Gaelen Foley - Amantea - 03
Arturo besaß die Macht, die Thronfolge zu seinen Gunsten zu beeinflussen, sobald die direkten männlichen Erben gestor- ben waren. Sonst würde vielleicht die Krone an einen Enkel des Königs fallen.
Mit diesem Gedanken setzte er die Maske treuer Besorgnis auf. „Don Arturo! Mein Herr! Wachen Sie auf“, flüsterte er.
Als er den Mann an der Schulter berührte, riss dieser die Augen auf. „Wer ist da?“
„Leise. Ich bin es. Wir müssen miteinander sprechen. Ich habe nicht viel Zeit.“
Der würdevolle Mann rieb sich die Augen. „Orlando! Wie um Himmels willen sind Sie hier hereingekommen? Ach, das ist jetzt gleichgültig. Warten Sie einen Moment. Ich muss mich kurz erleichtern.“
Orlando ging unruhig im Zimmer auf und ab und rieb sich die verletzte Schulter, während Don Arturo aus dem Bett stieg, hinter den orientalischen Paravent trat und dort Was- ser ließ. Als er schließlich wieder hervorkam, trug er eine Seidenrobe über seinem langen Nachthemd.
„Es tut mir Leid, dass ich Ihren Schlaf stören musste.“
„Ist schon in Ordnung, mein Guter“, erwiderte Don Arturo. „Ich habe sonst kaum etwas zu tun, seitdem ich arrestiert bin.“
„Es ist wahrhaftig eine Schande, was Ihnen mein Vetter antut. Als hätten Sie etwas falsch gemacht! Wie geht es Ihnen?“
„Ganz gut. Sie sind derjenige, um den ich mir Sorgen ma- che. Ich weiß, dass Sie gejagt werden. Sie befinden sich wahr- scheinlich auf der Flucht. Haben Sie gegessen? Getrunken?“
„Nein, mein Herr.“
„Brauchen Sie Geld?“
Orlando sah ihn scharf an, denn die Besorgnis des Pre- mierministers überraschte ihn. Dann wandte er den Blick ab. „Nein. Sie sind zu freundlich. Ich bin nur hierher gekommen, um Ihnen zu erklären, dass ich Sie aus dieser beschämenden Haft befreien werde, sobald die Zeit reif dazu ist.“
Don Arturo schürzte die Lippen und stemmte die Hände in die Hüften. „Orlando, Sie sind des Mordes angeklagt. Zuerst stirbt dieser Koch, und nun wird behauptet, dass Sie zwei der Freunde des Prinzen und drei Soldaten ...“
„Den Einzigen, den ich umgebracht habe, war Niccolo. Und das tat ich nur, um mich zu verteidigen“, unterbrach der Herzog ihn ungeduldig. „Di Tadzio hat sich selbst das Leben genommen, und die Leibgarde stürzte in eine mittel- alterliche Fallgrube. Das hätten sie leicht vermeiden können, wenn sie besser aufgepasst hätten. Stattdessen waren sie so sehr hinter mir her, dass sie alle Vorsicht außer Acht ließen. Das war nicht mein Fehler.“
„Ihr Tod war ein Unfall?“
„Ja“, erwiderte Orlando entschlossen. „Rafael versucht, mich zum Bösewicht zu stempeln, um selbst unschuldig zu wirken. Ich glaube, er wird sogar mir die Vergiftung des Königs zur Last legen!“
„Beruhigen Sie sich, Orlando ...“
„Sie wissen, dass man ihm nicht trauen kann. Plötzlich löst sich alles in Wohlgefallen auf. Sie und ich sind die Ein- zigen, die ihn noch aufhalten können! Wenn er es nun auch noch schafft, Sie gegen mich aufzubringen ...“ Er sah Don Arturo so gequält an, dass selbst Chloe ihm geglaubt hätte. „Dann bin ich ein toter Mann!“
„Ruhig, setzen Sie sich, mein Lieber. Es wird niemandem gelingen, mich gegen Sie aufzubringen.“
Plötzlich trat Orlando einen Schritt auf den Premierminis- ter zu und umarmte ihn innig. Dann ließ er ihn los, senkte den Kopf und rieb sich die Stirn. „Vergeben Sie mir. Verzei- hen Sie mir meinen Gefühlsausbruch“, murmelte er. „Aber ich bin verletzt, allein, und man jagt mich wie einen räudigen Hund ... Ich werde für eine Weile untertauchen müssen, um zu überleben.“ Er holte tief Atem. „Aber ich habe einen Plan
ausgearbeitet, wie man Sie aus Ihrer schmachvollen Lage befreien könnte.“
„Haben Sie das? Wie denn?“
„Ich habe meine Männer in Pisa benachrichtigt, die für mich in meinen Lagerhallen arbeiten. Zugegeben, es sind ziemlich grobe Gesellen. Zum passenden Zeitpunkt wer- den sie die Soldaten um Ihren Palast angreifen, ohne dabei viel Lärm zu veranstalten. Dann werden sie die Uniformen der königlichen Leibgarde anziehen und Sie herausbringen. Niemand wird etwas vermuten.“
„Sie angreifen?“ Don Arturo lief es kalt den Rücken hinunter. „Sie meinen doch hoffentlich nicht töten?“
„Ich nehme an, dass es sich auch ohne Blutvergießen machen lässt.“
„Ihren Männern drohen schreckliche Strafen, wenn Ihr Plan nicht aufgeht.“ Er hielt inne. „Wenn Sie es allerdings schaffen sollten, mich gemeinsam mit dem
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