelle, die wir verkaufen können, doch du, mein schönes Kind, wirst uns einen Beutel voll Gold einbringen. Eine Seherin, noch dazu eine junge und hübsche, geht selten in die Falle.«
    »Aber ich bin keine Seherin!«, wisperte anna Maria, als Michel das Pferd an ihre Seite führte. Mit Leichtigkeit hievte er sie auf den Pferderücken und setzte sich hinter sie. als er spürte, dass sie zitterte, feixte er: »Du kannst mit deinem schönen arsch ruhig näher an mich heranrücken – ich werde dich beschützen!«
    »Wohin bringt ihr mich?«
    »Auf die Burg Nanstein«, antwortete Karius, während er aufsaß.
    »Nanstein? Wo liegt das?«
    »Drei Tagesritte von hier entfernt!«
     
    Anna Marias Blick schweifte verzweifelt durch die Dunkelheit, doch sie konnte nichts erkennen.
    ›Als ob es die Wölfe und den Wolfsmann nie gegeben hätte!‹, dachte sie. Für den augenblick blieb ihr nichts weiter übrig, als sich zu fügen, da sie den drei Männern schutzlos ausgeliefert war. Doch die angst, was nun mit ihr passieren würde, wurde von Stunde zu Stunde größer.

    Burg Nanstein

Zweiter Teil

Kapitel 1
    Der köstliche Duft von frisch gebratenem Kaninchen hing wie eine Glocke über der Feuerstelle auf der kleinen Lichtung. Fünf junge Burschen konnten es kaum erwarten, dass das Fleisch endlich gar wurde. Gierig schnitten sie es auseinander und aßen es noch heiß. Nur Peter verspürte keinen rechten Hunger.
    Obwohl das Jagen verboten war und hart bestraft wurde, hatte Matthias es gewagt, zwei Kaninchen zu fangen. Peter war unruhig und ließ seinen Blick achtsam umherschweifen, da er befürchtete, die Jäger des Landvogts könnten sie aufspüren.
    »Beruhig dich, Bruderherz! Wo kein Kläger ist, da ist auch kein Richter!«, sagte Matthias lachend und biss in ein gegrilltes Kaninchenbein.
    »Dein Wort in Gottes Ohr!«, flüsterte Peter und zerpflückte sein Fleischstück. Kaum hatte er einen Bissen im Mund, fragte eine Stimme aus der Dunkelheit: »Reicht eure Mahlzeit für zwei weitere hungrige Mäuler?«
    Den Burschen blieben die Bissen im Halse stecken. Erschrocken sprang Peter auf und

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