Gaelen Foley - Amantea - 02
zu.
Darius ließ sich wieder im Sessel nieder und wartete da- rauf, dass sich sein heftig schlagendes Herz beruhigte. Dann stand er auf und verriegelte die Tür. Zitternd lehnte er sich dagegen und blieb mit hängendem Kopf stehen.
12. KAPITEL
Am nächsten Morgen stand Serafina auf einem Hocker vor ihrem langen Spiegel und betrachtete sich ohne Interesse, während die Hofdamen noch die letzten Handgriffe an ihrem Hochzeitskleid taten. Ihre Mutter hatte die Vorbereitungen für den großen Tag überwacht und strahlte nun vor Stolz.
„Du siehst wundervoll aus“, verkündete sie.
Serafina lächelte müde. Die Königin führte ihre bedrückte Stimmung auf Caras Verrat zurück.
Die Prinzessin hatte erfahren, dass Cara einem stundenlan- gen Verhör unterzogen worden war und schließlich ein Ge- ständnis unterschrieben hatte. Serafinas Mutter hatte Mitleid mit ihr gezeigt und darum gebeten, nicht die Todesstrafe zu verhängen, sondern Cara von der Insel zu verbannen. Das sollte auch geschehen, während den Männern die Hinrichtung bevorstand.
Serafina, die sich für ihre eigene Gutgläubigkeit tadelte, verstand allmählich Darius’ Lebensphilosophie, niemand über den Weg zu trauen.
„Möchte Ihre Majestät sehen, wie weit wir mit dem Tauf- kleid des Kindes sind?“ erkundigte sich eine der Hofdamen, während die anderen an Serafinas prachtvoller Schleppe arbeiteten.
„Sehr gern!“ erwiderte Allegra erfreut.
Die beiden Frauen gingen in das Nebenzimmer, und im selben Moment begannen die zurückgebliebenen Hofdamen untereinander zu tuscheln.
Serafina verdrehte die Augen, konnte jedoch das Gemurmel nicht überhören.
„ . . . kann nicht glauben, dass er dich hinausgeworfen hat!“
„Doch, er kochte geradezu vor Zorn“, erklärte die anmutige Contessa Teresa.
Serafina drehte sich um.
Die Frauen verstummten.
„Über wen klatscht ihr da?“ wollte sie wissen und schaute
hochmütig zu ihnen hinunter. Sie wusste aus Erfahrung, dass sie ihre höhere Stellung einsetzen musste, um durch die Hofdamen nicht eingeschüchtert zu werden.
Sie sahen sich an.
„Ich habe eine Frage gestellt.“
„Über niemand, Hoheit.“
Sie warf ihnen einen verächtlichen Blick zu und drehte sich wieder zum Spiegel.
„... war ein paar Tage mit ihm allein.“
„Du nimmst doch nicht an ...“
„Das wäre ein Skandal!“
„Wir wissen doch alle, dass er ein Frauenheld ist.“
„Niemals“, flüsterte eine andere. „Er würde es niemals riskieren, den König zu verärgern.“
Mit vor Zorn funkelnden Augen biss Serafina die Zähne zusammen und blickte starr vor sich hin.
„Keine Sorge, Teresa, ich weiß, was wir machen. Heute Nacht suchen wir ihn beide gemeinsam auf. Wie in jener Nacht während des Kostümfests ...“
Empört wirbelte Serafina herum.
Die Hofdamen schauten sie wie ertappte Schulmädchen erschrocken an. Der Prinzessin wurde auf einmal bewusst, dass die Frauen genauso neugierig auf ihre Tage mit Darius auf dem Land waren wie sie auf ihren Klatsch über ihn.
Sie entschied sich also, ihre Taktik zu ändern, auch wenn sie sich innerlich dafür schalt, auf dieses Niveau zu sinken.
„Ist das Kleid wirklich in Ordnung?“ fragte sie anmutig. „Weiß lässt mich so dick aussehen.“
„Ihr seid nicht dick“, entgegnete die füllige Contessa Antonia.
Mode und weibliche Unsicherheiten waren Themen, die sie verstanden.
Sie gaben sich alle Mühe, Serafina zu versichern, dass sie hinreißend aussah.
„Hoheit ...“ begann Julia Calazzi.
„Ja?“ fragte sie unschuldig.
„Wie gefiel Euch Euer Aufenthalt auf dem La nd?“ fragte die Contessa höflich.
Serafina zwang sich dazu, nicht an das Haus mit der ab - blätternden gelben Farbe zu denken, da ihr sonst die Tränen in die Augen steigen würden.
Betont gleichmütig zuckte sie die Schultern. „Es war ziemlich langweilig.“
„War Santiago höflich zu Euch?“
„Er verhielt sich so grob wie immer“, erwiderte sie.
Die Frauen sahen erleichtert aus.
Serafina ärgerte es, dass sie nicht damit prahlen konnte, wie liebevoll Darius zu ihr gewesen war. Aber vielleicht war es nur ein Spiel für ihn gewesen. Sie wollte eigentlich nicht mehr sagen, fügte aber dennoch hinzu: „Eines Abends hörte ich ihn Gitarre spielen. Es klang sehr hübsch.“
„Er spielt Gitarre?“ fragte Teresa.
Julias verschlagener Blick glitt zu Serafina.
Kühl lächelte die Prinzessin ihr zu und dachte: Ich kann dich nicht ausstehen.
„Natürlich spielt er Gitarre,
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