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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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ist’s gut.« Er hatte ihr genug verabreicht, um sie am Leben zu erhalten und damit sie wach blieb, aber zu wenig, um ihr Kraft zu spenden. Zufrieden warf er das leere Fläschchen weg, schloss die Beifahrertür zu und stieg auf der anderen Seite des Autos ein. Juliette senkte wieder ihre Wimpern und legte den Kopf an die Lehne ihres Sitzes.
    Bis er sein erstes Ziel erreichte, würde es nur ein paar Minuten dauern. Geschickt steuerte er den Wagen um entgegenkommende Vehikel und selbstmörderische Schafe herum, die aus dem Moor herabtrotteten und achtlos die Straße überquerten. Schließlich parkte er an einer Ausweichstelle. Im Schatten einiger einsamer Bäume wartete sein eigenes Auto.
    Er stieg aus, öffnete die Beifahrertür und lehnte sich dagegen. »Können Sie gehen?«, fragte er, um herauszufinden, wie stark Juliette war und worauf er gefasst sein musste.
    Wenn sich seine Hoffnung erfüllte, würde sie nicht einmal aufstehen können. Aber das schaffte sie. Wie er sich eingestand, imponierte sie ihm. Juliette Anderson war gewiss keine schwache Frau. Mit beiden Händen hielt sie sich am Türrahmen fest und zog sich aus dem Wagen. Daniel trat zurück, als wolle er ihr Platz machen. Sofort knickten ihre Beine ein, und er nahm sie auf seine Arme. Als sie ihn zähneknirschend anstarrte, grinste er unwillkürlich. Er freute sich, weil sie keine nennenswerten Kräfte besaß. Und er nutzte sehr gern jeden Vorwand, um sie in den Armen zu halten, was ihrem Erzengel sicher gründlich missfallen würde.
    Er trug sie zu seinem etwas größeren Auto. Mit einer Hand öffnete er die Beifahrertür, mit dem anderen Arm drückte er Juliette an sich, die fast nichts wog.
    Während er sie wieder anschnallte, spürte er ihre innere Anspannung. Vielleicht beherrschte sie sich, um ihm nicht ins Gesicht zu schlagen, das ihrem so nahe war. Der Gurt rastete ein, und Daniel schaute in ihre Augen. Normalerweise waren sie haselnussbraun. Jetzt funkelten sie grün. Welch eine vollkommene Schönheit! Hingerissen betrachtete er ihre makellose Haut, die vollen, rosigen Lippen, die dichten, langen Wimpern, und er spürte, wie seine eigenen grünen Augen zu glühen begannen.
    »Sie sind eine unglaublich schöne Frau, Juliette«, sagte er.
    »Fahren Sie zur Hölle!«, zischte sie.
    Eine Zeit lang verharrte er reglos und dachte über ihre Worte nach. Er würde einen Sternenengel töten, ein perfektes weibliches Wesen. Wenn eine Hölle existierte, hätte er bereits einen Platz darin verdient. Daran zweifelte er nicht. Und was noch schlimmer war: sein Leben lang, bis in alle Ewigkeit, würde Juliettes Blut in seinen Adern fließen, eine stete Erinnerung an sein Verbrechen. Er würde sich seine eigene kleine Hölle erschaffen, der er niemals entkommen konnte.
    Sie musterte ihn. Sicher überlegte sie, was er denken mochte. Lächelnd schüttelte er den Kopf. Was sollte er sagen? Schließlich richtete er sich auf, schlug die Beifahrertür zu und ging um die Motorhaube herum. Während er sich ans Steuer setzte, sank Juliettes Kopf an die Lehne.
    »Wie werden Sie mich töten?«, brach sie das Schweigen.
    Klar, das interessierte sie, und sie fragte sich wahrscheinlich, worauf er wartete. Worum es ging, wusste sie nicht. Und je länger er sie am Leben ließ, desto besser standen ihre Chancen, dass Gabriel ihnen auf die Spur kam. Natürlich würde er ihnen folgen. Das hätte Daniel an seiner Stelle auch getan. Er warf einen Blick auf ihr zartes Profil und umfasste den Schalthebel etwas fester. Doch er startete den Motor noch nicht.
    »Ich brauche Ihr Blut«, erklärte er aufrichtig, weil er es sinnlos fand, ihr die Wahrheit vorzuenthalten.
    Sichtlich verwirrt, starrte sie ihn an. »Mein Blut? Wie ein Vampir?« Noch immer klang ihre Stimme schwach, aber etwas fester, seit er ihr den Traubenzucker verabreicht hatte.
    »Gewissermaßen«, bestätigte er, weil ihm keine bessere Antwort einfiel.
    »Also werden Sie mir meine magischen Kräfte stehlen«, wisperte Juliette. Das war keine Frage, sondern einfach nur, was sie sich zusammengereimt hatte.
    »Ja.« Er sah sie wieder an. Nachdenklich runzelte sie die Stirn und blickte durch die Windschutzscheibe, während er losfuhr. Doch er kam nicht weit.
    Daniel. Erschrocken über die plötzliche Invasion, blinzelte er. Eine Stimme in seinem Gehirn. Nicht seine eigene. Tief und gebieterisch, erfüllte sie ihn mit kalter Angst. Im Lichtkegel der Autoscheinwerfer erschien eine hochgewachsene Gestalt.
    Hastig trat Daniel

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