Gaelen Foley - Amantea - 01
wunderbares, empfindsames Wesen mit einem süßen, silbrigen Lachen und Sommersprossen auf der Nase sie sein würde.
Sie summte leise in sein Ohr, während er um die Ecke zu jenem Ausgang bog, den er bereits zuvor benutzt hatte. Allegra unterbrach seinen inneren Kampf und fing ein Gespräch an, um sich die Zeit zu vertreiben.
„Danke, dass Sie mich vor Domenico gerettet haben“, sagte sie. „Auch wenn es nur deshalb war, um mich einfacher entführen zu können.“
„Lieben Sie ihn?“ hörte er sich selbst fragen.
„Nein.“ Sie seufzte und legte ihren Kopf auf seine Schulter. „Gibt es eine Dame, die Sie lieben?“
„Ja.“
„Wie sieht sie aus?“
„Sie hat drei Decks, drei Masten und das schönste Heck, das sich ein Mann wünschen könnte.“
„Ein Schiff?“ rief sie aus. „Sie sind also ein Seefah- rer. Natürlich.“ Sie drückte ihn ein wenig an sich, und er lächelte unwillkürlich. „Sie sind von Amantea, aber viel gereist. Das verrät mir Ihr Akzent.“
„Sehr gut, Allegra Monteverdi.“
„Wenn ich mich nicht irre, sind Sie auch von hohem Stand.“
„Mein Vater war sehr angesehen“, bekannte er und sprach damit die Untertreibung des Jahrhunderts aus.
Da König Alphonso vor seinem Tod die Qualen eines Märtyrers ausgestanden hatte, wurde von der katholischen Kirche in Betracht gezogen, ihn heilig zu sprechen. Aus irgendeinem Grund hoffte Lazar, dass dies nicht gesche- hen würde, aber wahrscheinlich würde er es sowieso nie- mals erfahren. Die Kardinäle würden diese Entscheidung in frühestens fünfunddreißig Jahren treffen, und Lazar hatte durchaus nicht vor, so lange zu leben.
„Bin ich zu schwer für Sie?“
„Ganz und gar nicht.“
„Schmerzt Ihr Arm sehr? Es sieht so aus, als hätte er zu bluten aufgehört.“
„Es geht ihm wieder gut.“
„Wohin bringen Sie mich?“
„Sie werden es gleich sehen.“
Einen Moment war sie still. Er glaubte beinahe, ihre kleinen Rädchen im Kopf hören zu können, wie sie sich wie wild drehten.
„Darf ich Ihnen eine Frage stellen? Domenico hat etwas gesagt, als er sich so schrecklich verhielt, was mich noch immer beschäftigt. Sie sind ein Mann – vielleicht können Sie es mir erklären.“
Lazar schüttelte verzweifelt den Kopf, während sie fortfuhr, ehe er sie noch dazu bringen konnte, still zu sein.
„Sehen Sie, Umberto. Der Hauptgrund, warum ich Do- menico heiraten wollte, war seine Stellung als zukünftiger Gouverneur von Amantea.“
Darauf würde ich aber nicht wetten, dachte er. „Man sagt, dass Macht ein Aphrodisiakum sei.“
Ihr blieb die Luft weg. „Welch schockierende Äußerung! Aber das hat nichts mit meiner Entscheidung zu tun.“
„Natürlich nicht.“
„Das meine ich ernst“, erwiderte sie. „Ich dachte, dass ich als seine Frau einen gewissen Einfluss auf die Ent- wicklung in Amantea hätte und es mir möglich wäre, die Ungerechtigkeit und das Leiden des Volks zu lindern.“
„Bewundernswert.“
„Sie wissen ja, wie man so sagt“, flüsterte sie, wobei in ihrer Stimme ein schäkernder Tonfall lag. Sie hatte inzwi- schen ihr Kinn auf seine Schulter gelegt. „Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau.“
Lazar blieb stehen, um Allegra höher auf seinen Rücken zu hieven. „Es tut mir Leid, aber ich bezweifele, dass aus Ihrem Verlobten jemals ein starker Mann werden wird.“
„Früheren Verlobten, wenn ich bitten darf. Diesen Kre- tin werde ich auf keinen Fall mehr heiraten. Ich weiß über- haupt noch nicht, was ich tun werde“, überlegte sie laut. „Vielleicht trete ich in ein Kloster ein.“
Er zuckte innerlich zusammen, als er sie so über ihre Zu- kunft sprechen hörte. Schließlich wusste er, dass sie keine haben würde.
„Jedenfalls behauptete Domenico, dass er das Recht dazu hätte, das mit mir zu tun, was er wollte, weil auch ich ihn schließlich benutzen würde. Dabei hatte ich nie- mals vor, ihn zu benutzen“, rief sie aus. „Ich habe noch nie auf diese Weise über meine Absichten nachgedacht. War das falsch von mir? War ich schlecht, weil ich ihn heiraten wollte, um dem Gemeinwohl zu dienen? Ich glaube, dass Domenico mich nur wegen der Stellung meines Vaters zu ehelichen beabsichtigte. Verstehen Sie? Ich bin verwirrt. Was halten Sie von dem Ganzen, Umberto?“
„Wie denken Sie selbst darüber, Signorina Monteverdi?“ erwiderte Lazar leise. „Ihre Meinung ist die einzige, die zählt.“
Sie schwieg eine Weile. „Ich weiß nicht, aber ich fühle mich jetzt
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