Gaelen Foley - Knight 01
unterzeichnete sie das Dokument, was ihm ein Lächeln entlockte. Danach starrte sie die Quittung an, als erwartete sie, dass sich die Zahl in Rauch auflöste. Schließ- lich steckte sie das Scheckheft ehrfürchtig in ihr Retikül. Sie kennt die Armut, dachte er, und ihm wurde ganz heiß bei dem Gedanken. Er musste sich von ihr abwenden, damit er sie nicht fest in die Arme schloss. Seine Einsicht in der Bank führ- te dazu, dass er bei Tattersall’s, ihrer nächsten Station, eine ab- surde Summe Geld für ihre Pferde und die Kutsche ausgab. Nur das Beste war ihm gut genug. Er dachte an die unange- nehmen Blicke, mit denen man sie am Tag zuvor im Hyde Park bedacht hatte, und war entschlossen, ihr nur das Allerbeste zu kaufen, denn Stil war ein gutes Mittel gegen Unverschämtheit. Das zumindest hatte er von seiner skandalträchtigen Mutter ge- lernt.
Während sie die Gänge und Ställe abschritten, sammelte Be- linda eine ganze Schar von Hawks Bekannten um sich, denn der berühmte Pferdestall war ein bevorzugter Treffpunkt für die Gentlemen, der meist bar von Anstand, Sitte und Ehegattinnen war.
Hawk war nicht ganz sicher, ob es ihn ärgern oder amüsieren sollte, dass er eine so begehrte Schönheit aushielt. Die Erkennt- nis, dass er es gern gehabt hätte, wenn ihre Aufmerksamkeit vollständig ihm gegolten hätte, entmutigte ihn; Belinda aber
war viel zu höflich, um die bunt zusammengewürfelte Schar lie- benswürdiger Herren einfach zu ignorieren, die sich ihnen an- schloss – sportbegeisterte Landjunker und ehemalige Kavalle- risten, pferdenärrische junge Stutzer, sogar ein winziger Jockey, der ihr kluge Ratschläge beim Pferdekauf erteilte.
Hawk hielt sie dicht bei sich. Ein Zuschauer hätte daraus ge- schlossen, dass sie wirklich seine Geliebte war und ihn um den kleinen Finger wickeln konnte, doch tatsächlich war sie es, die befand, dass die beiden langbeinigen Rappen und das elegante kleine vis-à-vis, die er für sie ausgesucht hatte, viel zu teuer wa- ren. Das vis-à-vis sah wie eine kleinere Ausgabe seiner Kutsche aus, die ihr so gefallen hatte.
„Robert, das ist zu teuer“, wandte sie leise ein.
„Gefällt es Ihnen etwa nicht?“
„Ob es mir gefällt? Es ist der eleganteste Wagen, den ich je ge- sehen habe, aber ...“
Er gab dem Verkäufer ein Zeichen, und die Kutsche gehörte ihr.
Ah, Hawkscliffe, jetzt übertreibst du es aber mit der Prahle- rei, tadelte er sich und blickte lächelnd auf den Boden, die Hän- de in den Taschen vergraben, während Belinda ihre neuen Pfer- de mit kindlicher Begeisterung tätschelte.
Sie wirkte etwas benommen, als er sie zu seiner Stadtkutsche zurückbrachte. Sobald sie unterwegs waren, schaute er, sehr mit sich zufrieden, zu ihr hinüber, worauf er feststellte, dass sie ihn beobachtete. Fragend zog er die Braue hoch.
„Falls Sie vorhaben, mich Ihnen maßlos zu verpflichten, stel- len Sie es sehr geschickt an.“
„Unsinn, ich halte mich nur an unsere Abmachungen. Ver- trauen Sie mir etwa nicht?“
„Sie müssen mir jetzt wenigstens erlauben, dass ich Ihnen auch etwas kaufe. Ein Geschenk.“
„Sie wollen mir ein Geschenk kaufen?“ fragte er erstaunt. Sie nickte energisch. Es war ein absurder, aber sehr liebens- werter Vorschlag, den er ihr lieber nicht verwehren sollte, wie ihm ihr Blick verriet. Er wollte sie nicht kränken.
„Also gut“, erwiderte er vorsichtig und ließ sich dann von ihr ein paar Unzen Schnupftabak bei Fribourg & Treyer kaufen. Warum ihr das so schrecklich wichtig war, konnte er kaum nachvollziehen. Insgeheim gratulierte er sich, als er sie mit der Herausforderung zum Lachen brachte, sie solle auch mal eine
Prise nehmen. Schließlich war Queen Charlotte ein großer Schnupftabakfan, und viele große Damen des ton betrachteten es als durchaus passende Angewohnheit.
Sie trödelten in der berühmten Tabakhandlung herum, wobei sie beide zu laut lachten, als er ihr die eleganten Handbewegun- gen vorführte, mit denen das Laster fashionabel wurde. La- chend probierte sie es aus, wobei sie sich sorgfältig an seine In- struktionen hielt. Nachdem sie eine Prise von seinen Fingerspit- zen inhaliert hatte, begann sie so heftig zu niesen, dass ihr die Tränen in die Augen schossen.
„Igitt! Igitt!“ rief sie aus. „Wie eklig!“
Er warf dem Verkäufer einen ausdruckslosen Blick zu und reichte ihr sein Seidentaschentuch. Sie nieste sich halb um den Verstand. Als sie sich schließlich doch noch erholte, verließen sie die Handlung
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