Gaelen Foley - Knight 02
– nichts!“ verkündete Mitchell mit einer Grimasse.
Das also hat Caro ihnen erzählt, dachte Alice.
„Oh, Miss Alice, können Sie mir je verzeihen, dass ich Sie im Stich gelassen habe? Ich habe Ihre Ladyschaft gebeten, bei Ihnen bleiben zu dürfen, aber sie hats verboten!“ sagte Nellie ängstlich. „Dort war es so seltsam! Aber sie meinte, wenn ich ihr frech komme, würde sie mich entlassen!“
Alice bemerkte den scharfen Blick, den Peg Nellie zuwarf, konnte ihn aber nicht deuten. „Natürlich vergebe ich dir, Nellie, mir geht es inzwischen wieder gut. Danke, dass ihr euch alle solche Sorgen um mich gemacht habt. Es tut so gut, wieder zu Hause zu sein“, stieß sie hervor und drückte Mit- chells Arm, während Peg und Nellie sie beide umarmten. Rasch fasste sie sich wieder und drehte sich zu Luciens Kut- scher um. „Es ist zu dunkel zum Zurückfahren. Bitte nehmen Sie unsere Gastfreundschaft an.“ Sie wechselte einen bedeu- tungsvollen Blick mit McLeish.
„Danke, Miss“, erwiderte der Schotte und tippte sich an den Hut.
„Mitchell, wollen Sie bitte so freundlich sein, Unterkünfte für Lord Luciens Dienstboten herrichten zu lassen und ih- nen dann bei den Pferden zu helfen?“
Der Angesprochene verbeugte sich und ging rasch davon, um sich um die Unterbringung von Mensch und Tier zu küm- mern.
„Kommen Sie jetzt, ab ins Haus mit Ihnen“, verkündete
Peg energisch. „Sie haben sich kaum von dieser Tortur er- holt, da will ich nicht, dass Sie sich als Nächstes eine Grip- pe holen.“
„Ihre Ladyschaft erzählte, ein halbes Dutzend von Lord Luciens Gästen habe sich an dem Fisch vergiftet“, meinte Nellie vertraulich, als sie ins Haus gingen.
„Ja, äh, wir waren alle ziemlich krank“, antwortete Alice und verabscheute sich dafür, dass sie ihre treue Zofe und die geliebte alte Kinderfrau belog, aber was blieb ihr anderes übrig? Sie hatte nicht die Absicht, ihnen zu verraten, dass sich Lord Luzifer letzte Woche mit ihr die Zeit vertrieben hatte.
„Übrigens, wir haben die Nachbarn abgewimmelt“, be- richtete Peg. „Alle glauben, dass Sie letzte Woche mit einer Grippe im Bett gelegen haben.“
„Oh! Das erleichtert mich zwar, aber es tut mir Leid, dass ihr für mich lügen musstet.“
„Wir konnten schlecht die Wahrheit sagen, damit hätten wir ja Ihren Ruf aufs Spiel gesetzt. Und da drin haben wir et- was, was Ihre Laune bestimmt hebt“, kündigte Peg mit selt- sam aufgesetzter Fröhlichkeit an.
„Mein Lämmchen?“ rief Alice aus.
„Nein, meine Liebe – schauen Sie nur.“ Peg hielt ihr die Tür auf.
„Was ist es denn?“ Alice trat in die hell erleuchtete Ein- gangshalle und entdeckte dort sechs üppige Blumensträuße. „Oh ... wie herrlich!“ Nach dem öden grauen Tag taten ihr die prächtigen Farben und der süße Duft wohl. Sie sah Treibhausrosen und Orchideen, Nelken, Astern und Ritter- sporn. „Wo kommen die denn her?“
„Ihre Herren Verehrer haben sie geschickt.“ Peg schloss die Tür und zwinkerte ihr zu. „Sie wissen ja, wie die drei immer versuchen, sich gegenseitig zu übertrumpfen.“
„Roger, Freddie und Tom?“ fragte sie, während sie den Umhang ablegte.
„Wer sonst? Ich nenne es den Rosenkrieg“, erwiderte Peg und lachte. „Als sie von Ihrer ,Grippe’ erfuhren, waren sie angeblich ganz außer sich. Ein paar Ihrer Freundinnen ha- ben ebenfalls Blumen geschickt – Miss Patterson und die Misses Sheldon aus London.“
„Wie lieb von ihnen.“ Alice zerriss es schier das Herz, weil
sich offensichtlich so viele Leute etwas aus ihr machten. Es war schrecklich, sie anzulügen – oder eher, dass Caro sie an- gelogen hatte – , aber es musste sein, wenn sie ihren Ruf be- wahren und die Verbindung zwischen ihr und Lucien vor diesem französischen Spion geheim halten wollte. Vielleicht ist das mit der Krankheit gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt, überlegte sie, denn Lucien Knight hatte sie wie ein Fieber überkommen.
Nellie nahm den Umhang entgegen und hängte ihn auf.
„Danke. Es ist wirklich wunderbar, wieder zu Hause zu sein. Nellie, machst du bitte Tee?“
„Kommt sofort!“
„Bringst du ihn auch nach oben, wenn er fertig ist?“ frag- te Alice. „Ich bin entweder in meinem Zimmer oder bei Har- ry im Kindertrakt.“
„Oje“, murmelte Nellie und schaute Peg besorgt an.
Alice hatte das Gefühl, als bliebe ihr das Herz stehen. „Ist alles in Ordnung? Stimmt irgendetwas mit ihm nicht?“
„Es geht ihm gut, meine
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