Gaelen Foley - Amantea - 02
kreischte, als Rafael ihr in das Hinterteil zwickte. Er schritt gemächlich zur Tür und nahm im Vorübergehen die Schriftrollen vom Tisch. Dann verließ er das Zimmer.
Darius wünschte sich, er wäre geblieben.
Aufgebracht wandte Julia sich ihm zu. „Er ist ein schreck- licher Jüngling!“
Darius nahm sein Hemd, das er über einen Stuhl geworfen hatte, und zog es an. „Du hast jeden Moment genossen.“
„Zugegebenermaßen“, erwiderte sie, „sagt mir die Vorstel- lung, ihn zu erziehen, durchaus zu. Schließlich wird er eines Tages der König sein.“
Er warf ihr einen finsteren Blick zu.
„Keine Sorge. An deine Vorschriften halte ich mich. Ich werde ihn nicht verderben. Ich habe sowieso eine größere Beute zu erlegen.“
Darius verschränkte die Arme und schaute sie misstrauisch an.
Julia seufzte. „Es bedrückt mich, dass du dich in Gefahr befunden hast und ich dich nicht rechtzeitig vor Orsini ge- warnt habe.“ Sie zögerte. „Ich habe mich schlecht benommen, ich hätte dich nicht ohrfeigen sollen.“
Darius antwortete nicht, sondern wartete nur darauf, dass sie endlich ging.
„Kurz nachdem ich dich in jener Nacht verlassen habe“, fuhr sie fort, „wurde mir bewusst, wer bei dir gewesen war.“
Böse funkelte er sie an.
„Ich erkannte ihre Stimme. Natürlich habe ich mich tö- richt verhalten. Nie würdest du mit der Tochter des Königs ein Verhältnis beginnen. Ich weiß zwar, dass sie dich zutiefst verehrt, aber für dich ist sie wie eine kleine Schwester. Das betonst du schließlich selbst immer wieder.“
„Was willst du?“
„Ich versuche, mich bei dir zu entschuldigen. Natürlich verstehe ich, dass du momentan sehr beschäftigt bist ...“
„Was willst du, Julia?“
Sie senkte den Kopf. „Du bist wütend.“
„Nein, ich habe nur keine Lust mehr auf diese ewigen Spiele.“
„Ich auch nicht“, erwiderte sie rasch. „Das will ich dir doch sagen. Santiago ... Darius“, verbesserte sie sich. „Ich möchte, dass du an die Zukunft denkst – und an mich.“
Er schaffte es nur mühsam, nicht die Augen zu verdrehen. „Du bist vor knapp sechs Monaten Witwe geworden.“
„Meinst du, ich habe noch einen Ruf zu verlieren?“ fragte sie spöttisch.
„Julia“, begann er sanft. „Es würde niemals gut gehen.“
„Ich weiß, dass es eine Überraschung für dich sein muss“, sagte sie. „Du brauchst Zeit ...“
Nein, das tue ich nicht“, erklärte er bestimmt. „Es tut mir Leid.“
Als sie ihn einen Moment betrachtete, fielen Darius die Ver- zweiflung und Verletzlichkeit auf, die sich in ihrem Gesicht zeigten. Plötzlich sah er ihre Zukunft, wenn ihre Schönheit allmählich verschwinden würde und ihr nur noch die bitteren Früchte ihrer falschen Entscheidungen verblieben.
„Wir sind ein gutes Paar, Santiago. Wir könnten einander lieben lernen.“
„Julia“, begann er und seufzte, legte die Hände auf ihre Schultern und drückte ihr einen brüderlichen Kuss auf die Stirn.
Sie schaute zu ihm auf. „Versuch es mit mir“, flüsterte sie. „Ich könnte dich glücklich machen.“
„Bleib bei der Wahrheit“, erwiderte er und blickte sie ru- hig an. „Du hast mich, und ich habe dich benutzt. Das war alles. Du wirst jemand anders finden, Julia.“
„Das habe ich schon“, sagte sie leise.
Er schüttelte den Kopf und ließ sie los. „Ich glaube, es ist das Beste, wenn du jetzt gehst.“ Entschlossen schritt er zur Tür.
Zu seiner Verblüffung begann Contessa Calazzi zu lachen.
„Du eingebildeter Narr“, zischte sie ihn giftig an. „Meinst du, ich weiß nicht, was los ist?“
Er drehte sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu ihr um. „Wie bitte?“
Sie verschränkte die Arme und schaute ihn mit Tränen in den Augen an. „Sag mir, hast du sie schön langsam genommen, als ihr euch gemeinsam auf dem Land ausgeruht habt?“
Darius erstarrte. Mit klopfendem Herzen trat er auf sie zu. „Wie kannst du es wagen?“
Die Tränen verschwanden. „Ich frage mich, was der König machen würde, wenn er es wüsste.“
„Wenn er was wüsste?“ fragte Darius drohend.
Berechnend schaute sie ihn an. Geschickt änderte sie ihre Taktik. „Ich habe gehört, was letzte Nacht mit Teresa passiert ist.“
„Nichts ist passiert.“
„Genau. Als ich erfuhr, dass du sie weggeschickt hast, be- stätigte das nur meine Vermutungen. Du lächerlicher Narr“, fügte sie verbittert hinzu. „Versuch nur nicht, es zu leugnen. Ich weiß, dass du dich nach Serafina verzehrst,
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