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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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seinem Schlachtross und kochte vor Wut.
    »So nicht!«, fluchte er verhalten, doch dann brüllte er los: »Geschütze in Position bringen!«
    Johann war erstaunt und zog eine augenbraue fragend nach oben.
    »Falls Ihr mir widersprechen wollt, spart Euch den atem! Mit dem Fall Triers will ich die Fackel entzünden, die den großen aufbruch kennzeichnet. Das Licht soll im ganzen Land zu sehen sein – man soll erkennen, dass im Reich ein großer aufstand begonnen hat.« So leise, dass nur sein getreuer Freund es hören konnte, fügte er hinzu: »Ich will endlich den Makel des Raubritters abstreifen!«
    Der Söldner verstand nur zu gut, was von Sickingen meinte. Diese brennende Fackel, von der der Ritter sinnbildlich sprach, war bislang nicht einmal entfacht worden. aber Johann war der ansicht, dass das von Sickingen auch mit dem Sturm auf Trier nicht gelingen würde. Nichts würde diesen angriff von seinen zahlreichen Fehden unterscheiden, die er in der Vergangenheit mit seinen Gefährten und Soldknechten geführt hatte.

    Pausenlos ließ Franz von Sickingen einen Mauerabschnitt von seiner artillerie beschießen – sieben Tage lang. Währenddessen ritten seine Freunde durchs Land, um Verstärkung heranzuholen.
    Angespannt wartete der Ritter darauf, dass sie mit Freiwilligen zurückkämen. Doch vergebens! Stattdessen erreichten ihn schlechte Nachrichten: Ritter aus dem Kurfürstentum Köln, die sich von Sickingen zuvor verpflichtet hatten, blieben dem Schauplatz fern, da der Erzbischof ihnen und ihren Familien mit Sanktionen gedroht hatte. andere Ritter zogen sich mit ihren Söldnerheeren auf halber Strecke zurück, da ihre Landesherren angekündigt hatten, ihnen das Lehen zu entziehen, wenn sie sich Franz von Sickingen anschließen würden. Einige andere wurden gefangen genommen und kamen nur frei, als sie sich gegen von Sickingen und für seine Feinde entschieden.
     
    Als am siebten Tag der Belagerung die Kanonenkugeln endlich eine Bresche in die Mauer geschossen hatten, drang Franz von Sickingen mit seinen Mannen in die Stadt ein. Doch sie kamen nicht weit, denn in den schmalen Gassen waren Barrikaden aufgebaut worden. War eine zerstört, standen sie schon vor der nächsten.
    So blieb den Söldnern nur der Nahkampf, doch der erfahrene Ritter wusste, dass er auf diese Weise unnötige Verluste würde hinnehmen müssen.
    Am frühen abend ließ Franz von Sickingen zum Rückzug blasen. Sein Plan war gescheitert.
     
    Der Ritter musste mit seinem Heer fliehen, weil Kurfürst Ludwig von der Pfalz und Landgraf Philipp von Hessen ihn verfolgen wollten, wie Späher gemeldet hatten.
    Da es auf seinen Burgen weder Platz noch Verpflegung für Tausende von Menschen gab, musste Sickingen die Söldner
auszahlen und ziehen lassen. Nur wenige Fußknechte und einige bewaffnete Reiter behielt er in seinem Dienst.
     
    Als Kaiser Karl V. anfang Oktober 1522 die Reichsacht über den Ritter verhängte – über den Mann, den er zwei Jahre zuvor zu seinem Rat und seinem Feldhauptmann ernannt hatte -, wusste von Sickingen, dass er sich in Sicherheit bringen musste. Denn jeder durfte ihn fortan ungestraft töten.
    Der Ritter zog sich mit seinen Leuten auf die Ebernburg bei Kreuznach zurück. Zwar wurde er von seinen Feinden beobachtet, doch ließen sie ihn und seine Männer dort in Ruhe.
     
    Mittlerweile war das neue Jahr angebrochen, und Franz von Sickingen wurde unruhig. als zum Frühling einige Ritter auf die Ebernburg kamen, um sich ihm anzuschließen, erklärte er: »Johann, es ist Zeit, dass etwas geschieht. Wir werden nach Süden ziehen und Kaiserslautern einnehmen! Dann sehen wir weiter.«
     
    Johann hatte nicht widersprochen, obwohl er große Bedenken hegte, mit so wenigen Männern eine ehemalige Freie Reichsstadt einnehmen zu wollen.
    Seine Zweifel erwiesen sich als berechtigt. Die Bürger von Kaiserslautern wollten sich nicht mit dem Ritter verbünden, und an eine Belagerung war nicht zu denken, da die Schar um Franz von Sickingen zu klein war.
    Erneut musste sich der Ritter geschlagen geben. So zog er sich auf Burg Nanstein zurück, um dort auf seine Feinde zu warten.
    »Sie werden kommen, Johann, dessen bin ich mir sicher!«

    Wehmütig erinnerte sich Johann an die letzten Lebenstage seines Freundes. Bis zum Schluss hatte der treue Landsknecht ersehnt,
dass Franz von Sickingens Hoffnungen Erfüllung fänden und seine Freunde ihm zu Hilfe eilen würden.
    Doch mit dem Frühjahr kamen nur seine Feinde.
    Es war kurz nach Ostern,

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