Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gaelen Foley - Knight 01

Gaelen Foley - Knight 01

Titel: Gaelen Foley - Knight 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die schöne Kurtisane
Vom Netzwerk:
quälten sie noch. Im Mai füllte sich London allmählich, und die Welt schien ihr voller Möglichkeiten. Würdenträger und Kriegshelden, sie alle strömten nach London, um den Sommer des Sieges zu genie- ßen. Ihren ersten Auftritt in der neuen Welt hatte Bel im Thea- ter am Haymarket, zusammen mit Harriette, Fanny und Julia, auch bekannt als die drei Grazien.
    Während auf der Bühne die Catalani von törichter Liebe jammerte, wimmelte es in der Loge der Kurtisanen vor Män- nern – alten und jungen, hübschen und hässlichen, witzigen und langweiligen, und alle waren sie hochwohlgeboren und zollten den Kurtisanen Tribut, manchmal sogar im Blickfeld ihrer Gattinnen.

Mit großen Augen sah die unerfahrene Bel, wie Harriette und die anderen wie Göttinnen angebetet wurden. Harriette hatte ihr eingeschärft, dass sie diese Verehrung einfordern musste. Es mochte arrogant und unverschämt wirken, aber es sei der einzige Weg, um ernst genommen zu werden. Wenn sie als be- gehrenswertes Luxusgut erscheinen wollte, musste sie sich auch entsprechend benehmen.
    Es war nichts als ein Spiel, und Bel lernte schnell. Ihr stan- den verschiedene Modelle zur Verfügung: Fanny fand es am einfachsten, sich ganz einem wohl überlegt ausgewählten Gönner zu widmen, in ihrem Fall Lord Hertford. Harriette hielt von dieser Praxis gar nichts – sie wollte nicht alles auf ei- ne Karte setzen, denn damit hatte sie schlechte Erfahrungen gemacht. Stattdessen umgab sie sich mit ein paar Favoriten, unter ihnen Argyll, Worcester und Henry Brougham, der seine Frau nicht ausstehen konnte; Harriette prahlte gern damit, dass sogar Wellington einmal zu ihrem Gefolge gezählt hatte. Bel zog Fannys bescheidenere Strategie vor, nahm sich je- doch Harriettes Warnung vor eifersüchtigen Ehefrauen zu Herzen. Nachdem sie all das bedacht hatte, formulierte Bel für sich noch eine weitere Regel: Als Kurtisane wollte sie sich nicht nur nicht verlieben, sie wollte sich auch nie mit einem verhei- rateten Mann einlassen.
    Obwohl das die Auswahl merklich verringerte, fand auch Harriette diese Entscheidung klug. Sie wünschte nur, sie selbst wäre dieser Maxime in jüngeren Jahren ebenfalls gefolgt, denn es war nie angenehm, wenn ein Liebhaber mit einer eifersüch- tigen Frau verheiratet war.
    Bel hatte nicht die Absicht, sich Feinde zu machen. Und au- ßerdem versicherte sie sich auf diese Weise, dass sie, auch wenn sie eine Hure sein mochte, immer noch wusste, was richtig und was falsch war. Reiche Witwer wären in Ordnung, ebenso ledi- ge junge Männer. Aber La Belle Hamilton weigerte sich, an ei- nem Ehebruch beteiligt zu sein.
    In der Oper waren ihr zahllose Kandidaten begegnet. An den folgenden Abenden hatte sie ein paar davon näher kennen ge- lernt. Die Angebote strömten nur so herein, aber ihr war noch niemand begegnet, bei dem sie sich hatte vorstehen können, mit ihm die schockierenden Dinge zu tun, von denen Harriette und Fanny erzählt hatten. Bis jetzt war ihr erotisches Wissen rein theoretisch. Tatsächlich fiel es ihr schwer, nicht zurückzu-

zucken, wenn sie ein Mann zufällig in der Menge streifte, oder sich nicht feindselig zu versteifen, wenn jemand nach ihrer Hand griff.
    Trotzdem forcierte sie ihre Wiedergeburt als strahlende scharlachrote Hure. Sie ignorierte ihre Bedenken und freute sich auf das Vermögen, das ihr und ihrem Vater Sicherheit ge- währen würde. Sie wäre frei und unabhängig. Niemand ver- mutete, dass sie eine komplette Fälschung war, doch davon ließ sie sich nicht abhalten. Sorgfältig vervollkommnete sie ihre Maske als die perfekte Kurtisane – munter, frech und sorglos. Julia hielt sie für zu wählerisch, aber Bel wartete auf den Richtigen. Sehnsüchtig klammerte sie sich an ihren Traum vom Ritter in der schimmernden Rüstung, obwohl sie wusste, wie unrealistisch das war.
    Irgendwo wartet auf mich der ideale Liebhaber, dachte sie, das Stimmengewirr im Salon gar nicht wahrnehmend. Der vollkommene Liebhaber, der mich durch meine Ängste gelei- ten wird.
    Jemand, dem ich vertrauen kann. Jemand, den ich küssen kann, ohne mich zu ekeln. Jemand, der sanft und edel und gut ist.
    Wenn ich ihm begegne, werde ich es merken.

3. KAPITEL
    Es war Samstagabend nach der Oper, und das fashionable Stadthaus der Kurtisanen war so voll, dass man sich kaum noch bewegen konnte. Hawk drängte sich durch die Menge; ihm war unwohl, und er kam sich fehl am Platz vor.
    Die Gesellschaft war ein Kaleidoskop greller Farben und rauen

Weitere Kostenlose Bücher