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Gaelen Foley - Knight 01

Gaelen Foley - Knight 01

Titel: Gaelen Foley - Knight 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die schöne Kurtisane
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Pferden zurückgingen.
    Er nickte. „Und du?“
    „Ach, ich bin das ja gewohnt.“ Lange starrte sie in eine Gas- se, die vor ihnen ihr pechschwarzes Maul aufriss, als führte sie direkt in die Hölle. Abwesend schüttelte sie sich. „Ich wünsch- te nur, sie hätten mich nicht so gesehen. Das gibt ihnen ein schlechtes Beispiel.“ Dann setzte sie den Reithut wieder auf und lief weiter.
    Er folgte ihr zu ihrem Pferd und half ihr hinauf, während William den nervösen Hengst beruhigte. Ein paar Minuten

später verließen sie St. Giles.
    „Man muss etwas für sie tun“, sagte Hawk ruhig.
    Belinda sah ihn an, schien ihm direkt in die Seele zu blicken. „Ich wusste, dass du ähnlich fühlen würdest wie ich. Es gibt ein paar wohltätige Vereinigungen, die diesen Kindern helfen, aber das ist nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Über den Zwischenraum zwischen ihnen hinweg ergriff er ihre Hand. Sie schaute Hawk unsicher an.
    „Nie bist du mir schöner vorgekommen als jetzt in diesem Augenblick“, murmelte er. „Ich werde mein Möglichstes tun, um ihnen zu helfen, Belinda.“
    „Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann.“ Sie drückte sei- ne Hand und ließ sie dann los, um ihr Pferd zu beruhigen. Im Knight House angekommen, küsste Belinda ihn auf die Wange und ging zu Bett. Das alles hatte sie doch sehr er- schöpft.
    Mit der Hässlichkeit dieser Welt hadernd, zog Hawk sich in seine Bibliothek zurück, strich im Vorübergehen über den Flü- gel und setzte sich an den Schreibtisch, wo er sich Fragen und Gedanken zu einer Untersuchung notierte, die sich mit den Gaunerschulen, jugendlichem Verbrechertum und dem heimli- chen Siechtum befassen sollte, das London in unmittelbarer Nähe von Carlton House, Buckingham Palace und den Stadt- palästen der Aristokratie heimgesucht hatte.
    Immer wieder ertappte er sich dabei, wie er ins Leere starrte und an Belinda dachte. Allmählich begriff er, dass ihre Ent- scheidung, Kurtisane zu werden, nicht auf Geldgier und Eitel- keit fußte, wie er anfangs automatisch angenommen hatte. Oh- ne eigenes Zutun, nur auf Grund der Unfähigkeit ihres Vaters und Dolphs Zudringlichkeit war die wohl erzogene Miss Ha- milton Schritt für Schritt auf das Niveau einer Straßenhänd- lerin herabgesunken. Wie gedemütigt sie sich gefühlt haben muss, dachte er und wand sich bei der Erinnerung an all die vielen Anspielungen, die er bezüglich ihrer Berufswahl ge- macht hatte.
    Ihm war eben nicht klar gewesen, dass ihre Wahl eine Frage des Überlebens gewesen war. An diesem Abend hatte er eine Ahnung von der vollen Bedeutung dieses Wortes bekommen. Und sie hatte bei allem, was sie mitgemacht hatte, ihr Mitge- fühl für andere nicht verloren.
    Er legte den Gänsekiel hin und stützte das Gesicht in die

Hände; er kam sich wie ein schrecklicher Heuchler vor. Wäh- rend er auf sie herabgesehen und sie als Hure verurteilt hatte, war ihr Herz vor Nächstenliebe übergelaufen – eine stille, strahlende, ungepriesene Tugend.
    Lieber Himmel, jetzt hör aber auf mit dem Unsinn, mahnte ihn plötzlich eine innere Stimme der Vernunft. Genauso hatte sich sein Vater immer angehört! Tatsächlich sah er den achten Herzog förmlich vor sich, wie er ihn wütend anstarrte. Das ist ja absurd, schien er zu sagen. Du, ein Hawkscliffe, machst dich wegen einer Demimonde lächerlich. Hör auf, diese Frau zu idealisieren und dich selbst zu quälen. Reiß dich zusammen, be- vor sie dich vollends lächerlich macht, denn das wird sie tun, wenn es so weitergeht. Dann schlug die Standuhr und vertrieb die schuldbewusste Vision vom Zorn seines Vaters. Hawk blieb mit seiner Angst vor den Gefühlen, die Belinda in ihm auslös- te, allein zurück.
    Nichts hatte sich geklärt. Das Tauziehen zwischen Herz und Verstand begann erneut. Auch jetzt noch wäre er am liebsten zu ihr gegangen. Brütend starrte er ins Kerzenlicht.
    Ich kann sie nicht als Köder benutzen, dachte er. Aber er musste doch. Und er wusste, dass er es tun würde. Bitter ver- zog er den Mund. Ansonsten blieb ihm nur übrig, vor dem Stern der Demimonde niederzuknien und zu gestehen, dass er ihr Sklave geworden sei.

12. KAPITEL
    In der sanften Hügellandschaft von Leicestershire lag die hüb- sche kleine Stadt Melton Mowbray. Die Postkutsche hielt täg- lich dort. Jeden Tag wurde der Kutscher von einem stämmigen Zehnjährigen begrüßt, der von ihm die Post und die „London Times“ für seinen Dienstherrn entgegennahm.
    Dann machte der Junge

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