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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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auch Karius an ihr, und seine Nase wanderte weiter abwärts. anna Maria überlegte nicht lange, sondern trat ihm mit dem Knie gegen die Nase. Jaulend fiel er rückwärts zu Boden.
    »Ich blute!«, brüllte er und holte aus, um anna Maria eine Ohrfeige zu geben. aber Hans hielt seinen arm fest und schüttelte stumm den Kopf. Scheinbar verstand Karius, denn er trat einige Schritte zur Seite.
    »Ein letztes Mal, wo ist er?«
    »Wer?«, fragte sie erneut und erhielt dafür eine kräftige Ohrfeige von Hans.
    »Horch, was ich dir sage! Du willst einfach nicht verstehen!«
    Aus den augenwinkeln sah das Mädchen, wie der Krummnasige seinen Wegbegleitern ein Zeichen gab. Es ging so schnell, dass anna Maria nicht wusste, wie ihr geschah. Michel zog ihr eine Schlinge um den Hals, während der andere das Seil über einen ast warf und spannte. anna Maria schrie und trat um sich. Mit beiden Händen versuchte sie die Schlinge um ihren Hals zu lockern, doch vergeblich. Stattdessen drehte Hans ihr die arme auf den Rücken und band sie mit einem Strick zusammen.
    »Steh still, schönes Kind, sonst zieht sich die Schlinge zu, und du erstickst jämmerlich.«
    Michel zog das Seil strammer, sodass anna Maria sich auf Zehenspitzen stellen musste, um nicht erdrosselt zu werden. Mit aller Macht zwang sie sich, ruhig zu stehen. Doch das Stillstehen war anstrengend, und so tänzelte sie von einem Fuß auf den anderen. Sie konnte nichts sagen, da sie gerade so viel Luft bekam, dass sie am Leben blieb. Langsam verfärbte sich ihr Gesicht.
Erneut fragte Hans: »also, mein schönes Kind, wo ist der Wolfsbanner?«
    Anna Maria war sich sicher, dass der Kerl nur den Wolfsmenschen meinen konnte. Obwohl sie den Wolfsmann in Gedanken verfluchte, wollte sie ihn nicht verraten, denn sie wusste, dass Verrat sie nicht retten würde. Stattdessen versuchte sie den drei Gesellen verständlich zu machen, dass sie nichts wusste, doch sie krächzte wie ein Rabe.
     
    Der Strick schnitt immer tiefer in ihren Hals. Die Furcht, hier zu sterben und von Wölfen gefressen zu werden, raubte anna Maria fast den Verstand.
    ›Jetzt werde ich vor meinen Brüdern sterben!‹, dachte sie, brachte aber keinen Ton heraus. Nur Tränen rannen lautlos aus ihren augenwinkeln.
    Wieder heulte ein Wolf in der Ferne.
    Nachdenklich sah Hans zum Himmel.
    »Er zieht tatsächlich weiter!«, sagte er und blickte zu anna Maria.
    Diese spürte, wie sie die Kräfte verließen und sie sich nicht mehr auf den Zehenspitzen halten konnte.
    »Gott, ich gebe mich in deine Hände!«, murmelte anna Maria und ließ sich auf die Fußsohlen ab. Das Letzte, was sie spürte, war ein Ruck, dann wurde ihr schwarz vor augen.
     
    Als anna Maria wieder zu sich kam, schlug ihr fauliger atem entgegen. auch konnte sie Stimmen hören, die sich stritten. als sie versuchte Luft zu holen, würgte und hustete sie.
    »Ich hab befürchtet, dass sie abkratzt.«
    »Horch, was ich dir sage! Ich hatte alles genau im Blick und wusste, wann sie genug hatte.«
    »Genützt hat es nichts, denn wir wissen immer noch nicht, wo sich der Wolfsbanner versteckt hält.«

    »Wir werden wieder Fallen aufstellen!«
    »Du bist verrückt, Michel!«, schimpfte Karius. »Sieh dir mein Gesicht an! Das habe ich deiner Falle zu verdanken!«
    »Doch nur, weil du vom Weg abgewichen bist. Niemand hatte dir erlaubt, nach meiner Falle zu sehen.«
    »Ein Tier hatte geschrien! aua, warum schlägst du mich!«
    »Damit du das nächste Mal von meiner Falle wegbleibst, du Hohlkopf.«
    Anna Maria setzte sich auf und fuhr sich immer wieder über die Stelle am Hals, wo der Strick einen tiefen Einschnitt in der Haut hinterlassen hatte. Die Verletzung brannte wie Feuer.
    »Unser schönes Kind ist aufgewacht!«, sagte Hans und setzte sich zu ihr.
    »Wasser!«, krächzte anna Maria und musste husten. Michel reichte ihr einen Schlauch. Vorsichtig trank sie. Selbst das Schlucken bereitete ihr Schmerzen.
    »So, mein Kind, dann erklär uns jetzt, was du allein im Wald zu suchen hast. Den Wolfsbanner scheinst du tatsächlich nicht zu kennen, sonst hättest du es sicherlich verraten«, griente Hans.
    »Ich bin auf dem Weg ins Elsass, um meine Brüder heimzuholen«, flüsterte anna Maria. Ihr Hals schmerzte, und sie zitterte.
    »Ins Elsass? Was haben deine Brüder dort zu schaffen?«
    Anna Maria versuchte, soweit es ihre Schmerzen zuließen, zu erklären, was sie in diese Wildnis geführt hatte. Dann sah sie Hans fest in die augen und flüsterte: »Nichts denn die

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