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Gaelen Foley - Amantea - 01

Gaelen Foley - Amantea - 01

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herrscher von Amantea
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Teufel! Es war ihre eigene Schuld, dass sie entführt worden war. Er hatte sein Bestes getan, um sie zu beschützen, doch sie hatte ihn dabei nicht unter- stützt. Es schien beinahe so, als ob sie verschleppt werden wollte.

Auf einmal verstand er.
    Sie kannte diesen Mann! Natürlich, das war es. Wie der Schurke es gesagt hatte – er war ein Freund, ein sehr guter Freund.
    Allegra gehörte den Rebellen an.
    Einen Moment stand Domenico reglos im Gang des Pa- lazzo und starrte ins Leere, während er das Ausmaß die- ser Schlussfolgerung zu begreifen versuchte. Natürlich, so war es.
    Sie war eine Verräterin.
    All ihre kleinen Anzeichen des Widerstands – das Tra- gen der Farben der Fiori-Familie, ihre Missachtung ihrem Vater und ihm selbst gegenüber, ihre kindischen Streit- gespräche mit den Ballgästen über Dinge, von denen sie keine Ahnung hatte, all das hatte er nie ernst genommen.
    Sie hatte ihn in eine Falle gelockt. Die ganze Entfüh- rung war nur vorgetäuscht. Allegra befand sich keines- wegs in Gefahr, sie spielte vielmehr eine Rolle, um ihren Vater und den Staatsrat zu zwingen, sich den Forderun- gen der Rebellen zu beugen. Und sie hatte ihn, Domenico Clemente, dazu benutzt, um das Ganze richtig inszenieren zu können.
    Noch zorniger als zuvor stürmte er in Monteverdis Amts- zimmer, das mit dunklem Holz verkleidet war. Als Erstes ging er zu einer Anrichte, auf der ein paar Karaffen stan- den, und versuchte, sich, vor Wut und Schmerz zitternd, mit der linken Hand Likör einzuschenken.
    „Verflucht noch mal!“ Er ging zur Tür und schrie ver- ärgert nach einem Diener, der es für ihn tun und zugleich noch einige Kerzen anzünden sollte.
    Als der Raum erhellt war und der Diener ihm sein Glas Likör reichte, warf Domenico einen Blick in den Spiegel, der sich über dem Kamin befand. Mit dem unverletzten Auge starrte er sich an. Er erkannte kaum sein einmal gut aussehendes Gesicht wieder, das violett verfärbt und verquollen war.
    Kein Wunder, dass ihn alle so angegafft hatten.
    Sogleich schwor er sich, an diesem Hurensohn Rache zu nehmen. Er sollte nicht rasch erhängt werden, sondern ei- nen qualvollen, langsamen Tod sterben. Und was Allegra betraf, die versucht hatte, ihn zum Narren zu halten – auch sie würde es noch bedauern, ihn jemals an der Nase he-

rumgeführt zu haben. Sehr bedauern. Auch an ihr würde er sich rächen.
    Domenico wusste, dass Monteverdi seine Tochter nie- mals vor Gericht stellen würde – genauso wenig, wie er seine Gattin hatte ins Gefängnis werfen lassen, als sie von den Morden an den Fiori erfuhr und dies zu enthüllen gedachte.
    Domenico hatte das Vertrauen einiger Staatsräte er- langt, die ihm schließlich das ganze Geheimnis der Ge- schichte um Contessa Cristiana Monteverdi offenbarten. Allegras Mutter war umgebracht worden, bevor sie die Möglichkeit wahrnehmen konnte, mit ihrem Bericht nach Rom zu fliehen, wie sie das vorgehabt hatte.
    Ihr Tod sah wie ein Selbstmord aus, woran auch ihr Mann glaubte. Der Gouverneur war so verliebt in sie ge- wesen, dass er es nicht geschafft hatte, sie zum Gehorsam zu zwingen.
    Deshalb würde Monteverdi auch seine Macht dazu be- nutzen, seine Tochter zu beschützen – selbst wenn sie sich als eine Anhängerin der Rebellen herausstellte. Vielleicht sollte sie tatsächlich verschont werden, dachte Domenico. Ein bösartiger Zug verzerrte seinen halb zugeschwollenen Mund.
    Als er auf sein Handgelenk sah, das den doppelten Um- fang wie sonst hatte, beschloss er, auf der Heirat mit Alle- gra zu bestehen, falls seine rechte Hand wegen des Bruchs amputiert werden müsste. Als ihr Gatte konnte er jede Nacht für den Rest ihres Leben Rache an ihr nehmen.
    Der Rebell brachte sie keineswegs zu seinen Gesinnungs- genossen, sondern führte Allegra nach Klein-Genua zu- rück.
    Die Stadt war dunkel, die Straßen fast menschenleer. Einige Wachen patrouillierten. In den Zurufen der Solda- ten, dem scharfen Pfeifen des Korporals, dem Knallen der Stiefel und dem Hufgetrappel auf dem Kopfsteinpflaster lagen Spannung und Erregung.
    Alle suchen nach ihm und mir, dachte Allegra, als ihr Entführer sie im Schatten der alten römischen Mauer zum Stadttor führte. Mitten hinein in die Höhle des Löwen.
    In gewisser Weise fühlte sie sich schuldig, weil sie so willig mit Umberto mitging. Es kam ihr so vor, als hätte sie

sich gegen ihren Vater gewandt und wäre auf die Seite der Rebellen übergelaufen. Doch welche Wahl hatte sie schon? Schließlich konnte

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