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Gabriel oder das Versprechen

Gabriel oder das Versprechen

Titel: Gabriel oder das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Voosen
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Er hat zugesagt. Wir treffen uns im
Flughafen-Restaurant.«
    Abschließend ging Fassbinder noch
speziell auf Sandra Niemetz ein, die mit größter Wahrscheinlichkeit
am kommenden Samstag nach Gabriels Vorstellungen sein nächstes
Mordopfer werden sollte. Die Details waren den Leuten der
Sonderkommission bereits bekannt. Jetzt ging es nur noch um den
Überwachungseinsatz. Lange hatten sie zuvor darüber diskutiert, ob
man es riskieren könne, Sandra nicht vorab zu informieren. Es war
ein gewagtes Spiel. Aber sie versprachen sich eine größere
Erfolgschance, wenn sie die normalen Abläufe nicht beeinflussen
würden. Sandra würde wie üblich Samstagmorgen in ihr
Friseurgeschäft in die Barmer City fahren. Von sechs Uhr morgens an
sollten die ersten beiden Beamten vor dem Wohnhaus Posten beziehen.
Insgesamt waren zwölf Polizisten in Zivil aufgeboten, um während
des gesamten Tages eine Rund-um-die-Uhr-Bewachung sicherstellen zu
können. Sandras Verhältnis zu Niko Altmann war intensiv beleuchtet
worden. Als potenzieller Täter kam er nicht in Betracht, weil auch
seine DNA-Probe, die sie von ihm wegen seiner Teilnahme an der
Speed-Date-Party routinemäßig ebenfalls genommen hatten, negativ
gewesen war. Die Sonderkommission ging davon aus, dass er und
Sandra nach Geschäftsschluss den Samstag gemeinsam verbringen
würden, da es ihr Geburtstag war. Die Überwachung schien sie vor
keine allzu schwierigen Aufgaben zu stellen, ein erneuter
Mordanschlag eher unwahrscheinlich. Doch sie sollten sich
täuschen.

 
    51
    Horststraße 4, Haan Freitag, 5.
Juni, 8.45 Uhr
    Eine Viertelstunde vor der
verabredeten Zeit bog Heinz Schmidt in die Horststraße ein. Er
parkte seinen silbergrauen Golf direkt vor dem Haus Nr. 4 und
klingelte. Frau Staudt, schon fertig gestiefelt und gespornt,
blickte auf die Uhr. Zehn Minuten vor der Zeit, ist des Soldaten
Pünktlichkeit, ging ihr ein Spruch durch den Kopf, den ihr Vater -
ein Marineoffizier - oft zitiert hatte. Sie öffnete und sah sich
einem Mann um die 50 gegenüber, der ihr auf Anhieb gefiel. Er war
ungefähr zehn Zentimeter größer als sie, etwa 1,80 Meter, trug
einen Oberlippenbart, hatte volles dunkles Haar und ein tiefes
Grübchen im Kinn. Gekleidet war er zivil. Zur dunkelbraunen
Stoffhose trug er ein braun-weiß gestreiftes Sweatshirt über einem
unifarbenen braunen Polohemd.
    »Da sind sie ja. Pünktlich wie ein
Maurer, Herr …«
    »Schmidt ist mein Name, Heinz
Schmidt.« Gegen seine sonstige Gewohnheit ließ er den Titel weg.
»Maurer sind meist viel später dran. Ich muss mich entschuldigen,
dass ich schon so früh hier bin, aber auf der A 46 war
ausnahmsweise mal kein Stau und in Haan habe ich die grüne Phase
erwischt!«
    »Ein gutes Omen! Nehmen wir es als
gutes Omen. Und dass Sie zu früh sind, das macht nichts. Ich bin
sowieso schon eine ganze Weile marschbereit!« Der Kommissar hatte
nicht zu viel versprochen. Ein ausgesprochen netter Mensch, dieser
Schmidt, dachte Sabine Staudt und freute sich auf die gemeinsame
Fahrt.
    Er schnappte sich ihren kleinen
schwarzen Koffer und begleitete sie zum Wagen. Galant hielt er ihr
die Tür auf und ließ sie einsteigen. Die Strecke führte zunächst
durch den Burgholz-Tunnel, den Sabine Staudt, die keinen eigenen
Wagen besaß, überhaupt noch nicht kannte. »Durch den bin ich noch
nie gefahren. Der ist ja wirklich praktisch. Und so schön
geschwungen!« schwärmte sie. »Ein paar Jahre existiert er aber
schon. Ein wahrer Segen. Leider fehlt immer noch die Anbindung an
die A 1 und die wird problematisch. Das wird ein ganz schönes
Verkehrschaos, wenn die demnächst mit den Bauarbeiten
beginnen.«
    Über die Blombachtalbrücke fuhren
sie zur A 1, die sie an der Abfahrt Burscheid wieder verließen, um
ihre Fahrt auf der B 51 fortzusetzen. Obwohl sie sich während der
ganzen Zeit angeregt unterhielten, beobachtete er doch sehr genau
die Fahrzeuge, die hinter ihm fuhren. Schon seit der Auffahrt auf
die A 46 hatte er immer mal wieder einen schwarzen Opel Astra mit
verdunkelten Scheiben in seinem Rückspiegel wahrgenommen. Und auch
jetzt war dieser Wagen mit ihnen gemeinsam von der Autobahn
abgebogen.
    »Sie schauen so oft in den
Rückspiegel. Folgt uns jemand?« fragte sie ängstlich.
    »Das ist pure Angewohnheit«, log er,
um sie nicht zu beunruhigen. Kurz darauf hielt er an einem Kiosk
an. Ihm war die Sache suspekt. Mit dem Vorwand, eine Zeitung kaufen
zu wollen, stieg er aus und sah in den vorbeifahrenden Astra,
dessen Fahrer sich genau

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