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Gäbe es die Liebe nicht

Gäbe es die Liebe nicht

Titel: Gäbe es die Liebe nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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machen Sie nicht den gleichen Fehler wie ich. Denken Sie nicht, dass Sie niemanden brauchen. Lassen Sie die Liebe zu, leben Sie mit ihr. Fürchten Sie sich nicht davor.“
    „Nein“, flüsterte Anna. „Das werde ich nicht.“
    Mrs. Higgs fühlte keinen Schmerz mehr. Sie fühlte kaum noch etwas. „Bleiben Sie noch eine Weile bei mir.“
    „Natürlich.“
    Anna saß in dem abgedunkelten Zimmer, die schmale Hand der Sterbenden in ihrer, und lauschte dem schwächer werdenden Atem. Als es vorbei war, stand sie leise auf und küsste Mrs. Higgs auf die Stirn. „Ich werde Sie nie vergessen.“
    Ruhig und beherrscht ging sie über den Korridor zu Mrs. Kellerman. Die Oberschwester war gerade mit fünf Neuaufnahmen beschäftigt und warf ihr einen kurzen Blick zu. „Wir sind im Moment ein wenig unter Druck, Miss Whitfield.“
    „Schicken Sie einen Arzt zu Mrs. Higgs“, erwiderte Anna ohne Hast und Ungeduld.
    Sofort stand Mrs. Kellerman auf. „Hat sie Schmerzen?“
    „Nein.“ Anna verschränkte die Hände. „Nicht mehr.“
    Mrs. Kellerman verstand sofort, und ein Anflug von Trauer trat in ihre Augen. „Danke, Miss Whitfield. Schwester Bates, rufen Sie Doktor Liederman. 521.“ Ohne eine Antwort ab zuwarten, eilte sie davon. Anna folgte ihr und wartete in der Tür zu Mrs. Higgs Zimmer. Die Oberschwester drehte sich zu ihr um. „Miss Whitfield, Sie brauchen nicht zu bleiben.“
    „Mrs. Higgs hatte niemanden.“
    Mrs. Kellermans Blick wurde respektvoll. Zum ersten Mal, seit Anna auf der Station arbeitete. „Bitte warten Sie draußen. Ich sage dem Doktor, dass Sie mit ihm sprechen möchten.“
    „Danke.“ Langsam ging Anna zum Warteraum und setzte sich. Mit jeder Minute, die verging, wurde sie ruhiger. So etwas würde sie als Ärztin Tag für Tag erleben, für den Rest ihres Lebens. Dies war das erste, aber nicht das letzte Mal. Der Tod würde zu ihrem Beruf gehören. Sie würde ihn bekämpfen, aber auch akzeptieren müssen, wenn sie verlor.
    Anna holte tief Luft und schloss die Augen. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie Daniel auf sich zukommen.
    Er hielt Rosen in der Hand, und sie spürte, wie ihr die Tränen kamen.
    „Ich dachte mir, dass ich dich hier finde“, erklärte er scharf.
    „Ich bin jeden Tag hier.“ Und daran würde sich auch nichts ändern, dessen war sie sich jetzt sicherer als je zuvor.
    „Die Sache in New York hat länger gedauert.“ Und in den Nächten hatte er nur wenig geschlafen, weil er immerzu an sie gedacht hatte. Er wollte weiterreden, genauso scharf und zornig wie zuvor, aber etwas in ihrem Blick ließ ihn innehalten. „Was ist?“ Sie schaute auf die Rosen, und er wusste Bescheid. „Mist.“ Mit einem Seufzer ließ er den Strauß fallen. „War sie allein?“
    Dass er das fragte, dass er zuerst an Mrs. Higgs dachte, ließ sie nach seiner Hand greifen. „Nein, ich war bei ihr.“
    „Das ist gut.“ Eiskalt lag ihre Hand in seiner. „Ich bringe dich nach Hause.“
    „Nein. Ich möchte mit ihrem Arzt sprechen.“
    Er legte den Arm um ihre Schultern. „Ich warte mit dir.“
    Schweigend saßen sie nebeneinander. Der Duft der Rosen stieg ihr in die Nase. Es waren junge Knospen, frisch und noch feucht, Teil eines Kreislaufs. Eines Kreislaufs, den man verstehen und akzeptieren musste, wenn man das Leben schätzen wollte.
    Als der Arzt hereinkam, stand Anna auf.
    „Miss Whitfield“, begrüßte er sie. „Mrs. Higgs hat oft von Ihnen gesprochen. Sie sind Medizinstudentin.“
    „Ja.“
    Er nickte. „Sie wissen, dass wir ihr vor einigen Wochen einen Tumor entfernt haben. Leider gab es noch einen weiteren. Wenn wir operiert hätten, hätten wir sie umgebracht. Uns blieb nur noch, ihr das Ende so leicht wie möglich zu machen.“
    „Ich verstehe.“ Anna begriff, dass auch sie eines Tages solche Entscheidungen treffen musste. „Mrs. Higgs hatte keine Angehörigen. Ich möchte mich um ihre Beisetzung kümmern.“
    Ihre Haltung erstaunte den Arzt ebenso sehr wie ihre Antwort. Interessiert musterte er sie. Sollte sie ihr Studium erfolgreich abschließen, würde er sie gern als Assistenzärztin unter sich haben. „Kein Problem. Wir werden Mrs. Higgs Anwalt bitten, Sie anzurufen.“
    „Danke.“ Sie gab ihm die Hand. Ihr kühler, aber fester Griff beeindruckte Dr. Liederman. Ja, er würde sie gern weiter ausbilden.
    „Gehen wir“, sagte Daniel, als sie allein waren.
    „Meine Schicht ist noch nicht zu Ende“, wandte Anna ein.
    „Doch, das ist sie.“ Er nahm ihren Arm und

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