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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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du hast richtig gehört! Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass wir unserem Unmut Luft machten. Sogar dem Boten war es unangenehm, uns diese Nachricht überbringen zu müssen, war er doch selbst ein Bauernsohn und wusste, wie wichtig das Einbringen des Heus vor Beginn des Gewitters war.
    Schweigend ertrug er unseren empörten Widerspruch, der eigentlich der Gräfin galt. »Erklärt mir, wie die Gräfin auf solch einen dummen Einfall kommen konnte.«
    »Die Dame Helena von Rappoltstein war dafür berüchtigt, ihre Untertanen zu triezen. Meist an Feiertagen fiel ihr ein, dass sie unstillbare Gelüste auf Erdbeeren, Himbeeren oder Kirschen hatte. Immer wieder mussten wir für die Dame unsere arbeit, meist während der Erntezeit, unterbrechen, um ihre Wünsche zu erfüllen. Doch dieses eine Mal haben wir uns dem Befehl der Gräfin widersetzt. Wir sind nicht in die Weinberge gegangen, sondern haben das restliche Heu eingeholt. Doch unsere Feiertagslaune war verflogen, denn die angst vor der kommenden Strafe saß uns im Nacken.
    Gegen abend, unsere arbeit war fast getan, rang meine Lizzi plötzlich nach Luft und dann, ganz ohne Vorwarnung, brach sie tot zusammen! Von einem augenblick zum anderen lag sie leblos vor meinen Füßen. Ich wollte nicht glauben, was meine augen sahen. Ich kniete mich neben sie, rief immer wieder laut ihren Namen, aber vergebens. Lizzi hatte uns für immer verlassen. Die alte Berta sagte, dass die aufregung schuld gewesen sei. Lizzis Herz sei einfach stehen geblieben.«
    Peter wusste nicht, was er sagen sollte. Nach einer langen Pause fragte er schließlich: »Seid Ihr vor der Strafe auf der Flucht?«
    Jacob Hauser lachte leise: »Es gab keine Strafe! Das haben sie sich nicht getraut! Wir haben eine Fahne genäht und uns mit anderen Bauern zusammengeschlossen. Gemeinsam sind wir zum Grafen Sigismund gezogen, der uns notgedrungen Zugeständnisse machte. Schließlich stehen wir treu zum alten Glauben und verlangen nur Gerechtigkeit. Doch als der Graf als Gegenleistung verlangte, dass wir vor ihm niederknien, um Verzeihung bitten und unsere Fahne übergeben sollten, lehnten wir ab. Da schienen sie angst vor uns zu bekommen, und sie haben uns vorgeschlagen, die Sache vor ein Schiedsgericht zu bringen.«

    »Und warum habt Ihr Euch viele Tagesmärsche von Stühlingen entfernt?«, wollte Peter wissen.
    »Ich werde Florian zu der Schwester meiner Frau bringen. Sie wird für ihn sorgen, da bin ich sicher. Ich aber werde mich nicht mehr länger knechten lassen und mich Thomas Müntzer anschließen!«
    »Thomas Müntzer? Der Name klingt vertraut. Erzählt mir von ihm.«
    »Er soll in Thüringen leben. Ein Wanderprediger hat von ihm berichtet, der Müntzers Fürstenpredigt in allstedt gehört hat. Müntzer muss ein Querkopf sein, der kein Blatt vor den Mund zu nehmen scheint. Er prangert die Kirche und den adel an. Einen Mann wie ihn brauchen wir! auf Luther habe ich gehofft, doch er ist nur ein Schwätzer und sieht den adel als von Gott gegeben. Seine schönen Worte bewegen nichts, denn wir werden weiterhin von den adeligen bis aufs Blut ausgesaugt. Müntzer hingegen ist ein Mann der Taten! Er will einen aufstand gegen den adel anführen und braucht Gefolgsleute. Ich werde mich ihm anschließen! Die Zeit ist reif für Veränderungen. Viel zu lange haben wir alles erduldet. Der Wanderprediger erzählte auch, Müntzer sei der festen Überzeugung, dass Gott selbst ihm in seinem Kampf für uns Bauern beistehen und mit himmlischen armeen auf seiner Seite kämpfen werde!«
    Bei diesen Worten bekamen Jacob Hausers augen einen besonderen Glanz, und Peter musste schlucken.
    Als er seinen Bruder Matthias auf sich zukommen sah, wischte er sich verstohlen über die augen. Er nahm sich vor, mit ihm über Müntzer zu sprechen, sobald die anderen schliefen.
     
    Freudestrahlend kamen Friedrich und Matthias mit drei großen Hasen zurück, von denen einer noch zappelte. Lachend hielt Matthias ihn hoch, um dann den Körper des Tieres gegen einen Baum zu schmettern, bis er nicht mehr zuckte.

    Es war mitten in der Nacht. am Himmel blinkten die Sterne, und Peter versuchte den Nordstern zu finden. Er war der einzige Stern, den er kannte. Der Vater hatte ihm diesen Stern eines Nachts gewiesen und erklärt: »Egal, wo du auf der Welt bist, Peter, an ihm kannst du immer die Himmelsrichtungen bestimmen.« Es war einer der wenigen Momente, in denen der Vater den Sohn seine Zuneigung hatte spüren lassen.
    »Was würdest du mir

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