Gaelen Foley - Amantea - 02
Elisabetta. Serafina weiß es noch nicht. Sie wird in einigen Stunden zurück sein und wird Sie dann brauchen.“
„Ich verstehe.“ Elisabetta trat beiseite und schaute Cara ungläubig nach.
Im Gang wehrte Darius ihre Tritte und Beißversuche ab und lachte kalt, als sie ihm schließlich anbot, alles für ihn zu tun, falls er sie gehen lassen würde.
Die Sonne war gerade aufgegangen.
Serafina saß in der Kutsche, die Arme um sich geschlungen, und blickte aus dem Fenster. Fünfzehn berittene Soldaten eskortierten die königliche Equipage.
Wenn sie die Augen schloss, sah sie nur Darius vor sich. Sie versuchte dennoch, sich etwas auszuruhen, da sie wusste, dass sie stark sein musste, wenn sie Anatol gegenübertrat.
Um zehn Uhr traf die Kutsche in Belfort ein. Auf einmal fühlte sich Serafina hellwach, denn sie erblickte die kräftige Gestalt eines Mannes in Schwarz, der auf der Treppe zum Pa- last stand und eine Zigarre rauchte. Als er sich das schwarze Haar zurückstrich, erbebte sie.
Er wartet auf mich!
Sie sah, dass Darius einen Diener heranwinkte, der rasch zum Eingangsportal eilte. Wenige Augenblicke später kam ihr Vater heraus und gesellte sich zu Darius. Serafina blin- zelte überrascht, als sie auch noch Elisabetta erblickte. Ihr hellgrüner Rock flatterte im Wind, während sie zu den bei- den Männern trat. Kaum dass die Equipage angehalten hatte, sprang die Prinzessin schon heraus, ohne auf einen Lakaien zu warten. Mit klopfendem Herzen eilte sie zu der kleinen Gruppe, die ihr entgegenkam.
„Da ist ja mein Mädchen“, sagte der König zärtlich und strahlte sie an. Sie warf sich in seine Arme und fühlte sich sogleich erleichtert und beschützt.
Mit dem Kopf an der breiten Schulter ihres Vaters hatte sie jedoch nur Augen für Darius, den sie voller Liebe ansah.
Doch sein markantes Gesicht war so ausdruckslos wie das einer Statue. Sie glaubte zwar flüchtig seine Augen aufblit- zen zu sehen, doch er schaute sofort weg. Verblüfft blickte sie ihn an und wollte nicht verstehen, was vor sich ging.
Es war vorbei.
Ganz und gar vorbei.
Nein, er zeigt nur seine hochmütige Seite, weil mein Vater dabei ist. Darius will nicht, dass er etwas errät ...
Aber sie wusste, dass sie nur nach einer Erklärung suchte. Allmählich erkannte sie die entsetzliche Wahrheit: Er war ihre einzige große Liebe, während sie für ihn nur ein wei- teres Abenteuer bedeutet hatte. Von Anfang an hatte er sie gewarnt.
Fassungslos schloss sie die Augen.
Als ihr Vater sie lächelnd losließ, stand Serafina wie verlo- ren da. Darius konnte doch nicht einfach so tun, als ob nichts geschehen wäre. Nein, das war ein Albtraum. Ihr wahres Le ben spielte sich auf dem Landgut ab, in ihrem Schlafzim- mer ... Plötzlich vermochte sie ein Schluchzen nicht mehr zu unterdrücken.
Aufmerksam betrachtete Lazar sie. Elisabetta begrüßte sie leise, und Serafina schaute zu ihrer Freundin. Hatte er sie nur mit ihr, Serafina, amüsiert, weil er sich sonst gelangweil hätte? Als sie Elisabettas gerötete Augen entdeckte, vergaß sie einen Moment ihre eigene Situation. Ihre Freundin weint« niemals ohne Grund.
Sie legte die Hand auf ihren Arm. „Was ist los, Elisabetta?“
Ihre Freundin, der König und Darius sahen sich an.
Ihr Vater holte tief Luft und wollte schon etwas sagen, dann
besann er sich anders. „Erzähl du es ihr, Darius. Ich kann es nicht.“
Steif wandte Darius sich Serafina zu. „Es ist etwas gesche- hen, Hoheit.“
„Geschehen? Was ist geschehen?“ Angst erfasste sie. „Ist etwas mit meiner Mutter?“
„Nein, nichts dergleichen“, erwiderte er starr. Er zögerte. „Vielleicht wäre es besser, wenn Ihr hereinkommt und Euch setzt ...“
„Ich will es sofort hören!“
„Wie Ihr wünscht“, meinte Darius und begann zu berichten.
Serafina sah Darius ungläubig an. Sie konnte nicht begrei- fen, dass Cara ihr so etwas angetan hatte. Er hatte von Or- sini erfahren, dass ihre Freundin eine Spionin war. Und dies hatte Darius ihr verheimlicht.
Den ganzen Tag über war es Serafina verboten, Cara zu sehen. Gemeinsam machte sie mit Elisabetta einen langen Spaziergang am Strand und versuchte mit ihrer Freundin, das Vorgefallene zu verstehen. Einige Diener und Anstands- damen folgten ihnen in gebührendem Abstand. Die beiden jungen Damen liefen barfuß und betrachteten zwischendurch die weißen Segel der Amanteaner Flotte, die draußen auf dem Meer zu sehen war.
Noch nie zuvor hatte Serafina ihre Freundin so traurig
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