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Gaelen Foley - Knight 01

Gaelen Foley - Knight 01

Titel: Gaelen Foley - Knight 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die schöne Kurtisane
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werden. Sollte er doch an seinem Zorn ersticken! Geschähe ihm recht. Bis aufs Blut reizen wollte sie ihn. Das Haus war voller Gäste – was sollte ihr da passieren?
    Die anderen nahmen ihr Gespräch wieder auf, doch Bel saß still da, knabberte an ihrem Kuchen und ließ sich die Ereignis- se der letzten Woche noch einmal durch den Kopf gehen.
    An jenem Tag im April, als sie bei den Wilson-Schwestern vorgesprochen hatte, hatte Harriette sofort erklärt, sie wolle einer so offensichtlich vornehmen jungen Dame nicht dabei

helfen, sich zu ruinieren. Zum Glück hatte ihre weichherzige- re Schwester Fanny sie doch dazu überreden können.
    Amy, die missgünstige Älteste, hatte einen Blick auf Bel ge- worfen und sich rundheraus geweigert, etwas zu tun. Fannys Bitten und ihre eigene Neigung, stets das Gegenteil dessen zu tun, was Amy sagte, hatten Harriette schließlich dazu ge- bracht, Bel genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie hatte ihr Aussehen, ihre Haltung, ihre Bildung geprüft. Darauf hatte sie erklärt, Bel sei keine vollkommene Katastrophe, ihr aber zu verstehen gegeben, dass die anfänglichen Investitionen hoch seien, wenn man die Kurtisanenlaufbahn einschlagen wolle, weil man mit der wohlhabenden Kundschaft mithalten müsse. Zum Beispiel würde sie eine wirklich erstklassige Abendgar- derobe benötigen. Für einen Anteil von zwanzig Prozent an den Zahlungen ihres zukünftigen Gönners wollte sie ihr den Eintritt in die Demimonde finanzieren.
    Bel war gleich darauf im Gästezimmer der Wilsons unterge- kommen, wo ihre erste Tat darin bestanden hatte, ihrem Vater zu schreiben, man habe sie gebeten, jetzt, wo Paris Besuchern aus England wieder offen stand, zwei ihrer Schützlinge dort- hin zu begleiten. Sie gab ihren Brief einem Lakaien, der ihn für sie zum Fleet-Gefängnis beförderte.
    Von diesem Augenblick an verwandelte sich Bel, die Lehre- rin, in Bel, die Schülerin.
    Harriette Wilson – die sich allmählich für das Projekt er- wärmte, zog sie doch Profit, Spaß und die Befriedigung daraus, Amy zu ärgern – schickte sich an, die vollkommene Kurtisane aus ihr zu machen. Nachdem sie ihr altes, brutal misshandel- tes Selbst abgelegt hatte, war Bel mehr als bereit, zu etwas Neuem, Schönem geformt zu werden ... zu etwas Hartem und Furchtlosem.
    Nie mehr würde sie hungern müssen. Das Vermögen, das sie verdienen wollte, wäre ihre Sicherheit. Harriette bekam hun- dert Guineen für ein paar läppische Stunden Getändel, und manchmal brauchte sie dafür mit dem Kunden nicht mal ins Bett zu gehen. Manchmal wollten die Herren nur reden. Doch zuerst schärfte Harriette ihr die goldene Regel der Kurtisanen ein: Verliebe dich nie.
    Einen Mann zu lieben bedeutete auch, sich von ihm abhän- gig zu machen, und die Unabhängigkeit war für eine Kurtisa- ne das Allerwichtigste.

Bel lernte, dass eine Kurtisane weitaus mehr als ein Bettha- se oder eine geübte Verführerin war. Sie musste vor Geist und Fröhlichkeit sprühen und genau wissen, wie man sämtliche Sinne eines Mannes befriedigte, auf körperlicher, emotionaler und geistiger Ebene.
    Nicht nur, dass sie ihre Schönheit aufs Vorteilhafteste zur Geltung bringen musste, sie hatte auch eine angenehme Ge- sellschafterin zu sein, eine begabte Gastgeberin, eine gute Zu- hörerin und eine diskrete Vertraute. Außerdem musste sie sich mit den aktuellen politischen Themen befassen und deshalb täglich die „Times“ und die „Quarterly Review“ lesen, um die konservativen Positionen zu kennen. Das liberale Pendant – die „Edinburgh Review“, gegründet von Harriettes brillantem jungen Liebhaber Henry Brougham – studierte sie freiwillig, da das Blatt ziemlich anspruchsvoll war und die Torys ohnehin die Mehrheit besaßen.
    Sie musste auch lernen, wie sie ihre Einnahmen am besten investierte, denn eine Frau konnte ja nicht ewig Kurtisane bleiben. Bel staunte über die Kunst der Vermögensmehrung, vor allem nachdem sie erfuhr, dass mehrere große Exkurtisa- nen Tausende investiert hatten. Nie hatte sie sich vorgestellt, ein so grenzenlos unabhängiges Leben führen zu können, denn keine Ehefrau, und sei sie noch so ehrbar, besaß eigenes Geld. Harriette wurde ihre Heldin. Harriette kannte sich mit Macht und Unabhängigkeit aus.
    Bel hatte ihrer Mentorin nicht von ihrem qualvollen Erlebnis in der dunklen Gasse erzählt. Sie hatte es niemandem erzählt. Tatsächlich war sie davon überzeugt, dass sie es selbst schon fast vergessen hatte. Nur die Albträume

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