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Gabe des Blutes

Gabe des Blutes

Titel: Gabe des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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und aus dem Weg gehoben hatte, und dann noch einmal, als sie von einer Leiter gepurzelt war. Wenn seine Hand ihrem Hintern noch näher gekommen wäre, dachte Reule hitzig, hätte er jetzt nur noch einen blutigen Stumpf gehabt.
    Jedes einzelne Mitglied des Rudels, bis auf den abwesenden Amando, wusste, dass er über ihre Mätzchen nicht erfreut war, also provozierten sie ihn natürlich. Sie wollten sehen, wie weit sie gehen konnten, bevor er sich selbst zum Affen machte. Doch das würde er nicht. Also lehnte Reule an der Wand, biss die Zähne aufeinander, die Arme fest vor der Brust verschränkt. Er konzentrierte sich auf Mystique, blendete alles andere aus und ergötzte sich an ihrer überschäumenden Energie.
    Sie schlug ihn in ihren Bann, wie sie mit größter Logik und unerschöpflichem Wissen ihre Krankenstation einrichtete. Es gab Behandlungsplätze, die mit Brokatvorhängen in dunklen Farben voneinander getrennt und an der Wand in der Nähe der Fenster aufgereiht waren. Die Sonne fiel auf jedes Bett, ein scharfer Kontrast zu der Situation, in der sie Chayne vorgefunden hatten, und zu den Krankenstationen, die Reule kannte. Die Vorhänge boten, wenn nötig, Privatsphäre, konnten jedoch vollständig zurückgezogen werden.
    An der gegenüberliegenden Seite des Raums legte sie eine Stahlplatte auf einen großen flachen Kupferbottich, der in einer Ecke durch einen Vorhang abgetrennt war. Als sie Rye darum gebeten hatte, erklärte sie, dass Stahl am einfachsten zu säubern sei, und der Bottich schützte den Fußboden vor Blut und anderen Verschmutzungen. Da erkannte Reule, wie ernst sie die Sache nahm. Sie wusste, was auf sie zukam. Jeth war eine große Stadt mit starken und tüchtigen Leuten, doch sie konnten sich in der Wildnis ernsthafte Verletzungen zuziehen.
    Der dunklere, kühle Vorratsraum war mit Regalen ausgestattet worden, die mit allen möglichen Kräutern und Desinfektionsmitteln, Gläsern und Flaschen und einem Haufen Zubehör und Gerätschaften vollgestellt waren, für die sie Diener in die Geschäfte in der Stadt hatte schicken müssen. Es überraschte ihn nicht, als zwei weitere Personen im Turm auftauchten, die um Hilfe baten, die sie vom früheren Apotheker nicht bekommen hatten.
    Da er Verleumdung nicht duldete, hatte Reule bereits dafür gesorgt, dass der Mediziner nicht weit kommen würde. Vielleicht hätte er über dessen verantwortungsloses Verhalten gegenüber Jeth hinweggesehen, das seine Flucht bedeutete, weil Mystique an seiner Stelle Hilfe leisten konnte. Doch er war nicht still und leise verschwunden. Er hatte es gewagt, eine Frau, die unter seinem Schutz stand, eine Hure zu nennen. Dafür und für die Lügen, die er über sie verbreitet hatte, gab es kein Pardon. Doch es ging nicht nur um die Beleidigungen. Die Absicht des Pharmazeuten war es gewesen, Stimmung gegen eine unschuldige Fremde zu machen. Sie war auch die einzige medizinische Hilfe, die Jeth jetzt noch hatte, und solche Worte schreckten die Leute davon ab, zu ihr zu kommen, selbst wenn sie in einer schlimmen Notlage waren.
    Ein solcher Affront war unverzeihlich. Wegen dieser Anmaßung würde der Apotheker sein Leben lassen.
    Reule hatte nicht Delano geschickt, obwohl diese Aufgabe sehr wohl in dessen Zuständigkeit als oberster Verteidiger lag. Er weigerte sich, Delano wegzuschicken, solange Chayne noch krank war. Delano wäre verärgert, wenn er es herausfände, doch es war Reules Entscheidung, und damit war die Sache erledigt.
    Einstweilen begnügte er sich damit, Mystique dabei zuzusehen, wie sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihre neuen Patienten richtete. Sie sprach in lockerem Ton, und ihre Bewegungen waren bedächtig und vorsichtig, während sie Fragen stellte. Ihre Augen huschten die ganze Zeit hin und her, um zu beobachten, was nicht gesagt wurde. Sie war großartig und schön, wie er fand, und es brachte seine ganze Welt ins Wanken.
    Instinktiv wandte er den Blick nach links, wo er Darcios grauen Augen begegnete, die ihn neugierig betrachteten. Sein Schattenmann war undurchschaubar, was seine Gedanken und Gefühle betraf, und nichts ließ darauf schließen, weshalb er ihn so eindringlich ansah. Also wandte er sich der befriedigenderen Beschäftigung zu, Mystique dabei zuzuschauen, wie sie sich um die Leute kümmerte. Sie hatte ihre beiden neuen Patienten mit Kräutern, Anweisungen und mit der Bitte, in ein paar Tagen wiederzukommen, weggeschickt. Die beiden gingen, und sie strich sich das feuchte, wirre Haar aus der

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