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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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auf die Bremse und riss das Lenkrad nach rechts. Das Auto geriet ins Schleudern und drehte sich um dreihundertsechzig Grad. Mit beiden Händen klammerte Juliette sich an den Sitz.
    Als das Vehikel zum Stillstand kam, hielt Daniel bereits sein Schießeisen in der Hand, die Sicherheitsgurte rissen, und er zerrte den Sternenengel zu sich herüber. Dann stieß er die Tür auf der Fahrerseite auf und sprang mit Juliette hinaus. Drohend drückte er ihr die Waffenmündung zwischen die Rippen und musterte den Fremden.
    Der große, breitschultrige Mann trug einen sichtlich teuren, maßgeschneiderten dunklen Anzug. Sein dichtes blondes Haar schimmerte fast weiß. In seinen sonderbaren sturmumwölkten Augen spiegelte sich das Scheinwerferlicht. Das ist kein Mensch, dachte Daniel. Gewiss eine Untertreibung, denn die gewaltige überirdische Macht des Fremden erstickte ihn fast.
    Mit geschmeidigen Bewegungen knöpfte der Mann sein Jackett auf. Die Hände in den Hosentaschen, schlenderte er auf das Auto zu und erinnerte Daniel an etwas.
    So hatte jemand ausgesehen, der vor vier Monaten plötzlich auf dem Windturbinenfeld bei Dallas aufgetaucht war, während der Schlacht zwischen den Adarianern und den vier Erzengeln. Dieser Mann hatte eine berittene Schar humanoider schwarz gerüsteter Kreaturen mit schwarzen Schwertern befehligt. Unterstützt von dem kleinen Heer, hatten die vier Erzengel den Sieg errungen und drei Adarianer getötet.
    »Ich kenne Sie«, stieß Daniel hervor. Von Zorn und Unsicherheit erfasst, presste er Juliette noch fester an sich und ignorierte ihre Gegenwehr. Seine ganze Konzentration galt dem Mann, der vor ihm stand. »Als wir gegen die vier Erzengel gekämpft haben, haben Sie die Reiter gegen uns ins Feld geführt.«
    Das bestritt der Fremde nicht. Statt zu antworten, lachte er nur leise und blickte scheinbar bescheiden zu Boden.
    Daniel knirschte mit den Zähnen. »Was wollen Sie?«, fragte er ohne weitere Umschweife.
    »Was ich will?« Nachdenklich zog der Fremde die hellen Brauen zusammen. »Diese Frage stellen mir in letzter Zeit sehr viele Leute.«
    Daniel verlor die Geduld. Für alberne Spiele fehlte ihm der Sinn. Jetzt erkannte er die Stimme, die eben in seinen Kopf eingedrungen war. In der Tat, nicht menschlich. Kurz entschlossen entsicherte er die Waffe in seiner Hand, und Juliette schloss die Lider. Er wollte sie nicht erschießen. Aber er musste den Fremden irgendwie abwimmeln. »Falls Sie wegen des Sternenengels hier sind – bevor ich mir die Frau wegnehmen lasse, werde ich sie töten.«
    »Oh, das weiß ich.« Unheimlich glitzerten die anthrazitfarbenen Augen des Mannes, als hätte ein Blitz in den flirrenden stürmischen Tiefen eingeschlagen.
    Daniel blieb keine Zeit für eine Antwort, bevor sich ein Schuss aus der Waffe in seiner Hand löste. Lautlos sank Juliette zu Boden.
    Schockiert starrte Daniel auf sie hinab. Er hatte nicht abgedrückt. Ganz sicher nicht. »Nein!«, schrie er und kniete neben ihr nieder. »Ich habe nicht gefeuert!« Hektisch zog er die Lederhandschuhe aus. Um die Wunde zu suchen, schob er Juliettes Jacke und Bluse hoch. Die Goldfäden würden ihm bei einer kurzen Berührung nicht schaden. Auf der linken Seite der reglosen Brust breitete sich dunkelrot ihr Blut aus. »O Gott, nein, nein, nein, bitte«, stöhnte er.
    Jetzt konnte er seine Stimme nicht mehr kontrollieren. Mit bebenden Fingern tastete er nach dem Puls an Juliettes Hals.
    »Sie haben den Sternenengel erschossen, Daniel«, sagte der Fremde in ruhigem Ton und kam näher. Auf dem nassen Asphalt hallten seine Schritte wider. Es war das einzige Geräusch, abgesehen von Daniels keuchenden, halb schluchzenden Atemzügen. »Soeben haben Sie Gabriels Sternenengel getötet. Was glauben Sie, was passieren wird, wenn der General das herausfindet?«
    Leise wimmerte Daniel. Entsetzt und in Panik fuhr er sich mit seiner blutigen Hand durch das blonde Haar. »Aber ich war es nicht!«, beharrte er mit schriller Stimme, einem hysterischen Anfall nahe. »Ich habe nicht geschossen, das Ding ist einfach losgegangen.« Verzweifelt strich er Juliette die Locken aus dem Gesicht. Dunkles Grauen durchflutete ihn, rote und schwarze Glut und Eiseskälte. »Das wollte ich nicht«, würgte er hervor. Von Anfang an hatte er sie nicht umbringen wollen, und schon gar nicht auf diese grässliche Weise.
    »Ob Sie es wollten oder nicht, wird Abraxos nicht interessieren, Xathaniel.« Diesmal sprach der Fremde ihn mit seinem richtigen Namen an,

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