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Gabriel Lambert

Gabriel Lambert

Titel: Gabriel Lambert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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haben. Nach einigen weite-ren Fragen entfernten sich auch die Polizisten, und ich hörte nichts mehr von dieser Sache.
    . Kapitel
    Eine Ecke des Schleiers
    Drei Monate waren vergangen, da fand ich unter meiner Morgen-korrespondenz folgendes kurze Schreiben:
    »Mein libber Doktor,
    Ich bin waraftig Krank und bedarf ernstlig Ihrer Wissenschaft; komen Sie heute zu Mir, wenn Sie ohne Groll gegen Mich sind.
    Ihr ergebenster
    Henri Vicomte de Faverne
    Rue Taitbout Nr. «
    Dieser Brief, den ich wortgetreu mit seinen orthographischen Feh-lern wiedergebe, bestätigte die Ansicht, die ich von dem Mangel an Erziehung meines Patienten hatte. War er, wie er sagte, in Guadeloupe geboren, so durfte man sich übrigens weniger darüber wundern. Man weiß, wie sehr die Erziehung der Pfl anzer vernachlässigt wird.
    Doch andererseits hatte der Vicomte de Faverne weder die kleinen Hände noch die kleinen Füße, noch die schlanke, anmutige Gestalt, noch die reizende Sprache der Menschen aus den Tropenländern, und mir war es klar, daß ich es mit einem durch den Aufenthalt in der Hauptstadt nur oberfl ächlich abgehobelten Mann aus der Provinz zu tun hatte.
    Da er indessen wirklich krank sein mochte, begab ich mich zu ihm. Ich trat ein und fand ihn in einem mit veilchenblauen und orangefarbenem Damast ausgeschlagenen Boudoir.
    Zu meinem großen Erstaunen war dieser Winkel weit geschmack-voller als die übrige Wohnung.
    Faverne lag halb auf einem Sofa, in einer sichtbar einstudierten Haltung, und war mit einer seidenen Hose und einem glänzenden Schlafrock bekleidet; zwischen seinen dicken Fingern schob er ein reizendes Flakon wertvollster Arbeit hin und her.
    »Wie gut und freundlich ist es von Ihnen, mich zu besuchen, Doktor«, sagte er, indem er halb aufstand und mir durch ein Zeichen andeutete, ich möge mich setzen. »Übrigens habe ich Sie nicht be-logen, ich bin furchtbar leidend.«
    »Was haben Sie?« fragte ich. »Sollte es Ihre Wunde sein?«
    »Nein, Gott sei Dank, es ist jetzt nicht mehr davon zu sehn, als wenn es ein Blutegelstich wäre. Nein, ich weiß nicht, Doktor, wenn ich nicht befürchtete, Sie könnten über mich spotten, würde ich sagen, ich habe Vapeurs.«
    Ich lächelte.
    »Ja, nicht wahr«, fuhr er fort, »das ist eine Krankheit, die Sie aus-schließlich für Ihre Schönen aufbewahren. Doch es ist darum nicht weniger wahr, daß ich leide – daß ich sehr leide, und zwar ohne sagen zu können, woran ich leide noch wie ich leide.«
    »Teufel, das wird gefährlich. Sollte es Hypochondrie sein?«
    »Wie nennen Sie das, Doktor?«
    Ich wiederholte das Wort, doch ich bemerkte, daß es de Faverne unbekannt war. Inzwischen nahm ich seine Hand und legte zwei Finger auf die Arterie.
    Er hatte in der Tat einen sehr aufgeregten Puls.
    Während ich die Pulsschläge zählte, läutete es; der Baron zuckte zusammen, und die Pulsschläge beschleunigten sich.
    4 Verdauungsstörungen beziehungsweise dadurch hervorgerufene schlechte Laune.
    »Was haben Sie?« fragte ich.
    »Nichts«, antwortete er. »Das ist nur stärker, weil ich … jedesmal, wenn ich eine Klingel höre, bebe ich, und dann muß ich erbleichen.
    Ah! Doktor, ich sage Ihnen, ich bin sehr krank.«
    Der Vicomte war in der Tat leichenblaß geworden.
    Ich begann zu glauben, daß er nicht übertrieb und daß er in Wirklichkeit sehr litt; nur war ich überzeugt, daß diese physische Erschütterung eine psychische Ursache hatte.
    Ich schaute ihn scharf an, er senkte die Augen, und der Blässe, die sein Gesicht bedeckt hatte, folgte eine lebhafte Röte.
    »Ja«, sagte ich, »Sie leiden off enbar.«
    »Nicht wahr, Doktor?« rief er. »Ich habe schon zwei Ihrer Kollegen zu Rate gezogen; sie waren so sonderbar, daß ich es nicht wagte, zu Ihnen zu schicken, um Sie rufen zu lassen. Die Dummköpfe lachten, als ich ihnen sagte, ich leide an den Nerven.«
    »Sie leiden« versetzte ich, »doch es ist keine körperliche Ursache, die Sie leiden macht; Sie haben irgendeinen psychischen Schmerz, eine ernste Ursache vielleicht.«
    Er bebte.
    »Und welche Ursache sollte ich haben? Alles geht im Gegenteil auf das beste. Meine Heirat … ah, Sie wissen? Meine Heirat mit Fräulein de Macartie, die wegen Ihres Herrn Olivier beinahe in die Brüche gegangen wäre …«
    »Ja; nun?«
    »Sie wird in vierzehn Tagen stattfi nden; das erste Aufgebot ist verkündet. Übrigens ist er für seine Behauptungen sehr bestraft worden und hat sich bei mir entschuldigt.«
    »Wieso?«
    »Germain«,

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