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Gabriel Labert

Gabriel Labert

Titel: Gabriel Labert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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immer noch besser als der Tod.« Ich fühlte nun, wie auch mir der kalte Schweiß auf der Stirn perlte.
    »Ja«, sprach Gabriel, »ja, ich begreife, was in Ihnen vorgeht; Sie verachten mich, Sie finden mich feig, Sie sagen, es sei hundertmal besser zu sterben, als sein Leben lang, besonders wenn man erst sechsundzwanzig Jahre alt ist, die schändliche Kettenkugel zu schleppen.
    Aber was wollen Sie, seitdem dieser Spruch gefällt worden ist, habe ich nicht eine Stunde geschlafen: Schauen Sie meine Haare an … die Hälfte ist weiß geworden … Ja, ich habe Angst vor dem Tod. Warum soll gerade ich sterben. Was habe ich denn getan? Ich habe Banknoten gefälscht, nun gut. Ich wollte reich werden – ich wollte auch reich werden, ich wollte auch ein Haus haben, Wagen und Pferde und einen Platz in der Oper. Und deshalb soll ich sterben? Wie sind denn alle die anderen reich geworden, die Bankiers, der Abgeordnete, der mir Versprechungen gemacht, der Richter, der mich verurteilt hat. Sie sind auch nur von dort hergekommen, wo ich hergekommen bin, sie waren ein Nichts wie ich und sind jetzt große Leute. Sie verachten mich, weil ich Geld gemacht habe – und was haben sie getan? Sie haben spekuliert, sie haben gestohlen, geraubt, gemordet; aber einer deckt den anderen, daß nichts laut wird von ihren Verbrechen. Bin ich nicht genausoviel wert wie sie, habe ich nicht das gleiche Recht wie sie? Oder sind sie nur schlauer gewesen als ich und haben jetzt Angst, daß ihnen ihre Plätze streitig gemacht werden sollen? – Doktor, retten Sie mich vor dem Tod, das ist alles, was ich von Ihnen erbitte, sie mögen dann mit mir machen, was sie wollen.«
    »Ich werde mich bemühen«, erwiderte ich.
    »Ah, Doktor, Doktor!« rief der Unglückliche, indem er meine Hand ergriff und die Lippen darauf drückte, ehe ich Zeit hatte, sie zurückzuziehen. »Doktor, ich wußte wohl, daß Sie meine einzige, meine letzte Hoff nung sind.
    Und nun verlieren Sie keine Minute mehr, gehen Sie, gehen Sie; sollte sich ein Zufall Ihrem Wunsch, den König zu sehen, widersetzen, so seien Sie im Namen des Himmels beharrlich; bedenken Sie, daß mein Leben an Ihren Worten hängt, bedenken Sie, daß es neun Uhr abends ist und daß es morgen früh um sechs geschehen soll. Neun Stunden zu leben, mein Gott! Wenn Sie mich nicht retten, nur noch neun Stunden zu leben!«
    »Um elf werde ich in den Tuilerien sein.« »Und warum erst um elf Uhr? Warum nicht auf der Stelle? Sie verlieren zwei Stunden, wie mir scheint.« »Weil sich der König gewöhnlich um elf zurückzieht, um zu arbeiten, und weil er bis zu dieser Stunde im Empfangssalon weilt.«
    »Ja, und es finden sich dort hundert Personen, die plaudern, lachen und des andern Tages sicher sind, die nichts davon wissen, daß es einen Menschen ihresgleichen gibt, der sich in seinem Todeskampf zerarbeitet, in einem Kerker, bei dem Schein dieser Lampe, im Angesicht dieser Mauern, die bedeckt sind mit Namen von Leuten, die gelebt haben, wie er in diesem Augenblick lebt, und dann am anderen Tag tot waren. Sie wissen das alles nicht, diese Leute, sagen Sie ihnen, daß es so ist, damit sie Mitleid haben.«
    »Ich werde tun, was ich kann, seien Sie unbesorgt.«
    »Und sollte der König zögern, so wenden Sie sich an die Königin; sie ist eine fromme Frau, sie muß gegen die Todesstrafe sein! Wenden Sie sich an den Herzog von Orléans, jeder spricht von seinem guten Herzen. Er sagte eines Tages, wie man mir versichert hat, wenn er den Thron bestiege, sollte nicht eine einzige Hinrichtung mehr stattfinden. Wenn Sie sich an ihn wenden würden statt an den König?«
    »Beruhigen Sie sich, ich werde tun, was nur immer zu tun ist.«
    »Aber haben Sie denn wenigstens Hoffnung?«
    »Die Gnade des Königs ist groß, ich hoff e auf sie.«
    »Gott höre Sie«, rief er, die Hände faltend. »Oh, mein Gott!
    Rühren Sie das Herz desjenigen, der mich mit einem Wort töten oder begnadigen kann.«
    »Gott befohlen mein Herr.«
    »Gott befohlen? Was sagen Sie da? Werden Sie nicht wiederkommen?« »Ich werde wiederkommen, wenn es mir gelungen ist.« »Oh, daß ich Sie in dem einen oder dem anderen Fall wiedersehen würde! Mein Gott, wie schrecklich wäre es, sollte ich Sie nicht mehr sehen. Bis zum Fuß des Schafotts würde ich Sie erwarten, und welch eine Marter ist dieser Zweifel! Kommen Sie zurück, ich flehe Sie an!«
    »Ich werde zurückkommen.«
    »Gut«, sagte der Verurteilte, den seine Kräfte von dem Augenblick an, wo er dieses

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