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Gabun - Roman

Gabun - Roman

Titel: Gabun - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meinrad Braun
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Blick zu.
    »Die Chinamänner kommen her und fahren zu den Löchern. Mit ’nem Mitsubishi Diesel-Pick-up, hundertfünfzig PS .«
    Sein spöttischer Blick traf mich, ich kapierte diesen Blick trotz der Sonnenbrille.
    »Na und dann nehmen sie die blaue Scheiße mit«, fuhr der Junge fort. »Dafür gibt’s gute Dollars.«
    Felicité sah mich an. Eine Frage in ihrem Blick. Ich nickte ihr zu, ich wäre mit allem einverstanden gewesen.
    »Kennst du jemanden, der ein Jagdgewehr kaufen will?«, sagte sie.
    »Wow«, kicherte der Junge. »Jetzt wird’s geschäftlich.« Er markierte mit der qualmenden Zigarette eine Phantasieunterschrift in die Luft. »Kann ich’s mal sehen?«
    Ich ging zum Tresen, zog das Gewehr aus dem Futteral und legte es darauf. Die Augen des Jungen wurden groß. Er sah auf das Gewehr, dann auf mich. Den Hut hatte ich inzwischen abgenommen.
    »Deine Knarre?«, fragte er. »Nein«, korrigierte er sich. »Nicht deine Knarre. Dann würdest du sie nicht verkaufen. Ihr steckt echt in der Scheiße«, sagte er.
    »So war das nicht gemeint«, sagte ich und nahm das Gewehr von der Theke, schob es zurück ins Futteral.
    »Nein, so war das nicht gemeint«, echote der Junge. »Okay, okay. Wartet hier«, sagte er. »Ich bin in ’ner halben Stunde wieder da.«
    Ich tauschte einen Blick mit Felicité. Sie zuckte mit den Achseln.
    »Lass deine Zigaretten hier«, sagte sie zu dem Jungen. »Und das Feuerzeug. Und noch eine Flasche Wasser.«
    Die Würfel waren gefallen. Was hätten wir tun sollen? Wir bekamen die Zigaretten und das Wasser. Außerdem hätten wir ein Zimmer mit Dusche und ein Telefon gebraucht. Am besten auch noch eine nahe gelegene Bank, die am Ankauf von Rohdiamanten Interesse hatte.
    Wir rauchten, sahen einem weiteren Huhn dabei zu, wie es ungestört die Straße überquerte, hofften auf einen Lastwagen, der nicht kam, und wurden nacheinander von vier eingestaubten Männern angestarrt, die kurz vorbeikamen, um nach den Neuigkeiten zu sehen. Es hatte sich anscheinend herumgesprochen, dass wir hier waren. Drei Zigaretten später kam der Junge zurück.
    »Leute, ich denke, das klappt«, sagte er. »Wollt ihr noch ’ne Coke?«
    »Kann ich dein Handy mal benutzen?«, fragte Felicité. »Und was klappt, bitte?«
    »Ich hab einen Typen gefragt, der sagt, er sieht sich das Gewehr mal an. Er kann in, warte mal«, ein Blick auf die blitzende Uhr, »also in ’ner halben Stunde kann der hier sein.«
    »Ob ich dein Handy mal benutzen darf«, wiederholte Felicité.
    »Oh, der Akku ist leer, sorry«, sagte der Junge. »Muss ich erst aufladen.«
    »Gibt’s hier so was wie ein Zimmer?«, fragte ich. »Und vielleicht was zu essen? Und eine Dusche? Wir bezahlen, wenn wir das Gewehr verkauft haben. In Ordnung?«
    »Kein Problem«, sagte der Junge. »Klar gibt’s hier ’n Zimmer und auch was zu essen. In ’ner halben Stunde macht die Küche auf. Ich zeig euch mal das Zimmer. Kommt mit.«
    Er führte uns durch die Hintertür hinaus. Wir betraten einen mit Wellblechplatten überdachten Gang mit einem Bretterboden, der die Verbindung zwischen den Gebäuden darstellte.
    »Da drüben ist die Küche.« Der Junge wies auf einen offenen Schuppen, in dem ein paar Gasherde auf Paletten standen, dahinter eine Menge übereinandergestellter Wassercontainer von Kubikmetergröße.
    Der überdachte Gang führte zu einem geschlossenen Gebäude, das aus Schrott und Bauschutt errichtet worden war, so kam es mir jedenfalls vor, als wir näher heran waren. Die Wände bestanden aus Aluminiumplatten, die ehemalige Zaunfelder sein konnten, mürbe gewordenen Spanplatten, das Ganze grell mit Sprühdosen lackiert. Graffiti und obszöne Darstellungen von Geschlechtsteilen dominierten im Dekor. Darüber wieder ein Wellblechdach. Und an der Außenseite die aufeinandergestellten Wassercontainer.
    »Hier könnt ihr euer Zeug reinstellen«, sagte der Junge. »Schlafen könnt ihr da auch. Ich hol euch später ein Bett, wir haben noch eins. Ach ja, ’ne Dusche ist auch da, gleich daneben.«
    Wir betraten den angewiesenen Raum. Es handelte sich um eine Abstellkammer, eher ein Gelass, halb voll mit leeren, aufeinandergestellten Getränkekisten. Das einzige Möbel war ein hellblauer Campingtisch, einer von der praktischen Sorte, die man zusammen mit zwei daran befestigten Bänken auseinanderklappen kann. Gedacht für vier Personen, vorausgesetzt, dass deren Körperlänge nicht die eines durchschnittlich großen Taiwanesen überschritt. In der Mitte des

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