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Gabriel - Duell der Engel

Gabriel - Duell der Engel

Titel: Gabriel - Duell der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaja Bergmann
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Déjà-vu. Keine Schmerzen. Hatte zu viele gefühlt. Konnte nicht mehr.
    Noch ein Schlag. Brachte Kraft in meine Augen. Ich öffnete sie langsam. Versuchte, das Flattern meiner Lider zu ignorieren.
    Eine Ohrfeige. Jetzt war’s aber langsam mal gut!
    Â»Du wolltest reden, jetzt reden wir, verstanden?!«
    Ich begann, meine Umgebung zu sehen. Schickte die Infos an mein Gehirn. Es arbeitete. Langsam. Aber es arbeitete. Ergebnis: Ich lag auf meinem Lieblingswolkenkratzer. Neben mir Seraphin. Nein, er lag nicht, sondern saß. Sah gelangweilt aus. Genervt. Enttäuscht?
    Â»Willkommen zurück unter den Toten«, sagte er trocken. Lachte kurz auf.
    Â»Wie … wie bin ich hierhergekommen?« Meine Stimme klang wie Schleifpapier und fühlte sich auch so an.
    Â»Hab dich hergebracht. Ist aber nicht wichtig. Weißt du noch, was eben passiert ist, oder hat dein armseliges Gehirn die Erinnerung schon gelöscht?«
    Ich kramte in meinen Gedanken. Fand Bilder. Schreckliche Bilder. Wollte sie vergessen. Konnte nicht. Ein Stöhnen drang aus meiner Kehle.
    Â»Weiß es leider noch«, antwortete ich leise.
    Â»Gut.« Seraphin sog scharf die Luft ein. Irgendwie hatte ich das Gefühl, er vermisste in diesem Moment eine Zigarette. »Eben auf dem Dach, da habe ich kurz gedacht, du schaffst es. Du warst stärker, als ich erwartet hatte.«
    Â»Tja, hat aber nichts gebracht, oder?« Ich hatte keine Lust, über meine Niederlage zu reden. Denn mit ihr war der Tod gekommen.
    Â»Natürlich hat es das!« Seraphin sah mich wütend an. Seine Augen waren noch immer schwarz. Hätte ich mir auch denken können. »Du weißt jetzt, was dich stark macht.«
    Â»Ist doch egal. Bringt doch eh nichts«, murmelte ich erschöpft. Ließ meinen Kopf zurück auf das Dach sinken. Hätte ich lassen sollen. Ein Tritt gegen mein Ohr ließ mich aufschrecken. Tat weh. Scheiße, bildete ich mir das nur ein, oder war mein Ohr tatsächlich nass? Ich betastete es vorsichtig mit der rechten Hand und schreckte zurück. Sie war voller Blut.
    Â»Jetzt lass dich verdammt noch mal nicht so gehen!«, schrie Seraphin mich an. Er stand über mir und schien mich noch einmal treten zu wollen. Ich rollte mich instinktiv zur Seite. Rappelte mich auf. Klopfte den Staub von meinen Klamotten. »Du hast genug in Selbstmitleid gebadet, du Schwächling!« Seraphin spuckte mir ins Gesicht. Angeekelt wischte ich es mit meinem Ärmel ab. Déjà-vu. Irgendwie umgekehrt. Verdammt, es reichte langsam!
    Seraphin trat auf mich zu. Ich zuckte zurück. Er gab mir eine Ohrfeige. »Hör zu«, flüsterte er leise an meinem zerstörten Ohr. Seine Stimme hinterließ einen blechernen, nachhallenden Klang. Mein Herz überschlug sich. Konnte so viel Nähe nicht ertragen. »Das ist jetzt sehr, sehr wichtig, klar? Hast du verstanden, warum du plötzlich so stark warst?«
    Ich dachte zurück. Mein Gehirn sperrte die Erinnerung. Nicht für Zuschauer unter 18 Jahren geeignet.
    Seraphin schrie laut auf. Stieß mich von sich weg. Ich wurde durch die Luft geschleudert und landete ein paar Meter weiter hinten. Wenigstens weiter weg von ihm.
    Â»Wut!«, schrie er und kam wieder auf mich zu. »Wut, du Idiot! Wut macht dich stark! Gemischt mit ein klein wenig Verzweiflung. Aber nicht zu viel. Trauer macht dich schwach, Wut stark, ist das denn so schwer zu verstehen?!« Er war inzwischen wieder ganz nahe. Funkelte mich feindselig an. »Das ist der Grund«, zischte er, »weshalb die Bösen immer stärker sind. Weil sie unbändige Wut in sich tragen. Sobald du dich gehen lässt, wirst du stark.«
    Â»Aber dann verliere ich die Kontrolle …«, sagte ich leise, mehr zu mir selbst.
    Â»Eben!« Seraphin spuckte schon wieder nach mir. Ich wich aus. »Wenn du aufhörst, die Kontrolle behalten zu wollen, kann sich deine ganze Kraft entfesseln. Strahlt frei um sich. Wenn du sie kontrollierst, engst du sie ein. Schwächst sie ab. Verdammt, ist das denn wirklich so schwer zu verstehen für dich?!«
    Ich dachte nach. Irgendwie ergab es Sinn. So sehr ich mich auch dagegen wehrte, tief in mir wuchs die Erkenntnis, dass er vielleicht recht hatte. Im siegesgewissen Funkeln seiner Augen fand ich meine Bestätigung.
    Â»Okay«, begann ich zögernd, »okay. Gehen wir mal davon aus, du hast recht. Warum hat es auf dem Dach dann nicht funktioniert? Ich war

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