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Gabriel Labert

Gabriel Labert

Titel: Gabriel Labert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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auszusprechen, gab er seinem Pferde die Sporen und sprengte im Galopp davon.‹
    ›Sie werden sich getäuscht haben‹, entgegnete ich.
    ›Ich glaubte es wie du‹, antwortete er. ›Doch der Zufall fügte es, daß ich am Abend in die Oper ging – in das Parterre, wohlverstanden. Ich bin ein Bauer, und das Parterre ist gut genug für mich; er aber, da er ein vornehmer Herr geworden ist, wie es scheint, war in den ersten Logen, und zwar in einer der schönsten, zwischen zwei Säulen, und plauderte und machte den Süßen gegen die Damen und hatte am Knopfloch eine Kamelie so groß wie meine Hand.‹
    ›Das ist unmöglich!‹ murmelte ich.
    ›Es ist so; denn ich zweifelte immer noch und wollte Gewißheit haben. Deshalb ging ich im Zwischenakt hinaus und stellte mich in die Nähe der Loge; die Tür wurde halb geöffnet, und unser Held ging an mir vorüber.‹
    ›Gabriel‹, sagte ich mit halblauter Stimme.
    ›Er wandte sich rasch nach mir um und erblickte mich; da wurde er scharlachrot und stürzte mit solcher Eile zur Treppe, daß er beinahe einen Herrn und eine Dame, die seinen Weg kreuzten, niedergeworfen hätte. Ich folgte ihm, doch als ich unter den Säulengang kam, sah ich ihn in einen äußerst zierlichen Wagen steigen, ein Bedienter in Livree schloß den Schlag hinter ihm, und der Wagen fuhr im Galopp davon.‹
    ›Wie soll er einen Wagen und Bediente in Livree besitzen?‹ fragte ich. ›Sie werden sich getäuscht haben, sicherlich war es gar nicht Gabriel.‹
    ›Ich sage dir, ich habe ihn gesehen, wie ich dich sehe, und ich weiß sicher, daß er es war; ich muß ihn doch wohl kennen, da ich ihn drei Jahre als Schreiber in meiner Bürgermeisterei gehabt habe.‹
    ›Haben Sie das außer mir noch anderen erzählt?‹
    ›Bei Gott, ich habe es jedem gesagt, der es hören wollte. Er hat mich nicht um Geheimhaltung gebeten, er hat mir ja nicht einmal die Ehre erwiesen, mich zu erkennen.‹
    ›Aber sein Vater?‹ sagte ich mit halber Stimme.
    ›Sein Vater kann nur entzückt sein, denn was beweist das anderes, als daß sein Sohn sein Glück gemacht hat?‹ Ich seufzte und ging zu Th omas Lambert. Ich fand ihn, den Kopf in die Hände gestützt, an seinem Tisch sitzend, er hörte mich nicht die Tür öffnen, er hörte nicht, wie ich mich ihm näherte. Ich legte ihm die Hand auf die Schulter; er erschauerte und wandte sich um. ›Du weißt alles?‹
    ›Der Herr Bürgermeister erzählte mir soeben, er sei Gabriel zu Pferd und in der Oper begegnet; doch er kann sich getäuscht haben.‹
    ›Wie soll er sich getäuscht haben? Kennt er ihn nicht so gut wie wir? O nein, das alles ist die reine Wahrheit.‹ ›Wenn er sein Glück gemacht hat‹, erwiderte ich schüchtern, ›müssen wir uns darüber freuen, wenigstens wird er glücklich sein.‹
    ›Glück gemacht!‹ rief Vater Thomas. ›Und auf welche Weise soll er sein Glück gemacht haben? Ist das ehrenhaft, ist das mit rechten Dingen zugegangen, wie so viele Leute in dieser Zeit zu Reichtum und Ansehen, zu Wagen und Pferden, zu einem vornehmen Namen gekommen sind, die noch vor kurzer Zeit nichts waren und nichts hatten. Gabriel war nicht schlecht, das weißt du, mein Kind, aber er hat gesehen, was andere gemacht haben, und er hat es ihnen nachgemacht. Oder nennst du das ehrenhaft, wenn sich der Sohn vor seinem Vater versteckt und das Versprechen vergißt, das er seiner Braut gegeben hat, die ihm nun nicht mehr gut genug ist?‹
    ›Sie begreifen wohl, daß ich seiner nicht mehr würdig bin, wenn er so reich ist.‹
    ›Marie, Marie‹, sprach der Vater, den Kopf schüttelnd, ›ich befürchte vielmehr, daß er deiner nicht mehr würdig ist.‹ Und er ging auf den kleinen Rahmen zu, der die Federzeichnung enthielt, die Gabriel einst angefertigt hatte, zerbrach ihn in Stücke, zerriß die Zeichnung und warf sie ins Feuer.
    Ich ließ ihn gewähren, ohne ihn zurückzuhalten, denn ich dachte an das Bruchstück einer Banknote, das am Morgen seiner Abreise die kleine Schäferin aufgehoben hatte, ein Bruchstück, das ich aufbewahrt hatte und auf dem die Worte standen: ›Das Gesetz bestraft den Fälscher mit dem Tode.‹
    ›Was sollen wir tun?‹ fragte ich. ›Wir müssen ihn in sein Verderben rennen lassen, wenn er es nicht schon getan hat.‹
    ›Bitte‹, sprach ich, ›versucht von meinem Vater die Erlaubnis zu erhalten, daß ich noch einmal vierzehn Tage bei Eurer Schwester zubringen darf.‹
    ›Warum?‹
    ›Ich werde nach Paris fahren.‹
    Er schüttelte

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