Gäbe es die Liebe nicht
Frau.“
Anna musste lächeln. „Sie rechnet fest damit, dass du sie wieder besuchst.“
„Ich habe es versprochen.“ Er sah die Frage in ihren Augen und blieb stehen. „Und ich halte Wort.“
„Ja, das tust du. Und das ist edel von dir, Daniel. Sie hat sonst niemanden.“
Verlegen runzelte er die Stirn. „Verpass mir keinen Heiligenschein, Anna. Ich will unsere Wette gewinnen.“
„Ich habe nicht vor, dir einen Heiligenschein zu verpassen.“ Sie schob sich das Haar von der Schulter. „Und auch nicht, die Wette zu verlieren.“
Im Durchgang zum Salon war sie es, die stehen blieb. Überall brannten Kerzen, Dutzende. Durchs Fenster fiel der Mondschein. Leise Musik erklang, ein Blues, der aus dem Schatten zu kommen schien. Anna fühlte, wie ihr Puls sich beschleunigte, ging jedoch weiter.
„Sehr stilvoll“, stellte sie fest, als sie die silberne Kaffeekanne bemerkte, die zusammen mit zwei Tassen neben der Couch bereitstand.
Daniel ging zur Bar, um den Brandy einzugießen. „Ich mag, wie du im Kerzenschein aussiehst“, gestand er, während er ihr ein bauchiges Glas reichte. „Es erinnert mich an den Abend, an dem wir uns das erste Mal begegnet sind. Du standst auf der Terrasse, und der Mond schien dir ins Gesicht.“ Als er ihre Hand nahm, glaubte er, sie zittern fühlen zu können. „Ich habe dich angesehen und wusste, dass ich dich haben musste. Seitdem denke ich Tag und Nacht an dich.“
Es wäre so einfach, dem nachzugeben, was seine Nähe, seine Berührung in ihr auslöste. Doch das Leben, das sie gewählt hatte, war damit nicht vereinbar.
„Ein Mann in deiner Position musste wissen, wie gefährlich spontane Entscheidungen sind.“
„Nein.“ Er hob ihre Hand und küsste jeden Finger.
Ihr Atem ging schneller. „Daniel, versuchst du etwa, mich zu verführen?“ fragte sie so locker wie möglich.
Er nahm einen Schluck Brandy. „Ein Mann verführt nicht die Frau, die er heiraten will.“
„Natürlich tut er das“, widersprach Anna und klopfte ihm auf den Rücken, als er sich verschluckte. „Genauso, wie ein Mann Frauen verführt, die er nicht zu heiraten beabsichtigt. Aber ich werde dich nicht heiraten, Daniel.“ Sie trat an den Tisch neben der Couch und sah ihn über die Schulter an. „Und ich lasse mich nicht verführen. Kaffee?“
Er liebte sie nicht nur, er betete sie förmlich an, das wurde ihm in diesem Moment klar. Und er wusste, dass er nicht mehr ohne sie leben konnte. „Gern.“ Er ging zu ihr und nahm die Tasse. Vielleicht war es besser, wenn er etwas in den Händen hielt. „Du kannst nicht behaupten, dass du mich nicht begehrst, Anna.“
Ihr Körper prickelte. Er brauchte sie nur zu berühren, und sie fühlte ihr Verlangen, ihre Schwäche. „Nein, das kann ich nicht. Aber das ändert nichts.“
Er stellte den Kaffee ab. „Natürlich tut es das. Du bist hergekommen.“
„Zum Abendessen“, erinnerte sie ihn ruhig. „Und zwar weil ich aus irgendeinem seltsamen Grund deine Gesellschaft genieße. Es gibt Dinge, die ich akzeptieren muss, aber auch welche, die ich nicht riskieren darf.“
„Ich darf es riskieren.“ Behutsam legte er eine Hand um ihren Nacken. Sie wich zurück, aber er ignorierte es und zog sie an sich. „Und ich werde es.“
Als sie seine Lippen an ihren spürte, wusste Anna, dass es noch etwas gab, womit sie sich abfinden musste. Mit dem Unausweichlichen. Sie hatte gewusst, dass sie beide nicht zusammen sein konnten, ohne dass sich in ihnen Leidenschaft regte. Und doch war sie hier. Zwischen ihnen brannte ein Feuer, das auf Dauer nicht einzudämmen war. Irgend wann würde es sie verschlingen, das war ihr klar. Sie legte die Arme um ihn und näherte sich dem Feuer.
Als er sie auf die Couch drückte, protestierte sie nicht, sondern zog ihn an sich. Nur für einen Moment, nahm sie sich vor. Nur für einen Moment wollte sie seinen festen, kräftigen Körper an ihrem fühlen. Und gegen alle Vernunft genoss sie es.
Er ließ seinen Mund über ihr Gesicht gleiten. Sein Atem strich über ihre Lippen und den Hals, als er ihren Namen flüsterte. Sie schmeckte den Brandy, als ihre Zungen sich fanden. Um sie herum flackerten die Kerzen, und die Musik schien einen noch sinnlicheren Rhythmus anzunehmen.
Er musste sie anfassen. Wenn er nicht mehr von ihr bekam, würde er den Verstand verlieren. Doch als er sie berührte, ihre weiche Haut und ihr rasendes Herz spürte, wusste er, dass er nie genug von ihr bekommen würde. Mit seinen großen Händen tastete
Weitere Kostenlose Bücher