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Gaelen Foley - Amantea - 01

Gaelen Foley - Amantea - 01

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herrscher von Amantea
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fragte sie sich.
    Lazar ging zu ihr und nahm ihr die Fackel aus der Hand. „Machen wir uns auf den Weg, Signorina Monteverdi.“
    Er sagte ihren Namen, als würde er ihn hassen.
    Lazar ging, in trübe Gedanken versunken, den Gang ent- lang. Es ärgerte ihn, dass Allegra nicht darauf zu kom- men schien, wer er tatsächlich war. Gleichzeitig wollte er nicht, dass sie es herausfand. Diese Eröffnung würde er sich für ihren Vater aufsparen. Doch als sie ihn nicht einmal befragte, stellte er fest, dass er enttäuscht war.
    Woher, zum Teufel, sollte er denn wissen, dass es diese Tunnel gab? War es so schwierig, sich vorzustellen, dass er König Alphonsos Sohn war? Seine Empörung – oder seine verletzte Eitelkeit – ließ ihn aber auch insgeheim sich selbst verhöhnen.
    Nachdem sie die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten, vernahm er wieder einen leisen Schmerzensschrei hinter sich. Als er sich umdrehte, stellte er fest, dass Signorina Monteverdi sich den Knöchel verstaucht hatte.
    Misstrauisch ging er zu ihr. Sie saß auf dem nassen, stei- nigen Boden und hatte die Fessel umfasst. Mit Tränen in den Augen rieb sie daran. Er war sich sicher, dass sie den Unfall nur vortäuschte, bis er auf die Schuhe aus Satin blickte, die sie trug. Sie waren inzwischen zerfetzt. Ihre weißen Seidenstrümpfe waren ebenfalls zerrissen und vol-

ler Flecken. Langsam beugte er sich zu ihr hinunter und ließ sich dann auf die Knie nieder.
    „Was ist geschehen?“
    „Ich bin gestolpert“, sagte sie in einem Tonfall, als wäre es seine Schuld.
    Er gab ihr die Fackel.
    „Lassen Sie mich sehen.“ Er nahm ihre Hände fort und untersuchte ihr Fußgelenk, wobei er ihre leisen Protest- laute nicht beachtete. Dann ließ er die Finger sanft über ihre Fessel gleiten. Als er seinen Daumen auf einen Punkt vor ihrem Sprunggelenk presste, zog sie vor Schmerz hörbar die Luft ein.
    Sie sah Lazar an und biss sich auf die Lippe.
    Er rückte etwas zurück und betrachtete sie nachdenk- lich. Sie war still gewesen, seit sie ihren Marsch durch den Tunnel begonnen hatten. Doch nun konnte er deutlich sehen, dass sie die weite Reise nicht länger durchstand.
    Es war eine anstrengende Nacht für sie gewesen, das sah er ein. Zuerst wurde ihr beinahe Gewalt angetan, dann wurde sie entführt, schließlich von Soldaten ver- folgt und dann in einen Teich gezerrt. Nun hatte sie sich auch noch den Knöchel verstaucht, und es stand ihr noch Schlimmeres bevor – viel Schlimmeres.
    Er öffnete seine Taschenflasche und bot ihr einen Schluck Rum an.
    Sie schaute zuerst die Flasche an, danach angewidert ihn. Schließlich überlegte Allegra es sich doch und nahm sie entgegen. Sie führte den Trinkbehälter an die Lippen und nahm vorsichtig einen Schluck. Lazar lachte, als sie hustend losprustete.
    „Schrecklich!“ brachte sie keuchend hervor, und Trä- nen stiegen ihr in die braunen Augen. Sie legte die Hand auf den Mund und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.
    „Es wird den Schmerz lindern.“ Er stand auf und bot ihr seine Hand. „Kommen Sie, meine kleine Gefangene. Stehen Sie auf.“
    Den Rest des Weges trug er sie auf dem Rücken. Sie hielt die Fackel, um den Pfad zu beleuchten. Zuerst ärgerte es ihn, wie sie ihm die Richtung wies, ihn von Zeit zu Zeit tadelte und ihn ermahnte, auf die kleinen Unebenheiten im Boden aufzupassen. Sie lenkte seine Aufmerksamkeit

auch auf Steinbrocken, die auf dem Weg lagen, oder auf Felsblöcke, die tief herabhingen, so dass man sich bücken musste. Nach und nach jedoch gewöhnte er sich daran.
    Woran er sich nicht gewöhnen konnte, war das Gefühl ihrer Arme um seinen Hals, ihrer Beine um seine Hüften, ihrer schlanken Schenkel an seinen Händen. Eine Frau auf diese Weise zu tragen gefiel ihm erstaunlich gut. Ihr Kleid war noch nass und klebte an ihrem Körper und dem seinen, so dass ihre Hitze in verwirrender Weise auf ihn überging.
    Jedes Mal, wenn ihr Atem ihn am Ohr kitzelte, schien es ihm immer weniger wahrscheinlich, dass Allegra Monte- verdi am anderen Ende des Tunnels als Jungfrau ankom- men würde.
    Und dennoch musste er sie umbringen.
    Mit jedem Schritt bedrückte ihn dieser Gedanke mehr und mehr. Er begann sich seltsam zerrissen zu fühlen. Seit den frühen Tagen, als er diesen Rachefeldzug geplant hatte, war Allegra Monteverdi stets nur ein Name für ihn gewe- sen. Sie hatte nur eine Person dargestellt, durch die er das erreichen würde, was er wollte. Nie jedoch hatte er daran gedacht, was für ein

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