Gabriel oder das Versprechen
guten
Tipp gefolgt zu sein. Irgendwann war ihnen das Kuscheln nicht mehr
genug. Er nahm sie in seine Arme und trug sie ins Schlafzimmer. Sie
entkleideten sich gegenseitig. Wie bei ihrem ersten Beisammensein.
Als sie ganz nackt auf dem Bett lagen, nahm sie ihn an die Hand und
zog ihn ins Badezimmer. Er ließ es ohne zu fragen geschehen. Sie
stellte die Dusche an, drehte an den Hähnen hin und her, bis die
Temperatur stimmte. Dann stieg sie in die Duschwanne, stellte sich
in die Mitte unter den Strahl und ließ das Wasser - Hände und Arme
über ihren Kopf gestreckt - an sich herunterfließen. Niko stand
davor und betrachtete das Schauspiel.
»Wie schön du bist«, sagte er leise
zu ihr. Und wie anmutig sie sich bewegt, ganz natürlich und ohne
Scham, dachte er und konnte den Blick gar nicht von ihr lassen.
Das Wasser lief über ihre wohlgeformten
Brüste, ergoss sich in kleinen Rinnsalen über ihren flachen Bauch
und strömte schließlich an den Innenseiten ihrer Schenkel herab auf
ihre Füße. Sie reichte ihm das Shampoo und er seifte sie von Kopf
bis Fuß ein. Dann tat sie es ihm gleich. Nach und nach wurden die
sanften Berührungen fordernder und nur mit Mühe konnten sie der
Versuchimg widerstehen, sich gleich hier im Strahl des Wassers zu
lieben. »Komm, Liebster«, sagte Sandra zu ihm. »Komm, Niko, ich
halte es nicht mehr aus!« Er hüllte sie in ein großes Badehandtuch
und trug sie hinaus. Im Bett trocknete sie ihn flüchtig ab. Sie
küsste seine behaarte Brust und seinen Bauchnabel, in den sich noch
ein paar Tropfen Wasser gerettet hatten. Sie bedeckte seinen Körper
mit Küssen, streichelte und massierte ihn zärtlich, so dass er
leicht zu stöhnen begann. Sie nahm es als Zeichen und schob sich
behutsam auf ihn. Schon nach wenigen Sekunden begannen sich ihre
Körper im Rhythmus des ›Bolero‹, der gerade Augenblicke zuvor im
Radio zu spielen begonnen hatte, zu bewegen.
Er ließ ihr die Zeit und dafür war
sie ihm unendlich dankbar. Auf einer Welle wogenden Glücks ritt sie
in sanftem Trab dahin und folgte dem Galopp, in den er schließlich
verfiel.
49
Horststraße 4, Haan, Montag, 1.
Juni, 18.00 Uhr
Fassbinder selbst hatte die Aufgabe
übernommen, Sabine Staudt aufzusuchen, um sie über die Erkenntnisse
der ›SoKo Gabriel‹ zu unterrichten. Er hatte lange überlegt, ob der
Pfingstmontag ein geeigneter Tag sei, um eine solche Nachricht zu
überbringen. Zweierlei sprach dafür: Zum einen wusste er nicht, ob
er sie unter der Woche antreffen würde, zum anderen eilte die Zeit.
Mit Marc, der ihn begleitete, hatte er sich darauf verständigt zu
versuchen, dem potenziellen Opfer nahezulegen, vom kommenden
Freitag an bis Sonntag an einen nur der Polizei mitzuteilenden Ort
zu verreisen. So könnte die Sonderkommission sich stärker auf den
anderen ›Brandherd‹ - wie sie es nannten -
konzentrieren.
Er klingelte an der Tür des
zweistöckigen Hauses, die sofort geöffnet wurde. An der
Wohnungstür, die von innen mit einer Verriegelung gesichert war,
zückten die Kommissare ihre Ausweise und stellten sich vor. Frau
Staudt öffnete. Eine dunkelhaarige Frau von Anfang bis Mitte 40,
gepflegt und attraktiv, stand ihnen gegenüber. Sie hatte leicht
hervortretende Wangenknochen. In ihrem Haar zeigten sich erste
graue Strähnen, die ihr ein interessantes Aussehen verliehen. Ihre
fein geschnittene Nase und die kleinen Lachfalten um ihren Mund
taten das Übrige. Eine nette Person, dachte Fassbinder beim ersten
Anblick und auch Marc empfand es so. Sie setzten sich. Den
angebotenen Tee schlugen sie aus. »Nein, danke, wir wollen Sie
nicht lange aufhalten«, entgegnete Fassbinder. »Und was verschafft
mir die Ehre?«
»Wir kommen leider in einer sehr
ernsten Angelegenheit«, begann Fassbinder. »Sicherlich haben Sie
schon Artikel über die Morde der vergangenen Wochen in Wuppertal
gelesen …«
»Nein, aber ich habe davon in den
Nachrichten gehört.«
»Vielleicht ist Ihnen dann auch zu
Ohren gekommen, dass die ermordeten Frauen Teilnehmerinnen an den
Speed-Date-Partys in dem Wuppertaler Bistro ›Vera & Friends‹
waren?«
»Nein, das ist ja schrecklich! Da
bin ich ja auch schon einmal gewesen …«, und plötzlich erkannte sie
den Grund für den Besuch der beiden Kommissare. Sie wurde blass.
Ihre bis dahin so selbstsichere Art geriet ins Wanken. »Und jetzt
glauben Sie … jetzt meinen Sie, ich könnte das nächste Opfer sein?
Mein Gott, das ist ja furchtbar!« Ihre linke Hand krampfte sich um
die Lehne
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