Gaelen Foley - Knight 01
zu Hilfe zu ei- len. Und nun standen sich am Rand der Tanzfläche zwei feind- selige Lager gegenüber. Eben sagte Dolph etwas zu Robert. An Roberts angespannter Haltung und seinem zornstarren Blick er- kannte sie, dass der Streit in Gewalttätigkeiten auszuarten drohte.
Rasch murmelte Bel Lord Eldon eine Entschuldigung zu und kämpfte sich eilig durch die Menschenmenge. Sie hoffte, noch rechtzeitig an die Seite ihres Gönners zu gelangen, bevor etwas Schlimmes passierte. Vielleicht konnte sie Dolph beruhigen.
Argyll und Colonel Parker kamen im selben Moment wie sie dazu.
Dolph betrachtete sie voll lüsternem Hass, hielt aber glückli- cherweise den Mund. Sein Freund hinter ihm war nicht so wei- se.
„Da, seht doch, da kommt die neue Hawkscliffe-Hure!“ „Was haben Sie gesagt?“ stieß Robert zwischen zusammenge- bissenen Zähnen hervor.
Alec trat einen Schritt vor.
Colonel Parker hielt Bel davon ab, an Roberts Seite zu eilen. Während sie sich umdrehte, um dem hübschen Offizier einen finsteren Blick zuzuwerfen, fielen die fatalen Worte.
„Jeder weiß doch, dass die Gebrüder Knight nichts als eine Bande von Bastarden sind.“
Jeder, der in Hörweite stand, erstarrte und betrachtete den be- trunkenen Stutzer, der diese Worte geäußert hatte.
Robert schaute Dolph an.
Der hob mit einem unverschämten Lachen die Hände. „Ich hab’s nicht gesagt.“
Da setzte Alec sich in Bewegung, stürzte sich wie ein junger Löwe auf sein Opfer. Er stieß Dolph aus dem Weg, packte den Stutzer an den Rockaufschlägen und zerrte ihn nach vorn. Dann hieb er ihn mitten ins Gesicht. Der Mann ging rücklings zu Bo- den.
Darauf brach die Hölle los.
„Raus!“ schrie Argyll.
„Parker, kümmern Sie sich um Belinda!“ rief Robert und sah sich nach ihr um. „Geh mit Colonel Parker“, befahl er und warf ihr durch all das Chaos einen glühenden Blick zu.
Sie wollte Einwände erheben, aber er war seinem Bruder schon auf den Fersen, konnte allerdings nicht mehr verhindern, dass Alec sein Opfer vom Boden aufklaubte und noch einmal ins Gesicht schlug.
„Mach das doch draußen, Alec!“ rief er scharf.
Bel konnte ihn in dem Durcheinander kaum hören.
„Kommen Sie, Miss Hamilton.“ Colonel Parker zog sie mit sich in die sichere Loge, von wo aus Harriette, Fanny und Julia mit offenem Mund auf die Tanzfläche starrten.
„Was ist denn nur geschehen, Liebste?“ erkundigte sich Fan- ny und legte schützend den Arm um sie.
„Dolphs Freund hat mich Hawkscliffe-Hure genannt, und
dann hat die Schlägerei angefangen“, erwiderte sie, während die rauflustige Meute allmählich auf den Ausgang zudriftete.
„Hawkscliffe-Hure?“ fragte Julia amüsiert.
Harriette sah Bel an, der anscheinend kein Härchen ge- krümmt worden war. „Meine Liebe, wenn es das war, was sie ge- sagt haben, kann ich dir versichern, dass es sich nicht auf dich bezieht.“
„Was?“ rief sie aus und kam sich neben den drei ungerührten Grazien wie eine hysterische Anfängerin vor. „Wen hätten sie denn sonst damit meinen können?“
„Soll das heißen, du hast noch nie von der Hawkscliffe-Hure gehört?“
„Nein! Wer ist das?“
Harriette nickte in Richtung Robert und Alec. „Ihre Mutter.“
„Ihre Mutter?“ wiederholte sie schockiert.
„Oh ja“, stimmte Julia zu. „Georgina Knight – die achte Her- zogin von Hawkscliffe. Sie hat für die Liebe gelebt; neben ihr hätten sogar wir wie Nonnen ausgesehen.“
„Was?“ rief Bel.
„Angeblich war sie eine außergewöhnliche, leidenschaftliche und unbezähmbare schöne Frau. Sie hatte mit allen großen Männern ihrer Zeit Affären.“
„Vom Dichter bis zum Boxkämpfer“, warf Fanny ein.
„Jetzt bin ich aber schockiert“, keuchte Bel.
Das rauflustige Grüppchen war nach draußen verschwunden. Im Ballsaal des Pavillons hörte man wieder das aufgeregte Ge- schnatter der Gäste.
„Kennst du die Geschichte der Knight-Brüder etwa nicht?“ fragte Harriette, packte sie verschmitzt am Ellbogen und zog sie näher zu sich; das Einzige, was Harriette einem reichen Mann vorzog, war ein saftiger Skandal.
„Nein. Erzähl!“
„Roberts Vater, der achte Herzog, war viel zu sehr Gentleman, um die zahlreichen Kinder seiner Gemahlin nicht als die seinen anzuerkennen, aber nur dein Gönner ist auch wirklich sein Sohn. Seine vier Brüder haben alle verschiedene Väter – obwohl die kleine Schwester auch rechtmäßig geboren sein soll, das Er- gebnis ihrer Versöhnung, kurz bevor der achte
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