Gabun - Roman
Tischchens befand sich ein Loch, wahrscheinlich dafür vorgesehen, einen Sonnenschirm hineinzustellen.
Das lächerliche Möbel stand mitten in dem fensterlosen Raum, in dem ein trübes Dämmerlicht herrschte, von dem Licht gespeist, das durch die Lücken zwischen Wänden und Dach hereinkam. Wir verzichteten darauf, uns zu setzen. Lehnten uns gegen die Wand und klopften zwei Gratiszigaretten aus dem Päckchen, das Felicité behalten hatte, als Provision sozusagen. Fragte sich nur, wofür. Ich zündete mir eine an. So viel wie in den letzten Tagen hatte ich lange nicht geraucht.
»Fühlt sich nicht gut an hier«, sagte ich überflüssigerweise.
»Wir konnten nichts anderes tun«, sagte Felicité nach einer Weile. »Wir können nicht hundert Kilometer die Straße entlanglaufen.« Sie schüttelte den Kopf, biss sich auf die Unterlippe. »Es wird schon klappen. Wir verkaufen jetzt das Gewehr, und dann sehen wir, dass wir in den nächsten Ort kommen. Genug Geld für den Fahrer und für ein ordentliches Zimmer dort wird herausspringen.«
Draußen hatte ein Brummgeräusch eingesetzt. Ich öffnete die Tür und sah auf den Gang hinaus. Man hatte die Generatoren eingeschaltet. Im Schuppen waren jetzt zwei Frauen, die anfingen, dort zu werkeln. Unwillkürlich verglich ich die Verhältnisse mit der Lodge. Ähnlichkeiten waren nicht von der Hand zu weisen. Ein autonomes Projekt, versorgungsabhängig zwar, aber funktionsfähig. Nur weniger romantisch als Fox’ Konzeption, quasi das Gegenteil davon. Ausbeutung der Natur, um Profit zu erzielen. Wirklich anders? Ich verbot mir eine weitere Analyse.
»Die Küche hat aufgemacht«, sagte ich zu Felicité, als ich zurück war.
»Da sollte doch noch ein Essen für uns drin sein«, sagte sie. »Lass uns erst mal duschen.«
Ich ließ ihr den Vortritt. Als sie zurückkam, klebte das T-Shirt aufregend feucht an ihr, aber unser geschwisterlicher Pakt schien unauflöslich. Ich hätte mich vielleicht darüber gewundert, wenn in meinem Kopf dafür Platz übrig gewesen wäre. Mein Kopf befasste sich wie üblich lieber mit der aktuellen Katastrophe, die darin bestand, uns irgendwie Geld zu beschaffen. Geld ist ja bekanntlich der beste Schutz gegen alles, und ich war zuversichtlich. Für De Vries’ Gewehr, das bestimmt einiges wert war, würden wir sicher ein paar hundert Dollar bekommen.
Ich zog das letzte noch ungetragene T-Shirt und meine zweite Hose aus unserem Gepäck und ging auf den Flur hinaus. Die Dusche, die ich nun betrat, bestand aus einem Winkel, der nicht überdacht war, und aus einem Schlauch, der in dem oberen von drei Wassercontainern endete. Man öffnete eine Klammer, die sich daran befand, und das Wasser, den ganzen Tag lang von der Sonne erwärmt, lief heraus. Seife gab es nicht. Trotzdem war es eine Wonne, als ich den Schlauch öffnete und das Wasser über mich laufen ließ, das mir den Staub vom Leib spülte. Ich trocknete mich mit meinem alten T-Shirt ab. Ich spürte, wie ich mich entspannte. Wir durften annehmen, dass wir es geschafft hatten.
Die Dämmerung hatte schon begonnen, als ich zurück in unsere Abstellkammer kam. Ich nahm eines von De Vries’ Hemden aus der Tasche. Meine einstmals tropentaugliche Baumwollhose, die den Urwald mehr schlecht als recht überstanden hatte, hielt ich in der Hand. Die konnte ich nur noch wegwerfen.
»Komm, wir sehen mal nach dem Jungen«, sagte Felicité und erhob sich von dem hellblauen Möbel, auf dem sie gesessen hatte.
Wir wollten den Raum abschließen, aber die Tür, stellten wir fest, konnte man von innen nicht versperren. Es gab nur einen Riegel von draußen. Die Diamanten durften nicht unbeaufsichtigt bleiben. Wir konnten nicht beide gehen.
»Bleib hier und pass auf unsere Sachen auf«, sagte Felicité. »Ich gehe rüber zu ihm und mache gleich das mit dem Essen klar, in Ordnung?«
Was sollte ich sagen. Ich sagte, es wäre in Ordnung. Als sie gegangen war, versuchte ich, um mich abzulenken, mich ebenfalls an den hellblauen Campingtisch zu setzen, was sich als komplizierte Yoga-Übung herausstellte. Vielleicht war das Ding überhaupt ein Kindermodell. Ich gab es auf. Sah mir stattdessen die leeren Getränkekisten an. Sechs verschiedene Biersorten, dazu Cola, Fanta und Sprite. Ich bemerkte jetzt auch die braunen Termitengänge, die sich um die Tragpfosten spannten wie ein Aderngeflecht. Termiten hatten hier ideale Bedingungen. Es war trocken, es gab genug Nahrung, und sie hatten Schutz vor Sonne und Regen. Wenn es
Weitere Kostenlose Bücher