Gaelen Foley - Amantea - 03
Herzens lauschte, traf ein Sonnenstrahl auf seinen goldenen Siegelring und ließ ihn wie tausend Sonnen funkeln.
EPILOG
April 1817
Die Kirchenglocken läuteten an jenem Tag in ganz Amantea, als der neugeborene Prinz getauft wurde. In der Stadt Bei- fort und auf den frisch bepflanzten Feldern im ganzen Land wurde die Arbeit niedergelegt, da König Lazar diesen Tag zum Feiern bestimmt hatte.
Die Brüder Gabbiano standen nebeneinander in der fröh- lichen Menge und sahen noch immer überrascht auf den Bal- kon des Palastes. Dort stand die ganze königliche Familie hinter Daniela und Prinz Rafael. Die stolzen jungen Eltern strahlten, während sie der Welt einen Blick auf den kleinen zukünftigen König gewährten.
Seine Königliche Hoheit, Prinz Amador di Fiore, war wenig älter als zwei Wochen. Es war kaum möglich, sein winziges Gesicht aus der Ferne zu erkennen. Aber Alvi hatte bereits in einer der Zeitungen gelesen, dass der Kleine die aquama- rinblauen Augen seiner Mutter und ein kleines Büschel des goldblonden Haares seines Vaters hatte.
Die ehemalige Bande der edlen Straßenräuber war froh und erleichtert. Sie waren von der Königin begnadigt worden und in ihr Heimatland zurückgekehrt.
Brava, bella, dachte Mateo und sah lächelnd auf seine Freundin aus Kindertagen. Daniela sah würdevoll und wun- derschön aus, wie sie ihren Sohn auf den Armen hielt. Es war deutlich zu sehen, dass der große, elegante Mann an ihrer Seite sie aus ganzem Herzen liebte und bewunderte.
„Schau, da ist Gianni!“ sagte Rocco plötzlich und wies auf den Balkon, wo ihr jüngster Bruder neben Prinz Leo zu erkennen war. Die beiden Jungen grinsten, und jeder legte fröhlich den Arm um die Schulter des anderen.
Daniela hatte durchgesetzt, dass der wilde Bauernjunge gemeinsam mit Prinz Leo erzogen wurde. Er war als des- sen ständiger Begleiter in den Palast gezogen. Der Prinz
und der Bettelknabe waren sogleich unzertrennliche Freunde geworden.
Mateo lachte über seinen Bruder und spürte dann, wie er mit seiner Hüfte eine andere, eine weibliche, berührte. Zärt- lich sah er zu seiner jungen Braut. Wie immer schlug beim Anblick ihres scheuen Lächelns sein Herz schneller. Nun zeigte sich in ihren wachsamen schwarzen Augen bereits wachsendes Vertrauen.
„Glaubst du, sie sind wirklich so glücklich, wie sie ausse- hen?“ fragte Carmen zweifelnd.
Mateo legte ihr beschützend den Arm um die Schultern und zog sie zärtlich an sich. Sie war so tapfer und doch so zerbrechlich, so jung für das harte Leben, das sie bisher ge- kannt hatte. Das Schicksal hatte ihre Wege sich kreuzen las- sen, so dass er sie retten konnte. Das wusste er. Er hatte stets ein Ritter auf einem weißen Pferd für eine Frau sein wollen.
„Ja, meine Liebe“, antwortete er, als sie bei seinem be- wundernden Blick zu erröten begann. „Aber nicht halb so glücklich wie wir.“
Carmen lachte kurz auf, doch in ihren Augen zeigte sich wirkliche Freude. Sie nahm seine Hand und führte ihn zu der Piazza, wo unzählige Essensstände aufgebaut waren, von de- nen die Luft mit würzigen Gerüchen erfüllt wurde. „Komm, ich bin hungrig.“
„Ich auch“, sagte sein älterer Bruder Rocco.
Mateo warf einen letzten Blick über die Schulter auf den Balkon. Dort standen drei Generationen von Königen: der Felsen von Amantea, das neugeborene Kind und der Kron- prinz auf dem Höhepunkt seines Lebens. Daniela sah Rafael mit einem ruhigen Lächeln an, in dem ihre ganze Liebe lag. Der Säugling ruhte zufrieden auf ihren Armen. Dann drehte sie sich um, und die Familie ging in den Palast zurück.
Mateo vermutete, dass es eines Wildfangs bedurfte, um ei- nen Draufgänger zu zähmen – und eines Draufgängers, einen Wildfang zu betören.
Arrivederci, Daniela, dachte er. Einen Moment traten ihm vor Stolz über den rothaarigen Wildfang, den er einmal gekannt hatte, Tränen in die Augen.
Dann zog Carmen ihn ungeduldig in Richtung Piazza, und er wandte sich um und überließ lächelnd die königliche Familie ihrem Glück.
-ENDE –
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