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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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Fähigkeit, die Elemente zu ändern, und verwandelte die Flammen in Eissäulen. Ehe das Haus einstürzte, würden sie schmelzen und alle Beweise übernatürlicher Aktivitäten vernichten – eine Methode, die er bei der New Yorker Feuerwehr oft genug angewandt hatte.
    Eine ungeheure Hitze hüllte ihn ein. Kein Mensch hätte diese Räume durchqueren und am Leben bleiben können. Gabriels Lungen fühlten sich an, als hätte er glühende Asche eingeatmet. An seinem Gesicht und den Händen drohten sich Brandblasen zu bilden. Hastig erschuf er feuerfeste Handschuhe und tauschte das Tuch gegen eine Maske. Bevor er später wieder ins Freie lief, würde er beides verschwinden lassen müssen, um keinen Verdacht zu erregen. Auch das hatte er schon öfter getan.
    Während er von einem Raum zum anderen eilte, entfernte er mittels Telekinese alle Hindernisse. Kurzfristig hob er die Maske, schrie Beths Namen in den Rauch und verdrängte seine Sorge, die ihn womöglich lähmen würde.
    Weil er seine Magie angezapft hatte, um Gold zu erzeugen, Gegenstände zu bewegen, Feuer in Eis zu verwandeln, begannen seine Kräfte ohnehin zu schwinden – ein beängstigendes Gefühl. Denn jetzt brauchte er seine ganze Energie.
    »Beth!«, schrie er in das knisternde, lärmende, glutrote Getöse, das er selbst mit seiner Erzengelstimme kaum übertönte.
    Endlich hörte er eine leise Antwort, dann einen Hustenanfall und schließlich einen schrillen Kinderschrei. Mit langen Schritten stürmte er darauf zu.
    Das kleine Mädchen lag bäuchlings unter seinem Bett, das soeben Feuer gefangen hatte. Aus den Laken schlugen Flammen, das schwelende Kissen verströmte den beißenden Geruch verbrannter Federn.
    Plötzlich ächzten die Deckenbalken, krachend zerbarst die Zimmerdecke, Splitter fielen herab und gaben den Blick ins oberste Stockwerk frei. Gabriel schleuderte Kraftblitze auf die brennenden Holztrümmer, ließ sie gefrieren und versuchte sie gleichzeitig von Beth fernzuhalten. Diesmal reagierte nur ein Teil seiner magischen Kräfte auf die Befehle, und er spürte, wie sie widerstrebend seinen Körper verließen. Es war, als hätte jemand seine Seele gehäutet.
    Dennoch ignorierte er seine Schwäche und setzte seine Bemühungen fort. Einige Flammen gefroren, aber die Holzsplitter stürzten unaufhaltsam herunter wie ein Funkenregen. Das Eis schmolz und verdunstete. Rings um Gabriel roch die Luft versengt. Trotzdem packte er den nächstbesten Balken. Mit seiner übermenschlichen Kraft schleuderte er ihn beiseite und rief wieder nach Beth. Doch sie antwortete nicht mehr. Sein Herz drohte stehen zu bleiben. Jetzt wurde er von schierer Angst angetrieben, die seinem Körper neue Kraft schenkte. Er warf noch einen Balken zur Seite, einen dritten, einen vierten.
    Endlich erreichte er das qualmende, brennende Bett. Auch das schleuderte er beiseite. Bewusstlos lag Beth in ihrem Pyjama am Boden, mit Asche übersät. Gabriel hob sie hoch und wandte sich zur Zimmertür. Nun musste er nur mehr ein Portal öffnen, um dem Inferno zu entfliehen.
    Ehe er etwas unternehmen konnte, zerbrach die Tür. Die brennenden Holzteile landeten im Zimmer und enthüllten ein rotes Flammenmeer im Flur. Die Hitze verdreifachte sich. Trotz der Maske versengte sie Gabriels Lungen. Nein. Nein! Er sah sich im Zimmer um. Kein Schrank, keine Toilette, kein Bad. Keine einzige Tür. Kein Weg nach draußen, der Beth nicht töten würde.
    Das Kind fest an sich gepresst, taumelte er rückwärts und stemmte einen Fuß gegen eine schwelende Truhe, als ihn eine seltsame Druckwelle erfasste und zu ersticken drohte. Verwirrt schüttelte er den Kopf und versuchte klar zu denken.
    Was zum Teufel … Blinzelnd beobachtete er, wie die Flammen erloschen und nur schwarzer Rauch übrig blieb. Und dann sprang er über die Trümmer der Tür in den Flur, wo die fremde Macht fast alle Flammen erstickt hatte. Nur der ätzende Qualm behinderte ihn. Er erreichte einen Punkt, an dem sich zwei Korridore kreuzten. Zu seiner Rechten lagen der Versammlungsraum des Heims und die Vordertür. Das wusste Gabriel, auch wenn er durch den dichten Rauch nichts sehen konnte. Die seltsame Druckwelle hatte diesen Gebäudeteil anscheinend nicht erreicht, denn er hörte knisternde Flammen, die ihm den Weg zum Ausgang versperrten. In diesem Flur hatte der gewaltige Brand alle Türen zerstört. Gabriel wankte. Schwindelerregend stieg ihm der Rauch zu Kopf.
    Da fegte eine zweite Druckwelle über ihn hinweg und warf ihn beinahe um.

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