Gaelen Foley - Knight 01
konnte. Kei- ner von beiden brach das Schweigen, als könnte ein falsches Wort die kostbare Verbindung zerstören, die zwischen ihnen entstanden war.
Am Knight House angekommen, zögerten sie am Absatz der Marmortreppe, denn nun war es an der Zeit, Gute Nacht zu sa- gen. Sehnsüchtig sahen sie einander an, und dann wandten bei- de rasch den Blick ab.
Abrupt brach sie das nervöse Schweigen. „Ich ... ich finde, dass es gut gelaufen ist“, verkündete sie ernst.
Er nickte steif. „Äh, ja.“
„Robert?“
Er starrte sie an, mit glühendem Verlangen im Blick, aber er regte keinen Muskel. Er schien den Atem anzuhalten. „Ja?“ Ihr Herz schlug wie verrückt. Aber dann wagte sie es doch nicht.
„Es ... es war ein wunderbarer Abend. “
„Gut. Ich meine, das war ja der Sinn des Ganzen.“ Er benetz- te die Lippen und senkte den Blick. Seine Haltung war so starr wie die der glänzenden Ritterrüstung in der Eingangshalle. „Al- so dann, Gute Nacht.“
„Gute Nacht, Robert.“
Er verbeugte sich. Sie drehte sich um und begann wegzuge- hen, wandte sich dann jedoch noch einmal um. Er stand immer noch da, die Hände in den Taschen, und schaute ihr nach. Im Licht des flackernden Wandleuchters wirkte er einsam und ein wenig verloren.
„Was denn, meine Liebe?“ fragte er leise.
„Begleitest du mich morgen ins Fleet-Gefängnis? Weißt du noch? Du hast mir versprochen ...“
„Meine Versprechen halte ich immer, Belinda. Träum süß.“ Sie schenkte ihm ein zögerndes Lächeln, wirbelte dann herum und eilte in ihr Zimmer, bevor sie etwas tat, was sie später viel- leicht bereuen sollte.
8. KAPITEL
Die einfache, unkomplizierte Gesellschaft der anderen Männer in seinem Club hatte Hawk an diesem Morgen zeitweise davon kuriert, eine Frau zu begehren, die er nicht begehren wollte. Er war nach einer weiteren Nacht, in der er sich in seinem Bett gewälzt und nach Bel verzehrt hatte, ein wenig gereizt. Die Maskerade in der Maskerade, dachte er, entschlossen, auch weiterhin den Säulenheiligen zu spielen, der immun gegen al- le Versuchung war. Um ein Uhr kehrte er in frischer, geschäfts- mäßiger Stimmung heim, um Bel, wie versprochen, zum Fleet- Gefängnis zu begleiten. Es ging ihn zwar nichts an, aber am liebsten hätte Hawk Mr. Hamilton genau auseinander gesetzt, was er von seiner bodenlosen Dummheit hielt.
Belinda war morgens einkaufen gewesen, um für ihren Vater ein paar Annehmlichkeiten zu besorgen, unter anderem die ak- tuelle Ausgabe der „Times“. Während Hawks Stadtkutsche auf dem Weg ins Schuldgefängnis durch die Faringdon Street rollte, schlug sie die Zeitung auf.
„Nur ... zur Sicherheit “, sagte sie, die Klatschspalte überflie- gend.
Ihm fiel auf, dass sie ihm angespannt gegenübersaß. Hübsch wie der Frühling sah sie in ihrem hoch gegürteten blauen Kleid aus, dem kurzen Spenzerjäckchen und den weißen Handschu- hen. Sie wurde blass, faltete rasch die Zeitung zusammen und warf sie mit einer Grimasse von sich.
„Schlechte Neuigkeiten?“ fragte er.
„Wir stehen drin.“
Er schnaubte und schüttelte den Kopf. Wieso interessierte es die Leute, wer wem den Hof machte? Gab es denn gar keine Privatsphäre mehr? Als sie am Fleet ankamen, ließ sie die „Ti- mes“ in der Kutsche zurück und stieg aus. Sie hängte sich bei ihm ein, doch je näher sie dem großen Bogentor kamen, desto
zögerlicher wurde ihr Schritt.
Wenn man ihr kalkweißes Gesicht betrachtete, hätte man meinen können, sie würde zu ihrer Hinrichtung geführt. Ihr Blick wanderte die mächtigen Mauern aus behauenem Stein empor, während sie die Bänder ihres Retiküls so straff verdreh- te, dass sie beinahe rissen. Rechts ragten die festungsartigen Mauern des Gefängnishofes auf, die von Spitzen gekrönt wa- ren, damit kein Gefangener entkommen konnte. Auch die mus- terte sie voll ängstlichem Zittern.
„Komm, Belinda, ich bin sicher, dass du hier nichts zu be- fürchten hast“, sagte Hawk ein wenig ungeduldig. Ihm war nicht daran gelegen, dass die Angelegenheit länger dauerte als nötig. Das Gefängnis war ein unangenehmer Ort, und außer- dem musste er um zwei im Oberhaus sein.
Sie warf ihm einen Blick zu. Der Lakai hinter ihr, beladen mit den Mitbringseln für ihren Vater, sah starr geradeaus.
„Wir müssen nicht hineingehen, wenn du nicht möchtest“, meinte Hawk ein wenig sanfter. „Ich kann meinen Diener schi- cken ...“
„Nein, ich muss Papa besuchen“, erwiderte sie. „Ich bin doch alles, was
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