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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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leicht war, denn Söldner ohne arbeit gab es viele.
    Als der Herbst kam, mussten sie sich eine Unterkunft für die Wintermonate suchen, denn einige hatten ihre Familien im Tross dabei. Nach über einem Jahr führte sie ihr Weg zurück nach Landstuhl.
    Als Johann auf einem ausläufer des Kahlenbergs zwischen den Bäumen die Burg Nanstein erblickte, erwärmte der anblick sein Herz, und er wusste, was zu tun war.
    Sofort ging er zum »Löwensteinischen Haus«, einem Wehrbau, der in der Stadtbefestigung als kleine Burg eingepasst war. Mit viel Überredungskunst konnte der Landsknecht den dortigen
Verwalter der kurpfälzischen Besatzung dazu bringen, dass es ihm gestattet war, die Winterzeit auf Burg Nanstein zu verbringen.
    Sobald die Wege vom Schnee getrocknet wären, würden sie wieder von dannen ziehen – so lautete die Vereinbarung.
    Doch je mehr Zeit Johann auf der Burgruine verbrachte, desto besser gefiel ihm der Gedanke, hier neuer Burgherr zu werden. Zwar waren große Teile der Festung durch die Zerstörung unbewohnbar, doch Johann zweifelte nicht daran, dass er im Laufe der Zeit mit geschickten Handwerkern die Burg würde instand setzen können.
    Davon, das wusste er, würde die kurpfälzische Besatzung in Kaiserslautern nicht begeistert sein. In diesen Stunden vor dem Kamin aber reifte in ihm ein Plan, den er noch in dieser Nacht umzusetzen gedachte.
     
    Der Landsknecht erhob sich aus seiner gebeugten Haltung und streckte sich. Dann verließ er leise das Zimmer und überquerte den Hof, um die steile Wendeltreppe zum Gewölbekeller hinunterzusteigen.
    So leise wie möglich drehte er den großen Eisenschlüssel im Schloss. Eisige Kälte schlug ihm entgegen, als er die schwere Holztür öffnete.
     
    Anna Maria zitterte im Schlaf, und ihre Lippen waren blau verfärbt. Ohne zu zögern hob der Landsknecht sie hoch. ›Leicht wie eine Feder‹, dachte er, als er sie im arm hielt. Sie erwachte nicht. Ein breites Lächeln entspannte die Gesichtszüge des Mannes.
    »Du wirst der Schlüssel zu meinem Glück sein!«, flüsterte er und trug das schlafende Mädchen über den Hof die Treppe hinauf.

Kapitel 5
    Peters Gefühlswelt hatte sich verändert, seit er glaubte, die Wahrheit über seinen Vater erfahren zu haben. Nichts schien mehr so, wie es war. aufgewühlt wollte er seinem Bruder von dem Verdacht, dass ihr Vater Joß Fritz sein könnte, berichten. Doch Peter zauderte, da er nicht wusste, wie Matthias es aufnehmen und sich verhalten würde. auch musste Peter diese Vermutung selbst erst einmal verdauen. Deshalb versuchte er sich seit dem Verlassen der Taverne an Begebenheiten zu erinnern, die den Vater als Joß Fritz verraten haben könnten. Doch außer dem Erlebnis mit dem umherziehenden Volk und dem Wort Bundschuh, das er einmal im Vorbeigehen aufgeschnappt hatte, konnte er sich an nichts erinnern, was ihn in seiner Vermutung bestärkte.
    Er wusste, dass ihm nur ein Gespräch mit Hauser Gewissheit bringen würde. auch Hauser selbst schien mit ihm reden zu wollen, denn Peter spürte den Blick des Mannes ständig auf sich ruhen. aber Peter wich ihm aus und mied seine Nähe. Stur marschierte er zwischen Michael und Friedrich voran.
     
    Die sechs waren noch mehr als einen Tag von Mühlhausen entfernt, als sie auf der Straße eine Menschenansammlung erblickten. In der Mitte befand sich ein Reiter, der von den Umstehenden eingekreist wurde. Beim Näherkommen erkannten sie, dass es sich um fünf Bauern und drei Frauen handelte. Der Mann zu Pferd schien der Kleidung nach ein Ritter zu sein.
    Mit Stöcken fuchtelten die Bauern wild umher, sodass das Pferd nervös zu tänzeln begann.
    »Lasst mich in Ruhe!«, brüllte der Reiter. »Ich habe weder Geld noch Wertsachen.«
    »Du trägst ein feines Gewand, sitzt auf einem edlen Ross und
willst uns erzählen, dass du nichts in der Tasche hast?«, spöttelte ein Bauer.
    »So glaubt mir doch, Leute! Ich bin ein Landsknecht, der ebenso arm ist wie ihr. Das Pferd und den Umhang habe ich gestohlen, weil mein Feldherr mir den Sold für meine Dienste nicht zahlen wollte.«
    Eine kleine Frau mit einem Buckel, deren verkrüppelte Finger einen Stock umklammerten, kreischte los: »Dann gib uns das Pferd! Daran können wir uns viele Tage lang satt essen!«
    Schon ergriff einer das Zaumzeug, und ein anderer hob schwungvoll seine axt in die Höhe.
    »Lasst mein Pferd in Ruhe oder ich werde so viele von euch töten, wie ich kann.« Rasch zog der Landsknecht ein Kurzschwert unter seinem Umhang

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