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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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hervor und hielt es über seinen Kopf, sodass jeder es sehen konnte.
    »Wir sind in der Überzahl. Knüpft ihn am nächsten Baum auf!«, kreischte die alte ihren Mitstreitern zu. Ein kahlköpfiger Mann schnaubte verächtlich. »Entweder Pferd oder Leben! Du sagst selbst, dass du ein Dieb bist, und Diebe werden aufgehängt.« Wieder schnaubte er geräuschvoll und zog seine Kordel aus der Hose.
    Erneut riss einer der Männer am Zügel. Das Pferd wieherte angstvoll und riss die augen weit auf.
    »Er will es nicht anders! Fesselt ihn wie Schlachtvieh!«, schrie ein Mann und riss den hilflosen Reiter aus dem Sattel. Der Fremde konnte nicht entkommen. Wie Wahnsinnige prügelten die Leute auf ihn ein. Vergeblich versuchte er sich zu wehren, doch es waren zu viele, die ihn schlugen.
    Die fünf Burschen sahen Jacob Hauser an.
    »Das können wir nicht zulassen, Herr Hauser!«, wandte sich Peter an den alten. Doch der zuckte nur mit den Schultern, drehte sich wortlos um und marschierte an der Meute vorbei.
    Friedrich und Johannes folgten ihm. Unschlüssig blickten
Matthias und Michael den dreien hinterher, sahen dann Peter an und schienen zu warten, was er tun würde.
     
    Plötzlich schrie das Pferd erbärmlich auf, denn die alte mit dem Buckel schlug mit ihrem Stock immer wieder auf es ein. als jemand versuchte, das Tier am Halfter nach unten zu ziehen, bäumte es sich wiehernd auf. Es blutete aus dem Maul und wollte fliehen, doch die Männer hielten es fest und zerrten es zu Boden.
    »Herr Hauser!«, brüllte Peter dem alten hinterher, der scheinbar ungerührt weiterging. Der Junge ahnte, dass Hauser ihn reizen wollte. Deshalb rief er erneut seinen Namen. Da drehte der alte sich um und schrie Peter entgegen: »Hat er ein Mal auf dem Handrücken?«
    Verständnislos blickten die anderen Burschen die beiden an.
    ›Reiter und Pferd schreien um ihr Leben und Hauser interessiert sich für dieses verfluchte Mal‹, dachte Peter wütend.
    Aus den augenwinkeln konnte er erkennen, dass das Gesindel das Pferd nun mit einem Messer attackierte. auch der am Boden liegende Mann schrie aus Leibeskräften.
    »Ja, er hat ein schwarzes Mal auf dem Handrücken! Seid Ihr nun zufrieden? Jetzt kommt und helft!«
    Hauser lachte laut auf und lief auf die Meute zu. Die Burschen folgten ihm und warfen sich mit Gebrüll auf die Bauern.
    Der angriff der sechs Männer überraschte sie, und sie suchten eilends das Weite. aus sicherer Entfernung schimpfte und fluchte die Meute, traute sich aber nicht zurück.
     
    Friedrich und Hauser lösten dem Reiter die Fesseln. Seine rechte augenbraue war aufgeplatzt, und er blutete aus einer Kopfverletzung.
    »Morgen werde ich sicherlich einige blaue Flecken haben«, sagte er mühsam lächelnd, als Hauser ihm aufhalf. Der Fremde
streckte jedem seine Hand entgegen und bedankte sich für die Hilfe. »Ohne euch würden mein Pferd und ich sicherlich nicht mehr leben. Habt Dank!«
    Matthias versuchte das verängstigte Tier zu beruhigen, damit Peter seine Verletzungen untersuchen konnte. Der Körper des Pferdes war übersät mit Stichverletzungen, aus denen feine Blutrinnsale liefen.
    Peter tätschelte den Hals des Pferdes. »Es sieht schlimmer aus, als es ist. Die Wunden sind nicht tief.«
    Der Reiter ging zu seinem Pferd und sprach beruhigende Worte in einer fremd klingenden Sprache. Sofort spitzte es die Ohren und schien mit dem Kopf zu nicken.
    Als der Mann in die fragenden augen seiner Retter blickte, erklärte er lächelnd: »Lorenzo stammt aus Italien. Vor zwei Jahren diente ich im Heer des Ritters Georg von Frundsberg. Es war bei der Eroberung von Mailand, als wir keinen Sold bekommen sollten. Deshalb nahm ich mir das Pferd, einen Umhang aus kostbarem Stoff und verließ bei Nacht und Nebel das Heer. So habe ich ein Pferd bekommen, das nur Italienisch versteht.«
    Plötzlich legte das Pferd die Ohren an und wieherte unruhig.
    »Es wäre besser, wenn wir von hier fortgehen würden!«, schlug Peter vor und blickte zum Waldrand hinüber.
    »Soll ich Euch aufs Pferd helfen?«, fragte Hauser, der sah, dass der Fremde sein Bein nur unter Schmerzen bewegen konnte.
    »Nein, besser nicht. Ich versuche mit Euch Schritt zu halten!«
    Matthias führte das Pferd am Zügel, Hauser stützte den Fremden, und die Burschen hielten ausschau, ob es die Bauern noch einmal wagen würden, sich ihnen zu nähern.
    Nachdem sie ein gutes Stück Wegs hinter sich gebracht hatten, ohne dass von den Bauern noch einmal etwas zu sehen gewesen

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