Gabriel oder das Versprechen
vor
nicht allzu langer Zeit in meinem Büro?«
»Richtig, Phillip Kohlund von der
Mordkommission in Wuppertal. Am 21. Mai hatte ich Sie schon einmal
zu den in Wuppertal begangenen Morden befragt.«
»Kein erfreuliches Thema, aber ich
will Ihnen natürlich gerne weiterhelfen. Meine Sekretärin sagt, die
Zeit drängt.«
»In der Tat, unsere Fallanalytiker
haben auf der Basis ihrer kriminalistischen Erkenntnisse ein
Verhaltensmuster erstellt, nach dem der nächste Mord
höchstwahrscheinlich von dem als psychopathisch einzustufenden
Täter für morgen geplant ist.«
Herzberger pfiff leise durch die
Zähne. »Dann ist es ja wirklich höchste Eisenbahn und meine
Sekretärin hat nicht übertrieben, wie ich zuerst vermutete. Also
wie kann ich Ihnen helfen?«
»Wir haben Ihnen vor zwei Wochen
diese Mappe vorgelegt, in der sich die Bilder von all den Männern
befinden, die sowohl mindestens eine Ihrer Speed-Date-Partys als
auch wenigstens eine der Veranstaltungen von Frau Corts in
Wuppertal besucht haben. Inzwischen haben wir von allen Teilnehmern
in Wuppertal DNA-Proben genommen, weil wir am letzten Tatort
Hautpartikel vom Täter gefunden haben. Alle Proben waren negativ
beziehungsweise die überprüften Alibis von denen, die wir nicht
erreichen konnten, waren hieb- und stichfest.«
»Und wie soll ich Ihnen dann noch
helfen können?«
»Wir greifen nach jedem Strohhalm.
Ich möchte Ihnen noch einmal das Foto von Marcus Zeitz zeigen in
der Hoffnung, Ihnen fällt zu seiner Person noch irgendetwas ein,
das uns weiterhelfen könnte. Denn er ist der Einzige, den wir noch
nicht erreichen konnten und dessen Alibis - sagen wir - mit noch
ein paar Fragezeichen versehen sind.«
»Dann zeigen Sie mal
her!«
Phillip reichte ihm die
aufgeschlagene Mappe mit dem gemeinsamen Foto von Lagier und Zeitz.
»Ja, ich erinnere mich gut an ihn. Er machte einen sehr soliden und
sympathischen Eindruck. Einer von der Sorte, die ich als
Organisator dieser Veranstaltungen gerne sehe, weil sie das
Geschäft beleben.«
»Wissen Sie noch, wie oft auf den
Karteikarten für ihn ein ›Ja‹ angekreuzt wurde?«
»Das weiß ich natürlich
normalerweise nicht auswendig, aber bei ihm ist das anders, weil
das Ergebnis herausragte. Wenn ich mich nicht irre, haben alle
sechs Gesprächspartnerinnen - mindestens aber fünf - zugestimmt,
ihre E-Mail-Adressen an ihn weiterzugeben. Ein absoluter
Volltreffer!«
»Aus unserer Sicht leider nicht.
Dann war unsere Mühe wahrscheinlich umsonst«, klang Phillip
ziemlich resigniert.
»Zeigen Sie noch mal«, meinte
Herzberger und griff nach der Mappe, die er bereits wieder Phillip
hingeschoben hatte. »Es hat sicherlich nichts zu sagen, aber der
Typ da auf dem Foto im Hintergrund - er hielt die Mappe etwas
besser zum Licht - erinnert mich stark an einen ehemaligen
Angestellten von mir. Wie hieß er doch gleich? Richtig, Carlo
Martini, nein warten Sie, Carlo Mancini.« Phillip war wie
elektrisiert. »Was sagen Sie da? Sie wollen damit sagen, dass er
bei Ihnen in der Agentur gearbeitet hat?«
»Ja, er hat den Veranstaltungsraum
hergerichtet, ist mir bei der Auswertung der Karteikarten zur Hand
gegangen und hat abends auch gelegentlich - wenn der Barkeeper
ausfiel - dessen Job gemacht.«
»Das gibt's doch nicht. Das heißt,
er kannte auch die Ergebnisse auf den Karteikarten?«
»Ja, sicher. Und er war in dieser
Hinsicht sehr zuverlässig!«
»Sie betonen das so: ›In dieser
Hinsicht‹. Was stimmte denn nicht?«
»Er war ziemlich anzüglich und
versuchte ein paar Mal, meine Teilnehmerinnen anzugraben, wenn sie
abends nach dem eigentlichen Dating noch an der Bar saßen. Als die
Beschwerden überhand nahmen, habe ich ihn
rausgeschmissen!«
»Und wissen Sie, was er danach
gemacht hat?«
»Nein, ich habe ihn aus den Augen
verloren!«
»Kennen Sie das Bistro von Vera
Corts?« fragte Phillip unvermittelt.
»Nein, ich habe Sie damals nur zwei,
dreimal bei mir im Büro getroffen, als ich ihr angeboten hatte, in
Wuppertal eine Filiale aufzumachen. Aber sie wollte lieber auf
eigenen Füßen stehen.«
»Dann wissen Sie also auch nicht, wo
dieses Foto gemacht wurde?«
»Nein, ich schätze in irgendeiner
Bar, wo er sich inzwischen als Barkeeper verdingt.«
»Irgendeine Bar ist gut! Nein, es
ist Veras Bistro in Wuppertal, wo er denselben Job wie damals bei
Ihnen macht, nur dass er inzwischen die Bar alleine
schmeißt!«
»Das gibt's doch nicht. Und Sie
meinen … und Sie halten es für möglich, dass er hinter
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